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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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Herrenunterhemdes, denn als solches hatte sich der Fetzen erwiesen, standen noch aus. Nelly saß in Tanos Büro und fasste ihm die Situation zusammen. Wie immer, wenn ihm etwas nicht passte, stand er mit hinter dem Rücken verschränkten Händen am Fenster und schaute hinaus. Nelly schäumte vor Wut.
    »Wir hatten ihn die ganze Zeit vor der Nase. Nicht zu fassen. Dass er von seiner Großmutter aufgezogen worden war, war bekannt, aber die hieß nun mal Capitone, wer soll da was vermuten? Dass die Mutter an einer Überdosis gestorben ist, als er sieben Jahre alt war, wussten wir ebenfalls. Sie war von diesem Capitone adoptiert worden und ließ sich bei ihrem zweiten Namen nennen, Natalia. Wie sollte man ahnen, dass Natalia Capitone und Filomena Sogos ein und dieselbe Person waren?«
    Sie blickte Tano fast flehentlich an, doch der schien allzu sehr von etwas draußen vor dem Fenster eingenommen zu sein.
    »Der Vater, ein gewisser Francesco De Magistris, war ebenfalls drogenabhängig und hat ein paar Mal wegen Dealerei im Knast gesessen. Damals lebten sie in Pavia. Als die Frau blutjung starb, ist er spurlos verschwunden. Filippo hat uns angelogen, als er sagte, der Vater sei tot. Um das Kind hat er sich allerdings nie gekümmert. Die Großmutter hat es zu sich genommen und ist nach Genua gezogen. Sie hat immer hart gearbeitet, sie hat eine Schneiderei in einem Dorf im Inland aufgemacht. Anscheinend hatte sie ein bisschen Kapital, sie haben nie in Saus und Braus gelebt, aber es ging ihnen immer ganz anständig. Die Wohnung in der Altstadt hat der Großmutter gehört, er hat sie geerbt. Wenn es stimmt, was Filippo behauptet, dann hat sie ihm bis kurz vor ihrem Tod nie etwas über die Familie seines Großvaters erzählt. Sie ist vor acht Monaten gestorben, und ziemlich genau zu dem Zeitpunkt hat Filippo sich auf Basiles Stellengesuch gemeldet. Kurz darauf stirbt Giacomo Pisu. Den Rest der Geschichte kennst du.«
    Endlich riss sich Tano vom Fenster los und drehte sich zu ihr um.
    »Aber ihn sich so durch die Lappen gehen zu lassen ...« Er sah sie vielsagend an.
    »Du hast völlig recht, der hat uns alle drei an der Nase herumgeführt wie die letzten Anfänger. Aber wer hätte gedacht, dass der flink ist wie ein Frettchen und das Gerüst nur einen Katzensprung von einer benachbarten Terrasse entfernt? Außerdem, wenn er es ist, der der Pisu-Familie derart zugesetzt hat, dann ist er alles andere als der unschuldige Junge, der er zu sein schien. Außerdem war er bei den Carabinieri, ist Savate-Meister und in Ermittlungen nicht unerfahren. Das Einzige, was ich nicht verstehe, ist diese Sache im Valle della Luna. Er hat zugegeben, dass er das Gedächtnis überhaupt nicht verloren hat, sondern nicht sagen wollte, was ihm an jenem Abend passiert ist, weil es etwas mit der Familie seiner Mutter zu tun hatte.«
    Tano schnitt ihr genervt das Wort ab: »Was interessiert uns das jetzt? Der ist euch nicht nur entwischt, sondern hat sich auch noch in Luft aufgelöst. Wo zum Teufel kann der sich verkrochen haben?«
    Nelly breitete hilflos die Arme aus.
    »Wir haben mit seinem besten Freund gesprochen, der die Vermisstenanzeige aufgegeben hatte, auch mit ein paar anderen Freunden und seiner Freundin, Pardon, Exfreundin. Sie haben ihn nicht gesehen und wissen nichts. Sie sind alle geschockt, dass er polizeilich gesucht wird. Alle halten ihn für einen Musterknaben.«
    »Aber sicher. Alle sind supernormale, supertolle Musterkinder ... Hast du Exfreundin gesagt? Und zurzeit hat er keine Freundin? In dem Alter bleibt man doch nie lange allein.« Da spricht wohl die Erfahrung, was, mein Lieber? In deinem Alter auch nicht, nehme ich an.
    »Es heißt, er habe sich seit kurzem mit einer getroffen, aber keiner weiß, mit wem. Er ist in dieser Hinsicht wohl sehr verschlossen.«
    Tano blickte sie an, seine Augen waren blauer denn je.
    »Wenn das Blut von Marilena stammt und sie nicht auftaucht ... Hör mal, das musst du für dich behalten, aber wenn du mich fragst, diese Frau ist tot.« Er schüttelte den Kopf und spreizte Zeige- und kleinen Finger ab, um Unglück abzuwehren. »Ich will’s nicht beschwören, aber ich hab einfach so ein Gefühl, dass wir die nicht mehr lebend finden werden.«
    Nelly lief ein Schauder über den Rücken. »Ich bin ganz deiner Meinung. Ich hoffe nur, dass wir uns irren. Wenn nur außer dem Gefühl nicht auch noch diese seltsame Übereinstimmung wäre.«
    »Was für eine Übereinstimmung?«
    »Na ja, die

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