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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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andere Antwort als die, daß jeder Atemzug ihm Ideen für sein nächstes Buch eintrüge. Seine Lungen knisterten von Vorstellungsvermögen und Schwung. Er lachte gedämpft vor sich hin, sobald er mehr Heiterkeit empfand, als er für sich behalten konnte. Doch Roger war sechs Monate alt, als der Roman wirklichen Ruhm erlangte; und weitere sechs Monate später hatte Covenant irgendwie noch immer nicht von neuem zu schreiben angefangen. Er hatte zuviel Ideen. Allem Anschein nach konnte er sich nicht zwischen ihnen entscheiden.
    Joan hatte für diese untätige Schwelgerei im Schöngeistigen kein Verständnis gehegt. Sie nahm Roger und ließ ihren Ehemann in ihrem kürzlich erworbenen Haus allein, wo er seine Arbeitsräume in einer nagelneu ausgestatteten, angebauten Hütte eingerichtet hatte, die zwei Zimmer besaß sowie Ausblick auf einen Bach in den Wäldern hinter der Haven Farm – ließ ihn mit der strikten Anweisung allein, mit dem Schreiben zu beginnen, während sie Roger den Verwandten vorführte. Das war der Wendepunkt gewesen, jener Moment, in dem sich der Felsklotz des Schicksals in Richtung auf seine tönernen Füße in Bewegung zu setzen anfing – mit einem Rumpeln der Warnung anrollte, um ihn so nachhaltig aus seiner Erfolgslaufbahn zu werfen, wie ein Chirurg ein Gangrän entfernt. Er bemerkte die Warnzeichen und mißachtete sie. Er hatte ihre Bedeutung nicht erkannt. Nein, statt sich nach der Ursache des noch verhaltenen Donners umzusehen, hatte er Joan zum Abschied hinterhergewinkt, bewegt von Bedauern und stummem Respekt. Er sah ein, daß sie recht hatte, daß er nicht wieder zu arbeiten beginnen würde, wenn er nicht eine Zeitlang für sich allein war; und er bewunderte ihre Fähigkeit zum Handeln, obschon sein Herz unter der ungewohnten Bürde ihrer Trennung schmerzte. Folglich kehrte er zurück zur Haven Farm, nachdem er ihrem Flugzeug hinterdreingewinkt hatte, bis es hinterm Horizont verschwunden war, schloß sich in seine Arbeitsräume ein, schob den Stecker seiner elektrischen Schreibmaschine in die Steckdose und schrieb als erstes die Widmung für seinen nächsten Roman: Für Joan, die Bewahrerin meiner Möglichkeiten.
    Seine Finger glitten unsicher auf den Tasten aus, und er mußte drei Anläufe machen, um sie sauber getippt zu bekommen. Aber er war nicht wetterfühlig genug, um das Heraufziehen des Sturms zu erkennen.
    Auch auf den dumpfen Schmerz in seinen Handgelenken und Fußknöcheln achtete er nicht, er stampfte nur mit den Füßen auf, um das Eis abzutauen, das sich daran auszubreiten schien. Und als er den gefühllosen blauroten Fleck an der rechten Hand entdeckte, nahe beim Ansatz des kleinen Fingers, verdrängte er ihn aus seinem Bewußtsein. Binnen vierundzwanzig Stunden nach Joans Abreise war er tief in die Planung seines Buches festgebissen. Durch seine Fantasie brausten Gedankenbilder wie ein Wasserfall. Seine Finger versagten, mußten sich mit den einfachsten Wörtern abplagen, aber sein Geist arbeitete tadellos. Er verschwendete keinen Gedanken daran, sich mit der winzigen Wunde zu befassen, die im Mittelpunkt jenes blauroten Flecks entstand.
    Nach drei Wochen der verschiedensten Besuche bei Familienangehörigen kehrte Joan mit Roger heim. Ihr fiel nicht auf, daß etwas nicht stimmte, ehe am Abend Roger schlief und sie im Arm ihres Mannes saß. Die Fensterläden waren geschlossen, das Haus war gegen den frostigen Winterwind verbarrikadiert, der über die Farm dahinheulte. In der ruhigen Luft ihres Wohnzimmers bemerkte sie dann den schwachen, süßlichen, ekligen Geruch von Covenants Infektion.
    Monate später, als er an die antiseptischen Wände seines Zimmers im Leprosorium starrte, verfluchte er sich dafür, seine Hand nicht mit Jod behandelt zu haben. Nicht der Verlust zweier Finger verdroß ihn so stark. Die Operation, die ihn einen Teil seiner Hand kostete, war nur ein kleineres Vorzeichen des Schicksalsschlages, der ihn aus seinem normalen Leben warf, ihn aus seiner eigenen Welt riß, als wäre er eine Art von Krebsgeschwulst. Und als seine rechte Hand in der Erinnerung an ihre verlorenen Glieder schmerzte, war der Schmerz nicht stärker als zu erwarten. Nein, er bereute seine Unvorsichtigkeit, weil sie ihn um eine letzte Umarmung mit Joan betrogen hatte. Aber an jenem letzten gemeinsamen Winterabend, mit ihr in seinen Armen, hatte er solche Aussichten nicht einmal im entferntesten geahnt. Er sprach mit gedämpfter Stimme über sein neues Buch und hielt sie an sich

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