Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Keksdose. »Das meiste ist für dich, Tom; Sim gibst du nur ein ganz kleines Stückchen. Er wird nämlich sonst zu dick.« Sie gab ihm ein Plätzchen und wandte sich dann wieder Joss zu. »Das war kein Unfall«, meinte sie.
»Nein«, flüsterte Joss.
»Wenn Sie es nicht waren, wer könnte es gewesen sein?«
»Luke nicht.«
»Natürlich nicht Luke.«
»Und Lyn auch nicht. Oh, Janet, sie betet ihn an.«
»Aber wer dann? Und sagen Sie jetzt nicht, das war ein Gespenst, denn das glaube ich Ihnen nicht. Das hat ein Mensch aus Fleisch und Blut gemacht, Joss. Los, denken Sie doch mal nach! Er muß mit irgend jemandem gespielt haben. Was ist zum Beispiel mit diesem Jungen, Jimbo, der mit Luke arbeitet? Seine Mutter und seine Schwester waren beide ein bißchen eigenartig. Haben Sie Tom einmal mit ihm allein gelassen?«
»Das ist letzte Nacht passiert, Janet«, sagte Joss kopfschüttelnd. »Luke hat mir am Abend noch geholfen, ihn zu baden. Und da hatte er diese Flecken noch nicht. Und als Lyn ihn heute morgen anzog, waren sie da.«
»Und sie denkt, Sie sind dafür verantwortlich?«
»Ich bin der einzige Mensch, der nachts zu den Kindern geht.«
Janet stellte die Keksdose auf den Tisch und ergriff Joss’ Hände. »Joss …, wäre es vielleicht möglich, daß Sie schlafwandeln? «
Joss starrte sie an und zögerte einen Moment, bevor sie antwortete. »Nein. Nein, natürlich nicht«, sagte sie dann.
»Das klingt aber gar nicht, als ob Sie sich da so sicher wären.«
»Na ja, wie könnte ich das auch sein? Aber Luke hätte mich doch bestimmt längst gehört. Das wüßte er doch.«
»Ja, ich glaube, da haben Sie recht«, stimmte Janet zu und nahm den schweren Kessel vom Herd. »Okay. Dann versuchen wir es andersherum.« Sie goß kochendes Wasser in die Teekanne. »Was sagt denn Tom?«
Joss zuckte die Achseln.
»Haben Sie ihn denn nicht gefragt?« fragte Janet erstaunt.
»Diesmal nicht.«
»Aber Sie müssen ihn doch fragen!« Janet kniete vor dem kleinen Jungen nieder. Tom versuchte gerade zu retten, was der Labrador ihm in seiner Begeisterung von dem Keks übriggelassen hatte, aber es waren nur noch ein paar aufgeweichte Krümel. »Gib das Sim. Du bekommst einen anderen – du kannst doch nicht aufessen, wovon er schon gemampft hat.«
»Sim hat gemampft!« wiederholte Tom und kicherte. Das Wort gefiel ihm.
»Und den nächsten kannst du mampfen.« Vorsichtig schob sie noch einmal den Ärmel des kleinen Jungen hoch. »Aber hör mal, Tom Grant, du siehst ja aus, als wärst du im Krieg gewesen. Wer hat dir denn das getan?«
Tom beachtete sie kaum; er war noch ganz mit dem Hund beschäftigt. »Der Blechmann«, sagte er beiläufig.
Janet hörte ein Geräusch von Joss, das fast wie ein Schluchzen klang.
»Und wann hat dieser eklige alte Blechmann das getan?« fragte sie mit gespielter Heiterkeit weiter.
»Beim Schlafen.«
»Warum hast du denn nicht Mummy und Daddy gerufen, als er kam?«
»Hab’ ich.«
Tom holte sich einen weiteren Keks aus der Dose, die sie in der Hand hielt, und brach ihn auseinander.
»Aber sie sind nicht gekommen?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weiß nicht.«
»Was hat der Blechmann gemacht?«
»Tom weh getan.«
Janet biß sich auf die Lippe. »Hat er versucht, dich auf den Arm zu nehmen?«
Tom nickte.
»Aber du wolltest nicht mit ihm gehen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Warum denn nicht?«
»Mag ihn nicht.«
»Tom, wie sieht er denn aus? Ist er groß und stark wie Daddy?«
Tom dachte einen Augenblick lang nach, und Sim nutzte den Moment, um ihm den Keks aus seiner Hand zu stiebitzen. Dann lächelte Tom Janet spitzbübisch an. »Sim will noch Keks«, sagte er.
»Sim ist ein ewiger Nimmersatt. Erzähl mir doch mal vom Blechmann, Tom.«
»Ist wie Daddy.«
»Und wie sieht der Blechmann aus?«
»Katzenfutter.«
»Wie eine Dose Katzenfutter?« Janet blickte ihn verblüfft an und wandte sich dann Joss zu. Es fiel ihr schwer, das Lachen zu unterdrücken. »Reden wir hier über eine Gutenachtgeschichte?« fragte sie Joss.
Joss machte eine hilflose Geste. Sie lächelte, aber sie war ganz bleich im Gesicht. »Tom, erzähl Tante Janet etwas über das Gesicht
des Blechmannes. Wie sieht er aus? Hat er einen Bart, so wie der Milchmann?« Der Bart des Milchmanns faszinierte Tom endlos; er versuchte bei jeder sich bietenden Gelegenheit, daran zu ziehen.
Er schüttelte den Kopf.
»Hat er einen Hut? Einen großen Blechhut?«
Wieder schüttelte Tom den Kopf. »Einmal hat er dir ein
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