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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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stachen aus den Seiten hervor wie Spieren, und in Flußnähe ruhte der Rumpf auf einer Landzunge aus feinem Sand, die gleich dahinter einem flachen Felsen wich, welcher bis ins Flußbett vorsprang. Um diesen Felsen beklagte sich der Mithil, als sei er verdrossen wegen dieser kleinen Einengung seiner Ufer, und sein Klagelied wehte den Hohlweg empor, wie der Wind vom Meer in einem Wrack auf den Riffen stöhnen mochte. Lena verhielt auf dem Sandstreifen. Sie kniete nieder und schaufelte eine flache Mulde in den Sand, in die sie die Glutsteine aus ihrem Leuchtgefäß füllte. Aus der offenen Mulde verbreiteten die Glutsteine mehr Helligkeit, so daß ihr gelber Lichtschein den Grund des Hohlwegs erleuchtete, und etwas später spürte Covenant die bemerkenswerte Wärme, die von ihnen ausging. Die Wärme der Steine machte ihm die Kühlheit der Nacht erst richtig bewußt; aber er fand, es war eine angenehme Nacht, um an einem Lagerfeuer zu sitzen. Er kauerte sich mit einem Schaudern neben die Glutsteine, das dem letzten beherrschten Beben vorm Ausbruch von Hysterie glich. Nachdem sie die Glutsteine in den Sand gebettet hatte, trat Lena an den Fluß. Der Lichtschein erreichte sie dort, wo sie auf dem Felsvorsprung stand, nur schwach, und ihre Gestalt war nur dunkel sichtbar; doch Covenant sah, daß sie ihr Gesicht zum Himmel erhoben hatte. Er verfolgte ihren Blick aufwärts zum schwarzen Antlitz der Berge und sah den Mond aufgehen. Entlang der Bergkämme, die mit ihren Schatten das Tal verdunkelten, ließ sein silberner Schein die Sterne verblassen; bald jedoch wich der Schatten durch den Hohlweg zurück, und Mondschein fiel auf den Fluß, gab ihm eine altsilberne Färbung. Und als sich der volle Mond von den Bergen erhob, erfaßte sein Schein auch Lena, legte einen weißlichen Schimmer wie eine Zärtlichkeit auf ihren Scheitel und ihre Schultern. So stand sie ruhig am Fluß und reckte dem Mond ihr Haupt entgegen, und Covenant betrachtete sie mit einem seltsamen, grimmigen Neid, als stünde sie an einem Abgrund, der ihm gebührte. Schließlich, als der Mondschein sich über den Fluß ausgedehnt hatte und ins Osttal vorgedrungen war, senkte Lena den Kopf und kehrte zurück in den Lichtkreis der Glutsteine. »Soll ich gehen?« fragte sie leise, ohne Covenant anzuschauen.
    Covenants Hände juckten, als wolle er sie für die bloße Erwägung dessen, hier bei ihm zu bleiben, mit Ohrfeigen strafen. Zugleich jedoch fürchtete er sich vor der Nacht; er hätte sie lieber nicht allein ertragen. Umständlich erhob er sich, ging ein paar Schritte, die ihn von ihr entfernten. Mit finsterer Miene blickte er in den Schiffsrumpf des Hohlwegs, während er sich darum bemühte, seiner Stimme einen möglichst gleichgültigen Tonfall einzuflößen.
    »Was möchtest du?« forschte er nach.
    Ihre Antwort klang gelassen und selbstsicher. »Ich möchte mehr über dich erfahren.«
    Er zuckte zusammen, zog den Kopf ein, als hätten aus der Luft Klauen nach ihm geschlagen. Dann straffte er sich mit einem Ruck wieder. »Also frage.«
    »Bist du vermählt?«
    Als er das hörte, wirbelte er herum, als habe sie ihn in den Rücken gestoßen. Unter der hellen Wut seines Blicks und angesichts seiner entblößten Zähne schwand ihr der Mut, sie schaute auf den Erdboden und wandte das Gesicht zur Seite. Beim Anblick ihrer Eingeschüchtertheit begriff er, daß seine Gesichtszüge ihn erneut im Stich gelassen hatten, denn diese verzerrte Miene des Zähnebleckens war keineswegs Absicht. Er legte keinen Wert darauf, sein Gemütsleben an die große Glocke zu hängen, sich so bloßzustellen – zumal vor Lena nicht. Doch sie brachte ihn in heftigere Nöte als alles andere, das er bisher in dieser Welt kennengelernt hatte. Er rang um Selbstbeherrschung. »Ja und nein«, schnauzte er. »Es spielt keine Rolle. Warum fragst du?«
    Während er sie anstarrte, hockte sich Lena in den Sand, kauerte sich vor den Glutsteinen auf ihre Fersen und musterte ihn mit so schrägem Blick von unten, daß er ihre Brauen zu streifen schien. Als sie nicht sofort antwortete, begann er auf dem Sandstreifen hin und her zu schreiten. Unterdessen drehte und zerrte er nervös an seinem Ehering. Ein Momentchen später antwortete Lena in gleichmütigem Ton. »Es gibt einen Mann, der sich mit mir zu vermählen begehrt. Es ist Triock, Thulers Sohn. Er umwirbt mich, obwohl ich noch nicht das Reifealter erreicht habe, damit ich keine andere Wahl treffe, wenn die Zeit kommt. Aber wäre ich jetzt im

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