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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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dass sie De Magistris unter Bewachung stellen. Auf Wiedersehen, Dottore.« Schon sind sie im Flur. Basile wartet am Eingang. Er schaut sie fragend an, doch als er Nellys Gesicht sieht, sagt er lieber nichts. Sie gehen hinaus in den sonnigen Vormittag.
    »Also, Basile, der Kollege wird den Jungen unter Bewachung stellen, bis wir wissen, was sich zugetragen hat.« Der Brigadiere nickt zufrieden.
    »Dann würde ich jetzt gern ins Krankenhaus fahren, um ihn zu sehen, mich zu vergewissern, dass er es ist, und zu hören, wie es ihm geht. Es ist nicht weit.«
     
    Er ist es, Filippo De Magistris, der Junge, der verletzt und ohne Papiere gefunden wurde. Nelly beobachtet Basile, der mit dem Arzt redet. Es gibt keinen Grund zur Sorge, die Computer-Tomographie hat nichts Besonderes ergeben, noch liegt er im künstlichen Koma, doch jetzt kann Entwarnung gegeben werden, und bald wird er wieder aufwachen. Die sorgenvolle Miene des Brigadiere entspannt sich. Sein Adamsapfel hüpft auf und nieder. Nelly erinnert sich, dass Basile einmal erwähnt hatte, er und seine Frau hätten sich vergeblich ein Kind gewünscht. Die Frau war ein Jahr vor seiner Pensionierung gestorben.
    Nachdem sie Commissario Musso die Identität des Jungen bestätigt haben, verlassen die drei das große Krankenhausgebäude von Tempio. Da sie den Tag so früh begonnen haben, ist es erst elf Uhr vormittags, und Nelly ist heilfroh, sich endlich dem eigentlichen Grund ihres Hierseins zuwenden zu können, dem Dorf der Familie Pisu.
    »Jetzt fahren wir direkt nach Luras. Der Ort kann ja nicht so weit sein«, sagt sie zu den beiden Männern. Sie steigen ins Auto und machen sich auf den Weg.
    Luras ist tatsächlich ganz in der Nähe, doch nach einem Blick auf die Karte disponiert Nelly um und beschließt, zuerst nach Aggius zu fahren, das ebenfalls nur einen Steinwurf entfernt ist, und sich das berühmte Valle della Luna anzusehen, wo Filippo De Magistris gefunden wurde. Sie schlängeln sich zum Dorf Aggius hinauf, das sich an die Hänge des Monte Limbara klammert, und folgen dann der Panoramastraße ins Tal. Hinter jeder Kurve offenbart sich ein Meer aus Geröll und spärlicher Vegetation. Einige der von der Zeit und den Unbilden des Wetters geschaffenen Formationen sind wirklich imposant.
    »Eine echte Mondlandschaft, vielleicht haben sie die amerikanische Mondlandung hier gefilmt.«
    Nelly blickt sich um. Inzwischen sitzt Gerolamo am Steuer. Entlang der Straße gibt es zum Teil gar keine Vegetation, nur Geröll. Als sie eine Gruppe Camper sehen, fragt sich Nelly, woher die ihr Wasser bekommen. Vielleicht aus dem nächsten Supermarkt. Ein riesiger Hund trabt über die Straße, und Gerolamo steigt fluchend auf die Bremse. Ein Stück weiter wirkt das Tal vollkommen verlassen. Keine Menschenseele weit und breit.
    »Der Name ist wirklich passend.«
    Auch Gerolamo schweigt beeindruckt. Der Kontrast zur Küste könnte nicht größer sein. Als wäre man in einem völlig anderen Land.
    »Wenn ich recht verstanden habe, wurde er dort unten gefunden«, sagt Basile plötzlich. Gerolamo stellt den Wagen ab. Die drei folgen einem gewundenen Trampelpfad, umrunden ein paar Gesteinsbrocken und erreichen einen einzeln stehenden Felsen, der an ein menschliches Profil erinnert. Darunter öffnet sich ein Spalt. Sie blicken sich um. Einsamkeit, Stille. Nelly bückt sich und untersucht den Boden, dann macht sie Gerolamo ein Zeichen, in die Öffnung zu steigen.
    »Keine Angst, Gerolamo, in Sardinien gibt es keine Giftschlangen. Nur die argia , aber von der hat man schon lange nichts mehr gehört«, grinst Basile.
    Gerolamo sieht ihn argwöhnisch an.
    »Die Argia? Was soll das denn sein?«
    »Eine giftige Spinne oder eine Art Ameise mit magischen Kräften. Es gibt sie in drei Ausführungen, ledig, verheiratet und verwitwet, genau wie die Frauen.«
    Nelly seufzt. »Na klar, die Frauen sind der Quell allen Übels.«
    Basile lässt sich nicht aus dem Konzept bringen.
    »Ich würde sagen, es ist das Pendant zur Tarantel. Wer gebissen wird, macht eine Persönlichkeitsveränderung durch, und es gibt komplizierte Rituale – Tänze, Gesänge –, um den Familienstand der Argia herauszufinden, die ihn gestochen oder gebissen hat, und ihn von dem Übel zu befreien.«
    Unterdessen ist Gerolamo halb in den Felsspalt hinabgekraxelt. Die Neuigkeiten über die Argia scheinen ihm jedoch nicht zu behagen. Diese abergläubischen Insulaner, am Ende muss ich noch runtersteigen, weil Gerolamo die Hosen voll

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