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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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gibt, würde ich auch nicht im Traum daran denken.«
    »Gut. Wir könnten nämlich auch ohne dich auskommen, weißt du.«
    Lyns Gesicht wurde dunkelrot. »Das liegt ganz bei dir«, erwiderte sie.
    »Ja.« Joss sah sie gedankenvoll an. »Ja, das stimmt.«

27
    L ukes Büro bestand aus einem alten Koffer, in dem er seine ganzen Unterlagen aufbewahrte. Ab und zu breitete er alles auf dem Küchentisch aus und stellte eine Tasse Kaffee oder einen Teller mit belegten Broten darauf, oder er behalf sich mit einem Apfel, damit nichts in Unordnung geriet. An solchen Bürotagen durfte niemand ihn stören, doch an diesem Tag ignorierte Lyn seine warnend gerunzelte Stirn und stellte sich einfach neben ihn. »Luke, ich muß mit dir reden. Und zwar jetzt, solange Joss mit den Kindern draußen ist.«
    »Oh Lyn, nicht schon wieder!« Stöhnend schob Luke einen Stapel Rechnungen beiseite und griff nach seinem Glas.
    »Doch, schon wieder. Wie oft soll ich es dir noch sagen? Es wird etwas Schreckliches passieren, und du wirst die Schuld tragen. Du siehst wirklich nicht, was sich vor deiner Nase abspielt!«
    »Ich sehe es durchaus, Lyn. Aber es passiert gar nichts. Joss kommt sehr gut zurecht. Die Kinder sind glücklich – das ist zum einen dir zu verdanken, zum anderen ihrer Mutter, die sie anbetet. Sie sind in keinerlei Gefahr, weder von seiten ihrer Mutter noch von irgendwem sonst. Und wenn du nicht andauernd mit dieser dummen Idee daherkämst und uns einfach in Ruhe lassen würdest, dann wäre ich noch um einiges glücklicher.«
    Lyn schloß die Augen und atmete tief durch. »Heute morgen hatte Tom wieder blaue Flecke am Arm.«
    »Ich habe Joss gestern abend geholfen, ihn zu baden, Lyn. Die Flecke sind noch von seinem Sturz«, sagte Luke.
    »Heute sind neue da. Luke, um Himmels willen, bitte, du mußt mir glauben. Das ist ein Hilferuf. Das hört man doch immer, wenn eine Mutter anfängt, ihre Kinder zu schlagen.«
    »Joss schlägt die Kinder nicht, Lyn!« Luke stand abrupt auf. »Ich will nichts mehr davon hören, hast du mich verstanden? Ich kann nicht glauben, was du da alles über deine Schwester sagst.«
    »Sie ist nicht meine Schwester, Luke. Darum geht es doch.« Plötzlich war Lyns Stimme eiskalt. »Das hat sie doch ganz deutlich gemacht. Sie ist die Dame des Hauses, und ich bin nicht mehr als ein ungebildetes Ding, das gerade gut genug ist, um hier als Kindermädchen zu schuften.«
    Luke starrte sie schockiert an. »Lyn! Du weißt genau, daß das Blödsinn ist! So etwas würde Joss nie im Leben denken. Wie kannst du so etwas nur glauben!«
    Lyn lachte gequält auf. »Unter den gegebenen Umständen ist das gar nicht schwierig. Ich kann’s dir auch gleich sagen, Luke, ich bleibe nur deshalb, weil ich Ned und Tom so gern habe und weil ich glaube, daß sie mich brauchen. Wenn das nicht der Fall wäre, würde ich diesen Job hinschmeißen!«
    Er starrte ihr mit offenem Mund nach, als sie hinausstürmte und die Tür hinter sich zuschlug.
    »Lyn…!« Sein Protestschrei verklang ungehört.
     
    »Meine Güte, Sie sind aber ein gutes Stück gelaufen!« Janet zog Joss in den Flur der Farm und half ihr, den Geschwisterwagen um die Ecke in die Küche zu bugsieren. »Und auch noch bei diesem Wetter.« Der Nachmittag war kalt und windig geworden;
eisiger Regen peitschte durch die graue Luft. »Sobald Sie eine Tasse Tee getrunken haben, fahre ich euch wieder nach Hause.« Sie lächelte Tom zu, als er mit vom Wind geröteten Bäckchen auf den alten Labrador zulief und ihm die Arme um den Hals schlang; der Hund war von seinem Platz neben dem Herd aufgestanden und empfing das Kind mit einem heftigen Schwanzwedeln. »Joss?« Noch bevor ihr Gast sich bückte, um Ned aus dem Berg Decken im Wagen zu befreien, der das Baby im Wagen einhüllte, bemerkte Janet die Tränen auf Joss’ Wangen. »Was ist los? Was ist passiert?«
    »Nichts.« Joss nahm Ned auf den Arm. »Lyn glaubt, ich schlage sie, Janet.«
    »Sie glaubt was?«
    »Sie meint, daß ich sie mißhandle«, brachte sie schniefend hervor. »Sehen Sie sich Toms Arm an!«
    Janet blickte ihr in die Augen und ging dann zu Tom und dem Hund. »Hier Tom-Tom, laß uns mal deinen Anorak ausziehen, und dann schauen wir nach, wo die Keksdose ist, ja?« Sie streifte ihm Handschuhe und Jacke ab und schob die Ärmel seines Hemds hoch. Am linken Arm hatte er mehrere blaue Flecke, die wie Fingerabdrücke aussahen. Sie schluckte schwer. Dann zog sie die Ärmel wieder herunter, stand auf und holte die

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