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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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sich um. »Das ist unmöglich. Die Gitterwand ist doch fest zu«, widersprach sie und trat einen Schritt ins Zimmer. »Ich habe Ned gestillt.« Sie fuhr Tom über den Kopf, dann hob sie die zerknüllten Laken auf. »Er muß aus dem Bett geklettert sein. Ich richte alles wieder her, dann kannst du ihn hinlegen.«
    Sie schüttelte die kleinen weißen Laken aus und bezog damit die Matratze. »Gut so? Willst du ihn wieder reinlegen?«
    »Er will nicht, Joss. Er ist zu verschreckt.« Der kleine Junge umklammerte den Hals seines Vaters. Sein Gesicht war rot vom Schreien, Tränen strömten ihm über Wangen und Nase.

    Plötzlich war auch Joss den Tränen nahe. »Luke – ich kann nicht mehr. Ich bin zu müde. Du mußt dich um ihn kümmern.« Sie sah bleich und abgespannt aus. »Geht das?«
    Luke betrachtete sie eingehend, dann nahm sein Gesicht einen weicheren Ausdruck an. »Aber natürlich, mein Schatz. Komm, ab ins Bett mit dir.«
    Erst eine ganze Weile später legte er sich neben sie.
    Joss sprach als erste. »Wie spät ist es?«
    »Ungefähr drei Uhr, glaube ich. Habe ich dich geweckt? Das tut mir leid.«
    »Ich konnte nicht schlafen«, antwortete sie. »Ich bin zu müde. Ist mit Tom alles in Ordnung? Ich verstehe gar nicht, daß er nicht alle anderen auch aufgeweckt hat.«
    »Jetzt hat er sich schon wieder beruhigt. Der arme Wurm. Joss …« Er wandte sich zu ihr und stützte den Kopf auf eine Hand. »Joss, als ich ihn gewickelt habe, hatte er überall blaue Flecken.«
    »Aber sonst war alles in Ordnung?«
    »Sonst war alles in Ordnung.«
    »Wahrscheinlich hat er sie davon, daß er aus dem Bett gefallen ist.« Vor Erschöpfung konnte sie die Worte kaum noch richtig aussprechen. »Mach dir keine Sorgen.«
     
    Am nächsten Morgen hatte sich das Gewitter über das Meer hinaus verzogen, und die Luft war frisch und klar.
    Matthew war begeistert von allem. Er stand mit seinem Bruder auf der Terrasse hinter dem Haus, atmete tief ein und strahlte. Er war so groß wie Luke und hatte die gleichen dunklen Haare und braunen Augen wie sein Bruder, war aber – ein Erbe mütterlicherseits – mit Sommersprossen übersät, wodurch er völlig sorglos und sehr frech aussah und auf Frauen unwiderstehlich wirkte. »Ich muß mich wiederholen, Bruderherz. Du bist wirklich ein Glückspilz!« Er versetzte Luke einen liebevollen Klaps auf die Schulter. »Und für Kinder ist es himmlisch. Heute morgen habe ich gehört, wie Tom auf dem Dachboden hinter meinem Zimmer gespielt hat. Ehrlich, ich wünschte, du und ich hätten so etwas gehabt, als wir klein waren!«
    »Du hast Tom auf dem Dachboden gehört?« Überrascht
blickte Luke zu seinem Bruder. »Da oben hat er eigentlich nichts zu suchen. Er ist zu klein, um im Speicher zu spielen. Wahrscheinlich hat er nach dir oder Ma gesucht.«
    »Nach Georgie. Er hat nach einem Georgie gerufen.« Mat trat auf den Rasen. »Komm, zeig mir eure Fische! Gibt es Karpfen im See?« Er ging voran, während Luke ihm nachdenklich nachstarrte.
    »Weißt du, daß Tom überall blaue Flecken hat?« Lyn war lautlos hinter ihn getreten; ihre bloßen Füße hatten auf den warmen Steinplatten kein Geräusch gemacht.
    »Ich weiß. Er ist aus dem Bett gefallen.«
    »Wann?« fragte sie entsetzt.
    »Letzte Nacht.«
    »Und wo war Joss? Warum habt ihr mich nicht geholt?«
    »Joss hat das Baby gestillt. Und ich habe dich nicht geholt, weil es nicht nötig war. Ich bin allein zurechtgekommen.« Er lächelte. »Komm, suchen wir einen Karpfen für Mat.«
     
    David sah ihnen vom Fenster des Arbeitszimmers aus zu. Als Joss hereinkam, schlug sein Herz höher. In ihrer Erschöpfung und Schwäche war sie zu einer ätherischen Schönheit geworden. Er schloß die Augen und zwang sich, jedes sinnliche Verlangen aus seinem Kopf zu verbannen und mit neutraler Stimme zu sprechen. »Die Kinder sind in Ordnung?«
    Joss nickte matt. »Die zwei Omas hüten sie. Ich dachte, ich könnte mich einen Augenblick hinsetzen.« Sie sah hinaus und beobachtete, wie Luke, Mat und Lyn durch das Gras zum Wasser schlenderten.
    »Arme Joss. Aber ich muß dich enttäuschen – keine Zeit, um dich auszuruhen. Ich möchte, daß du mit mir in die Kirche gehst. Ich möchte etwas nachsehen.«
    »Nein, David.« Sie ließ sich in einen Sessel fallen. »Ich habe dir gesagt, ich will mich jetzt nicht damit befassen. Wirklich nicht.«
    »Doch, das willst du bestimmt, Joss, weil es dich beruhigen wird.« Er hockte sich vor sie und griff nach ihrer Hand. »Ich habe gestern

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