Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
Vom Netzwerk:
Kirchenrat wußten gar nicht recht, was sie von ihm halten sollten. Nicht ganz der richtige Mann für eine konservative Gemeinde. Wissen Sie, er und Laura haben sich gegenseitig verrückt gemacht. Hier ist im Grunde nichts Ungewöhnliches passiert, wirklich nicht. Nur eine Reihe schrecklicher Tragödien. Laura konnte einfach nicht hinnehmen, daß es bloß Unfälle sein sollten; sie wollte unbedingt glauben, daß mehr dahintersteckte. Aber solche Sachen passieren eben. Manche Familien haben eine Pechsträhne, und dann ist alles wieder vorüber. « Tom saß auf ihrem Schoß, seine Finger um ihre Perlen gewunden, und hatte die Augen geschlossen. Sie streichelte ihn zärtlich. »Er ist völlig erschöpft, der arme Wurm. Ein kleiner Bruder und die Aussicht auf sein eigenes Kätzchen, wenn es alt genug ist, ohne Mutter auszukommen. Sie haben doch nichts dagegen, oder?«
    Endlich blickte Joss auf. »Natürlich nicht. Wir brauchen eine Katze. Ich freue mich sehr.«
    »Und Sie machen sich keine Sorgen mehr?«
    »Nicht, wenn die Katze schwarz ist.« Joss brachte ein Lächeln zustande.
    Janet schüttelte den Kopf. »Sie sind alle gescheckt, bringen aber genausoviel Glück.«
    Mit dem schlafenden Kind im Arm stand sie auf. »Wo soll ich ihn hinlegen?«

    »Könnten Sie ihn in sein Bett bringen? Es ist dort drüben, nach links.« Als Janet mit Tom verschwand, seufzte Joss auf. War es wirklich nur das? Einbildung? Ein abergläubischer Mann und eine hysterische Frau in einer Umgebung, in der die Fantasie Blüten treiben konnte: isoliert, gelangweilt, einsam.
    Als sie über sich plötzlich ein Geräusch hörte, legte sie den Kopf lauschend zur Seite. Waren es Mäuse, die auf dem Dachboden spielten, oder Kinder?
    Tote Kinder.
    Generationen kleiner Jungen, deren Rufe und Gelächter noch im Dachgebälk des Hauses nachhallten.
     
    »Lyn!« Joss warf ihre Arme um den Hals ihrer Schwester und drückte sie an sich. »Es tut mir so leid wegen des Wagens!«
    Lyn lächelte. »Schon vergessen. Du warst wohl ziemlich gestreßt. « Sie ließ ihre Taschen auf den Boden fallen. »Und wo ist der neueste Grant?«
    »Oben. Sie schlafen beide. Ach Lyn, ich weiß nicht, wie wir ohne dich je zurechtkommen würden!«
    »Gar nicht. So einfach ist das.« Lyn sah sie einen Augenblick an, bevor sie zur Tür ging. »Also, zeigst du ihn mir?«
    Sie standen mehrere Minuten an dem Korbbett und betrachteten das schlafende Baby. Schließlich berührte Lyn vorsichtig die winzigen Hände. Ihr Gesicht bekam einen weichen Ausdruck. »Er ist wunderschön. Du hast mich gar nicht nach Mum gefragt. «
    »Luke hat’s mir erzählt. Es ist nicht bösartig.«
    »Du hättest sie wirklich anrufen können!« sagte Lyn vorwurfsvoll. »Du hättest ihr vom Baby erzählen können!«
    »Lyn, das ging doch gar nicht!« Betroffen sprach Joss lauter als beabsichtigt, und Ned zuckte zusammen. »Seit dem Gewitter funktioniert das Telefon nicht. Das hat Luke dir doch bestimmt gesagt. Sonst wären wir doch nie ganz allein auf uns gestellt gewesen! «
    Ned stieß einen kläglichen Schrei aus, und sie hob ihn aus dem Bettchen.
    »Ach ja. Es tut mir leid. Natürlich konntest du nicht anrufen. Komm, gib ihn mir.« Lyn streckte die Arme aus. »Aber ruf
sie an, sobald du kannst, Joss. Das würde ihr so viel bedeuten. Vergiß nicht, er ist ihr Enkel.« In ihrer Stimme klang Trotz mit.
    Joss runzelte die Stirn. Lauras Enkel. Ein Sohn Belheddons.
    »Natürlich.«
     
    Joss wachte auf, sobald Ned zu wimmern begann. Einen Augenblick blieb sie in der Dunkelheit liegen und starrte zum Fenster; draußen lag der Garten im taghellen Mondlicht. In der Stille hörte sie das scharfe »Kuiet, kuiet« des Steinkauzes, bevor Ned wieder auf sich aufmerksam machte. Leise setzte Joss sich auf, um Luke nicht zu wecken, rutschte mit den Füßen über die Bettkante und griff nach ihrem leichten Morgenmantel. Es war kalt im Zimmer. Viel zu kalt. Schaudernd sah sie sich um. Lauerte er dort irgendwo in den Schatten? Toms Blechmann? Der Mann ohne Herz. Der fremde Eindringling. Der Teufel von Belheddon.
    Der Mond schien direkt in das kleine Korbbett. Ned hatte sein Gesicht vom Licht weggedreht und wirkte ganz munter. Offenbar nahm er sie sofort wahr, zog seine kleine Faust unter der Decke hervor und wedelte mit ihr in der Luft herum. Als sie ihn ansah, stieg eine Woge von so großer Liebe und Zärtlichkeit in ihr auf, daß sie einen Augenblick lang wie betäubt war. Dann nahm sie ihn in die Arme, küßte ihn innig und

Weitere Kostenlose Bücher