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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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laut. »Jetzt komm schon – ich kann dich doch sehen!«
    Ein unterdrücktes Lachen erklang – das Lachen eines Kindes, und dann hörte er, wie jemand die Stufen hinaufrannte. Er schluckte schwer. Kinder aus dem Dorf? Oder Joss’ Gespenster? Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die völlig trocken waren. »Sam? Georgie?« Das war lächerlich. Damit bewies er nur, daß er genauso abergläubisch und einfältig war wie jeder andere Mensch, wenn es darum ging, eine Nacht in einem einsamen Haus zu verbringen, in dem es angeblich spukte. »Nun komm schon, Tregarron. Reiß dich zusammen«, fuhr er sich an. »Du mußt da hinauf. Du mußt im Haus nachsehen. Wenn das nun Diebe sind. Oder Landstreicher!« Aber er rührte sich nicht vom Fleck, seine Beine waren wie angewachsen. Im Arbeitszimmer hinter ihm war es warm und gemütlich. Sein Kaffee wurde kalt. Vorsichtig setzte er einen Fuß hinter den anderen, schlich zurück, ohne die Lichter auszumachen, und schloß sorgfältig die Tür hinter sich. Mit dem Kaffeebecher in der Hand ging er zum Telefon. Die Goodyears standen im Telefonbuch.
    »Ich wußte nicht, daß Luke und Joss verreist sind. Und so ganz allein komme ich mir hier ein bißchen dumm vor, deshalb habe ich mir gedacht, Sie könnten vielleicht auf einen Drink herüberkommen. Luke und Joss hätten bestimmt nichts dagegen.« Er blickte auf das Fenster und sah sein Spiegelbild
angespannt auf der Stuhlkante sitzen und auf die Scheibe starren. Er hätte vor dem Telefonieren die Vorhänge zuziehen sollen.
    »Aber ja, sicher.« Er versuchte, sich seine Enttäuschung und Furcht nicht anmerken zu lassen, als Roy ihm erklärte, sie würden heute abend ausgehen, und quittierte Roys Entschuldigung mit einem Lachen. »Aber das macht doch nichts. Dann eben nächstes Mal. Nein, nein. Ich fahre morgen früh wieder nach London zurück. Gute Nacht!« Mit zitternder Hand legte er den Hörer auf. Er trat ans Fenster und zog den Vorhang zu, dann ging er zum Schreibtisch und betrachtete seine akribisch geordneten Aufzeichnungen.
    Georgie!
    Entsetzt blickte er zur Tür. Die Stimme war so nah gewesen. Und so deutlich.
    Georgie!
    Er ballte die Fäuste. Das sind bloß Kinder. Die können mir nichts antun. Was sage ich denn – sie existieren doch gar nicht!
    Seine Gedanken überschlugen sich. Abergläubischer Unsinn! Idiot. Einfaltspinsel. Ich glaube das alles nicht.
    Er schob seine Aufzeichnungen zu einem Stapel zusammen, lief entschlossen zur Tür und riß sie auf. Es war niemand da. Mit schnellen Schritten ging er zur Treppe, hastete hinauf und griff oben sofort nach dem Lichtschalter. »Wo seid ihr?« rief er, noch lauter als zuvor. »Los jetzt – ich will, daß ihr sofort verschwindet! « Er betrat das Schlafzimmer von Luke und Joss. Es war ordentlich aufgeräumt, eigenartig unpersönlich ohne die beiden, und leer. Rasch warf er einen Blick in Neds und in Toms Zimmer. Auch sie waren leer. Dann ging er in Lyns Zimmer und eilte schließlich, ohne sich Zeit zum Nachdenken zu lassen, die Treppe hinauf auf den Speicher, durchsuchte die beiden Gästezimmer und blieb zuletzt vor der Tür stehen, die in die leerstehenden Räume dahinter führte. Hier nachzusehen war doch sicher überflüssig! Gar nicht überflüssig, rief er sich wütend zur Ordnung. Sei kein Esel. Er öffnete die Tür und starrte zögernd in die Dunkelheit. Anscheinend gab es hier keinen Schalter. Vielleicht hatten diese Zimmer überhaupt kein Licht. Er roch den feuchten, kalten Geruch des leeren, unbenutzten Raums und gab
sich geschlagen. Zitternd schloß er die Tür und ging zur Treppe zurück.
    Ein kleines Holzauto lag vergessen auf der obersten Stufe der Treppe. Er fühlte, wie ihm die nackte Furcht über den Rücken und bis über die Arme kroch. Ein paar Augenblicke zuvor war das Auto nicht dagewesen. Er hätte es gar nicht übersehen können; er wäre darüber gestolpert. Entsetzt starrte er das Auto an, bis ihn endlich die Neugier packte und er das Spielzeug aufhob. Es war ungefähr zehn Zentimeter lang und fünf Zentimeter hoch, sehr einfach gearbeitet und blau gestrichen, doch stellenweise war die Farbe bereits abgeblättert. Er drehte und wendete es in den Händen, steckte es dann in die Hosentasche und rannte die Treppe hinunter, ohne ein Licht auszuschalten.
    Der Herd in der Küche war inzwischen heiß genug, um etwas in die Backröhre zu schieben. Im Gefrierfach fand David nach einigem Wühlen ein in Aluminiumfolie gewickeltes Päckchen mit der

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