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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Belheddon.«
    »In Belheddon.«
    Nach einer weiteren Pause fragte Joss: »Glaubst du, daß sie eine Hexe war?«
    Nachdenklich schüttelte David den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich dachte, wir würden vielleicht einen Hinweis finden. Ein Symbol auf der Grabplatte oder so etwas. Du weißt schon – so, wie man sagen kann, ob ein Kreuzfahrer Jerusalem erreichte, je nachdem, ob seine Füße gekreuzt sind oder nicht. Ich habe mich immer gefragt, ob das wohl stimmt!«
    Joss lächelte. »Du meinst, wir suchen nach einem heraldischen Hexenbesen?«
    Wieder schüttelte er den Kopf. »Damals war Hexerei nichts für die einfachen Leute, sondern eher ein Zeitvertreib der Aristokraten, das darfst du nicht vergessen. Am Hof wurden wüste Anschuldigungen ausgestoßen. Gerüchte gingen um wegen Elizabeth Woodville, der Gemahlin von Edward IV., und der Herzogin von Bedford, ihrer Mutter, und auch wegen mindestens einer seiner Geliebten, Jane Shore …«
    »Aber das war doch alles nur Teil der Kampagne Richards III. gegen die Prinzen, die Elizabeths Söhne waren.« Joss setzte sich auf die vorderste Kirchenbank.
    »Nicht nur. Elizabeth Woodville stand von Anfang an in Verdacht, weil niemand verstehen konnte, warum König Edward ausgerechnet sie geheiratet hatte. Er, ein junger, großer, gutaussehender, romantischer König, trifft mitten im Wald diese Witwe, die aus dem Haus Lancaster kommt, schon zwei Kinder hat und nicht einmal besonders schön ist, und wenige Tage später, und obwohl alle ihm abraten, ist er mit ihr verheiratet! Vielleicht hat sie ihn wirklich verzaubert.« Er lächelte. »Und da liegt unser Problem. Kein
Historiker, der etwas auf sich hält, würde so etwas glauben. Es muß etwas anderes gewesen sein. Etwas Dynastisches.«
    »Oder vielleicht nur ihre schönen blauen Augen?« fragte Joss spöttisch.
    David schnitt eine Grimasse. »Aber kein Rauch ohne Feuer. Vielleicht haben diese Frauen und andere – die Herzogin von Bedford oder unsere Margaret de Vere – wirklich einen Weg gefunden, um den Teufel für ihre Zwecke einzuspannen.«
    In der Kirche schien die Temperatur um einige Grad gefallen zu sein.
    Joss zitterte. Glaubte er das wirklich? »Das ist Satanismus, David, nicht Hexerei«, sagte sie schließlich.
    »Teufelsanbetung.« Er warf ihr einen zweifelnden Blick zu. »Du willst mir doch nicht sagen, daß du eine von diesen Frauen bist, für die Hexerei was Gutes, Liebes, Nettes ist, womit man keiner Fliege etwas zuleide tun kann, etwas Heidnisches und folglich die feministische Antwort auf die patriarchalische, misogynistische Kirche!«
    Joss lächelte. »So in etwa.« Sie starrte das düstere Kirchenschiff hinunter. »Aber nicht hier. In diesem Fall hast du wahrscheinlich recht.«
    Fast widerwillig richtete sie ihren Blick wieder auf die Grabplatte zu ihren Füßen, betrachtete eingehend die Details, die in die verflochtenen Schnörkel am Rand übergingen. Gab es da versteckte Symbole oder Hinweise, die sie nicht sehen oder nicht erkennen konnte?
    »Du glaubst also, daß sie…«, sie deutete auf den Fußboden, »… hier in Belheddon den Teufel heraufbeschworen hat.«
    »Ich glaube, daß sie vielleicht etwas Ungewöhnliches getan hat. Auf jeden Fall etwas, das Mißtrauen erregte. Ich muß erst noch ein paar Sachen nachlesen, bevor ich eine handfeste Theorie vortragen kann.«
    »Es wird schwer sein, Beweise zu finden, David.« Joss grinste ihn nachsichtig an. »Wir begeben uns hier auf ein Gebiet, auf dem du mit deinem üblichen reduktionistischen Ansatz nicht besonders weit kommen wirst.«
    Er bückte sich, um den Läufer wieder über die Grabplatte zu ziehen. »Das soll mich nicht daran hindern, es zu versuchen,
meine Gute«, lachte er. »Nicht jetzt, wo ich mich schon so ins Zeug gelegt habe.«
    Joss warf einen letzten Blick auf das kalte, hochmütige Gesicht der Frau am Boden, bevor David den Teppich darüberzog. »Es wäre wunderbar, wenn du einen Weg fändest, all das Unglück zu beenden.«
    »Wir werden’s schaffen, Joss. Du wirst schon sehen.« Er griff nach ihrer Hand. »Komm, gehen wir nach Hause.« Dabei fragte er sich, ob ihr bewußt war, wie wunderschön sie aussah. Jedesmal, wenn er zu Besuch kam – jedesmal, wenn er sie ansah – , war sie noch schöner geworden.

23
    A lice saß allein im Arbeitszimmer und las eines der Frauenmagazine, die sie Joss und Lyn mitgebracht hatte. Als Joss hereinkam, legte sie die Zeitschrift lächelnd beiseite und sah auf. »Grüß dich, mein Liebes! Wie geht’s

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