Der Fluch des Verächters - Covenant 01
Hoch-Lord Kevins letztem Kampf. Das war eine Zeit, da waren die Greuelinger, die Zeuger der Dämondim, noch ein hohes und stolzes Volk, und die Höhlenschrate schmolzen und schmiedeten schöne Erze, um in offener Freundschaft mit allen Menschen Handel zu treiben. In jener Zeit war das Land eine große Gemeinde, und es herrschten ein König und eine Königin. Diese waren ein wohlgeratenes Paar, voller Liebe und Ehre, und viele Jahre lang hielten sie ihr Königreich in Einigkeit und Frieden. Doch mit der Zeit legte sich ein Schatten auf des Königs Herz. Er kostete die Macht über Leben und Tod jener, die ihm untertan waren, und da lernte er die Gier nach Macht. Alsbald bedurfte er des Herrschens so notwendig wie der Speise. Er verbrachte seine Nächte in dunklem Streben nach immer mehr Macht, und am Tage genoß er die Ausübung seiner Gewalt, so daß seine Gier danach wuchs und er stetig grausamer handelte, ganz wie Lust und Laune es ihm gerade eingaben. Die Königin aber sah ihres Gemahls Tun und empfand deshalb großes Leid. Ihr einziges Begehren richtete sich darauf, daß das Wohlergehen und die Freiheit der vergangenen Jahre wiederkehren möchten. Aber kein Zuspruch, keine Überzeugungskunst, kein Mittel ihrerseits vermochten den Wahn der Grausamkeit zu brechen, der den König erniedrigte. Und endlich, als sie sah, daß das geliebte Land mit Sicherheit verderben müsse, gebot sie ihrem Gemahl nicht Einhalt, da brach sie mit ihm, um seiner Gewaltherrschaft mit eigener Macht entgegenzutreten. Und daraufhin überzog Krieg das Land. Viele, die des Königs harte Knute hatten schmecken müssen, standen zur Königin. Und ebenso standen ihr viele zur Seite, die das Morden haßten und das Leben liebten. Deren höchster war Berek – der stärkste und klügste von der Königin Kämpen. Doch bedrückte Furcht vorm König das Land, und ganze Städte griffen zu den Waffen, um für ihn zu streiten, zum Erhalt des eigenen Sklaventums zu töten. Die verfeindete Ritterschaft im Lande trat zur Entscheidungsschlacht an, und zuerst wollte man meinen, die Königin werde die Oberhand erringen. Ihre Recken schlugen zu mit furchtbarer Hand, und keiner war gewaltiger als Berek, dem man nachsagte, ein würdiger Gegner für jeden König zu sein. Aber während die Schlacht tobte, zog aus dem Osten ein Schatten herauf, eine graue Wolke, und legte sich über die Streiter. Die Verteidiger der Königin verspürten ihre Herzen sich zusammenkrampfen, und ihre Kraft schwand. Ihre Widersacher jedoch erhielten aus der Wolke die Kraft von Besessenen. Sie vergaßen ihre Menschlichkeit ganz – sie hieben blindlings drauflos, griffen an mit Zähnen und Klauen, zertrampelten, zerhackten und verstümmelten, bis der Königin Recken unter ihrer grauen Wut weichen mußten, einer von Bereks Gefährten um den anderen verfiel der Verzweiflung und dem Tod. So raste das blutige Gemetzel weiter, bis Berek der letzte lebende Widerstreiter war, der dem Schatten Paroli bot. Aber er focht weiter, ungeachtet seines Schicksals und der Übermacht seiner Bedränger, und sein Schwert raffte Feinde dahin wie Herbstlaub der Sturm. Zuletzt forderte der König selbst, furchtsam und doch halb irrsinnig unterm Schatten der Wolke, Berek zum Kampfe, und sie drangen aufeinander ein. Berek führte kraftvolle Schläge mit seiner Klinge, doch der Schatten wendete das Blatt jedesmal, wenn der König in Drangsal geriet. Derartig wogte ihr Streiten hin und her, bis ein Hieb mit des Königs Axt Bereks Hand zertrennte. Da fiel Bereks Schwert aufs Feld, und er blickte um sich – blickte um sich und sah den Schatten, sah alle seine tapferen Gefährten tot auf der Walstatt liegen. Er stieß einen Schrei ungeheurer Verzweiflung aus, wandte sich ab und floh das Schlachtfeld. Er lief, gejagt vom Tode, drei Tage lang, und auf ihm lastete die Erinnerung an den Schatten. Drei Tage lang floh er – ohne zu ruhen, ohne zu rasten –, und drei Tage lang verfolgten ihn des Königs Heerscharen wie eine vielköpfige Bestie, die keucht aus Blutgier. Am Ende seiner Kräfte und in äußerster Verzweiflung kam er an den Donnerberg. Als er den mit Felsen übersäten Berghang erklomm, warf er sich auf einen großen Fels und weinte. ›Weh dir, Erde!‹ sprach er dabei. ›Wir sind überwältigt, und da ist kein Freund, um uns zu retten. Gänzlich muß nun die Schönheit aus dem Lande schwinden.‹ Da sprach der Fels zu ihm, auf dem er lag. ›Für ein Herz, das genug Weisheit besitzt, um ihn zu erkennen, gibt
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