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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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verrückt! Es waren Bilder, die sie sah, die sie bis in ihre Träume verfolgten – Bilder aus irgendeiner archetypischen Welt voller Schreckgespenster, in denen Luke von allen Seiten bedroht wurde und Ned und Tom in Lebensgefahr schwebten und andere Menschen, Menschen, die sie nicht kannte, verängstigt durch das Haus liefen.
    Der junge Mann krümmte sich vor Schmerzen, Speichel lief ihm aus den Mundwinkeln, seine Hände umklammerten die ihren.
    »Katherine! Meine süße Frau! Halt mich fest.«
    »Richard!« Sie preßte ihre Lippen an seine schweißglänzende Stirn und streichelte ihn sanft.
    »Ich sterbe, Liebling.« Er würgte noch einmal, und sein Körper verrenkte sich. »Vergiß mich nicht.«
    »Wie könnte ich dich vergessen!« flüsterte sie. »Aber du wirst wieder gesund. Ich weiß, daß du wieder gesund wirst.« Sie weinte so heftig, daß sie kaum sein Gesicht sehen konnte.

    Doch er schüttelte den Kopf. Er hatte sein Schicksal in den Augen seiner Schwiegermutter gelesen. »Nein, meine Liebste, nein. Ich muß dich verlassen.«
    Als er starb, weinte auch er.
    »Ist es das Buch? Macht dir das Buch Probleme?« Er sprach leise, mit dem Mund an ihren Haaren. »Joss, nimm es nicht so tragisch, Liebes. Es ist nicht so wichtig. Nichts ist so wichtig, daß du dich davon krank machen lassen solltest.«
    In seinen starken Armen fühlte sie sich vollkommen sicher. Aber auch John Bennet war stark gewesen, und ihr leiblicher Vater allem Anschein nach ebenfalls – und was war mit ihnen geschehen? Mit einem Schauder schob sie Luke von sich. »Mach dir um mich keine Gedanken. Ich bin einfach nur dumm. Und ich schlafe nicht genug, das ist alles.«
    »Joss, du weißt, Lyn hat dir angeboten…«
    »Jaja, ich weiß schon, was sie mir angeboten hat.« Die Heftigkeit ihrer Erwiderung überraschte sie ebenso wie Luke. »Ich will aber nicht, daß sie sich ganz allein um Ned kümmert. Ich will nicht, daß sie alles für ihn tut. Ich will nicht, daß er sie für seine Mutter hält. Ich will, daß er mir gehört, Luke. Ich will mich um ihn kümmern! Sie nimmt ihn mir weg.«
    »Aber das tut sie doch gar nicht…«
    »Nein? Dann sieh dir doch an, wie die Dinge hier laufen!« Sie befreite sich aus seinem Griff und stellte sich vor den Computer. Der leere Bildschirm schien sie vorwurfsvoll anzustarren.
    »Du solltest dir ansehen, wie die Dinge laufen, Joss.« Luke klang bewußt ruhig und gelassen. »Du und ich haben Lyn als Kindermädchen angestellt. Dafür geben wir ihr Unterkunft und Verpflegung und zahlen ihr ein kleines Gehalt. Das Ganze war als Hilfe für euch beide gedacht – sie brauchte einen Job, und ich vermute, sie wollte auch eine Zeitlang von Alice und Joe wegkommen und etwas unabhängiger sein; und du wolltest Zeit, damit du dein Buch schreiben, das Haus herrichten und die Geschichte von Belheddon erforschen kannst. Nach Toms Geburt hast du dich ziemlich eingeengt gefühlt, weil du dich ständig um ihn kümmern mußtest, erinnerst du dich? Lyn bei uns aufzunehmen war kein Trick, um dir die Jungen wegzunehmen. Sie sollte
eine Hilfe für dich sein. Und wenn sie das nicht ist, dann sagen wir ihr, daß sie gehen muß.«
    Joss setzte sich an ihren Schreibtisch, vergrub den Kopf in den Händen und rieb sich dann erschöpft die Schläfen. »O Luke. Es tut mir leid. Aber ich fühle mich in letzter Zeit, als würde mein Leben mit mir davonlaufen. Als würde ich von meinem Leben beherrscht und nicht umgekehrt.«
    Er lachte. »Meine dumme alte Joss. Wenn es eine Frau gibt, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt, dann du.«
     
    Joss brachte die beiden Kinder zu Bett, und Lyn kümmerte sich um das Abendessen. Als Janet kam, saßen sie bereits alle am Küchentisch. Janet zog ihre Barbour-Jacke an der Hintertür aus und kam dann mit nassen, vom Wind zerzausten Haaren und rotgefärbten Wangen herein. »Ich habe noch etwas im Wagen für meinen Patensohn«, sagte sie als erstes, während sie bereitwillig eine Tasse Kaffee entgegennahm. »Es ist so wunderbar, daß ich es sofort rüberbringen mußte. Und seinem Bruder wird es auch gefallen, wenn er einmal alt genug ist, denke ich.«
    »Janet, Sie verwöhnen sie viel zu sehr. Zuerst Kit und Kat, und jetzt – was ist es denn?«
    Janet strahlte. »Also gut. Ich kann es ja selbst nicht erwarten. Ich bin nicht gut darin, es spannend zu machen. Kommen Sie, Luke, helfen Sie mir. Es ist im Kofferraum.«
    Ein Schwall feuchter Luft strömte ins Haus, als die beiden hinausgingen.
    Joss sah zu Lyn.

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