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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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sich. Die Pastete verbreitete einen immer appetitanregenderen Duft.
    »Hier?« Die Stimme am anderen Ende der Leitung war schärfer geworden.
    »Ich bin heute mittag hergefahren. Ich bin in Belheddon«, erklärte er und ließ das kleine Spielzeugauto auf dem Tisch hin und her fahren.
    »Ich verstehe.« Es entstand eine lange Pause. »Und Sie sind ganz allein dort?«
    »Luke und Joss sind nach Paris gefahren.«
    »Und die Kinder?«
    »Soweit ich weiß, sind sie bei der Großmutter.«
    »Also nicht in Belheddon.«
    »Nein. Nicht in Belheddon.« Wieder entstand eine Stille, in der die beiden Männer denselben Gedanken hatten: Gott sei Dank.
    »Mr. Tregarron.« Der Fischkutter war nicht mehr zu sehen. »Ich habe eine Idee. Vielleicht möchten Sie nach Aldeburgh herüberkommen? Es ist nur eine knappe Stunde Fahrt. Es wäre gut, wenn wir über die Sache sprechen könnten, und« – fügte Edgar
beiläufig hinzu – »vielleicht möchten Sie auch die Nacht hier verbringen.«
    Erleichtert schloß David die Augen. »Das ist nett von Ihnen. Wirklich sehr nett.«
    Er konnte dem Drang, alles stehen und liegen zu lassen und sofort in den Wagen zu springen, kaum widerstehen. Nur sein Stolz hielt ihn davon ab. Er würde noch die Pastete essen, seine Unterlagen und die mitgebrachten Bücher wieder einpacken und dann noch einmal durch das Haus gehen und alle Lichter ausschalten, bevor er sich auf den Weg machte. Sein Blick fiel auf die Whiskyflasche. Wahrscheinlich hatte er sowieso schon zuviel von dem verdammten Zeug getrunken, um sich ohne etwas im Magen ans Steuer zu setzen.
    Das Essen sah zwar erbärmlich aus, schmeckte aber gut. Er verschlang es mit herzhaftem Appetit direkt aus der Alufolie. Dann spülte er seine Gabel und das Glas ab und legte Holz im Ofen nach.
    Er zwang sich, als erstes nach oben zu gehen, um die Lichter auszuschalten und die Türen zu schließen. Das Haus war still, es wirkte fast freundlich. Doch in Joss’ und Lukes Schlafzimmer herrschte eine vollkommen andere Stimmung. Einen Augenblick lang stand er mitten im Raum und lauschte angestrengt. Die Stille war erdrückend, beinahe greifbar. Irgendwie hatte sich die Atmosphäre hier verändert – jetzt war es, als würde jemand oder etwas ihn beobachten. Er schluckte schwer. Dann ging er zur Tür, schaltete das Licht aus und trat auf den Treppenabsatz hinaus. Auch hier spürte er es: ein brütender Groll, ein Frösteln, das nichts mit der Temperatur im Haus zu tun hatte.
    Achte nicht darauf! Pack die Bücher zusammen und geh. Er legte die Hand auf das Treppengeländer und schaute nach unten. Im hellen, kalten Licht des Gangs sah er, über den ganzen Boden verstreut, Spielzeug liegen – Autos, wie das auf dem Küchentisch, Bauklötze, eine Schachtel mit Buntstiften…
    »Also gut«, sagte er laut. Seine Lippen waren ausgedörrt. »Die Botschaft ist angekommen. Ich fahre.« Er mußte seinen ganzen Mut zusammennehmen, um die Treppe hinunterzusteigen, dabei den Spielsachen auszuweichen und in Joss’ Arbeitszimmer zu
gehen. Dort blickte er sich um in der Erwartung, auch in diesem Raum habe sich etwas verändert, doch hier schien alles genauso zu sein wie zuvor. Nur das Feuer war ausgegangen, und deshalb war es kalt geworden, aber ansonsten fühlte sich das Zimmer freundlich, ja fast sicher an. Er stocherte prüfend in der Asche herum und stellte zur Sicherheit den Windschirm vor den Kamin. Dann raffte er seine Unterlagen und Bücher zusammen, ließ den Blick ein letztes Mal durch das Zimmer schweifen, schaltete das Licht aus und schloß die Tür hinter sich.
    Im Gang zögerte er einen Moment, aber schließlich bückte er sich, hob ein paar der Spielsachen auf und steckte sie ein. »Ich bring sie euch wieder, Jungs«, sagte er laut. »Will nur etwas nachprüfen. «
    Das Kichern kam von der Treppe oberhalb des Absatzes, wo alles im Dunkeln lag. Er blickte hinauf. Er wollte nicht dort hingehen, aber auch nicht davonrennen. Schließlich waren es nur Kinder! Kinder, die sich einen Scherz erlaubten. Sie konnten ihm nichts tun.
    Oder doch?
    Zögernd schaute er noch einmal nach oben. »Bis dann, Jungs«, sagte er leise. »Tschüß.«
    Er zog die Haustür hinter sich zu und hörte, wie das Schloß einrastete. Dann warf er seine Bücher und Unterlagen in den Wagen und stieg ein. Erst jetzt bemerkte er, daß er am ganzen Leib zitterte. Es dauerte einige Sekunden, bis er den Schlüssel in das Zündschloß stecken konnte. Als das Auto durch den Torbogen und auf die Auffahrt

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