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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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der Jungfrau mit dem Kind empor. Irgendwie hatte sie das sichere Gefühl, daß ihre Mutter an genau dieser Stelle gebetet hatte.
     
    In Belheddon, in der eisigen Dunkelheit der verschlossenen Kirche, lag ein frischer Zweig weißer Rosenknospen auf dem steinernen Regal vor der Gedenktafel für Katherine de Vere.

34
    » E dgar?« David stieß die Tür zum Gang weiter auf. »Edgar? «
    Er konnte jemanden lachen hören, das Gelächter einer Frau. »Edgar? Wo sind Sie?« Er stand in der Tür zum großen Saal. Das Kruzifix und die Kerzen auf dem Tisch waren umgestürzt, so daß blaues Wachs auf die schwarze Eichenplatte geflossen und auf die Steinplatten am Boden getropft war. »Edgar?« Seine Stimme wurde schärfer. »Edgar, wo sind Sie? Ist alles in Ordnung? « Er trat in den Raum hinein; sein Mund war ausgetrocknet. »Edgar?« rief er lauter. Es war sehr still im Zimmer – zu still, fast als würde jemand ihm zuhören. Er holte tief Luft und spürte, wie sich seine Schultern verspannten. »Edgar!« Diesmal war seine Stimme etwas leiser. Langsam drehte er sich um, sah prüfend in die dunklen Ecken des Zimmers, auf die Sessel, die Truhen, und beinahe unwillkürlich wanderte sein Blick zu den dunklen Schatten hinter den Vorhängen, wo sich jemand – irgend jemand – verbergen konnte.
    Es war niemand da. Er trat näher zum Kamin, und plötzlich bemerkte er, daß etwas in der Asche lag. Er bückte sich und griff danach. Es war eines der kleinen silbernen Gefäße aus Edgars Tasche.

    Er wirbelte herum, schritt zur Treppe und sah hinauf. »Edgar? Sind Sie da oben?«
    Seine Hand hielt den Geländerpfosten umklammert. »Edgar!«
    Die Stille war beängstigend. Er sah sich um und tastete nach dem Lichtschalter. Die Treppe verlor sich in der Dunkelheit; jenseits der Biegung konnte er nichts mehr erkennen. »Edgar?« Er nahm allen Mut zusammen und setzte einen Fuß auf die unterste Stufe.
    Jetzt erscholl das Gelächter hinter ihm. Wieder wirbelte er herum und rannte in den Saal zurück. »Wer ist da? Wer ist das? Edgar, wo sind Sie? Um Gottes willen, sagen Sie etwas!«
    Es war ein melodisches Lachen, reizvoll, heiser, das Lachen einer Frau, die sich ihrer einstigen Schönheit bewußt war. Er schluckte schwer, ballte die Hände in den Taschen zur Faust und kämpfte gegen seine aufkommende Panik an. »Was hast du mit ihm gemacht?« schrie er plötzlich. »Was hast du mit ihm gemacht, du boshaftes Weib?«
    Stille, eine angespannte, erwartungsvolle, lauschende Stille.
    Er machte auf dem Absatz kehrt. Mit zwei Schritten war er wieder im Gang am unteren Ende der Treppe. Er riß die Tür zum Arbeitszimmer und dann zum Eßzimmer auf. Nirgendwo war jemand zu sehen. Dann fiel sein Blick auf die Kellertür. Der Schlüssel steckte im Schloß, und die Tür stand einen Spaltbreit offen. »Edgar!« Er stieß die Tür auf und suchte nach dem Lichtschalter.
    Edgar lag zusammengekrümmt unten an der Treppe. »Guter Gott!« David rannte hinab. Der alte Mann lebte noch; David hörte, wie sein Atem bemüht und keuchend ging, und sah, daß sein Gesicht eine fahlgraue Farbe angenommen hatte. »Edgar, was ist passiert? Hören Sie, ich hole Hilfe!«
    Hastig lief er die Treppe hinauf in die Küche. In kürzester Zeit hatte er die Notrufnummer gewählt, dann riß er die Tür auf und rannte in den Hof. »Jimbo?« Bitte, lieber Gott, mach, daß er noch hier ist. »Jimbo? Schnell!«
    Jimbo erschien in der Tür der Remise und wischte sich die ölverschmierten Hände an einem alten Lumpen ab. »Was ist?«
    »Schnell, ein Unfall! Ich habe den Krankenwagen gerufen. Komm und hilf mir!«

    Dann rannte er in die Küche zurück.
    Jimbo folgte ihm auf den Fersen. »Haben Sie den Arzt geholt? Der kommt viel schneller als der Krankenwagen.«
    »Kannst du das machen? Ich weiß seine Nummer nicht. Und danach komm und hilf mir. Im Keller.«
    Als er durch den Gang lief, griff er zwei Mäntel von der Garderobe und stürzte in den Keller zurück. »Edgar? Edgar, hören Sie mich?« Er wollte den Kopf des Mannes nicht bewegen, denn der Hals schien seltsam verzerrt. Deshalb widerstand er dem Drang, ihm etwas Bequemes unterzulegen, sondern deckte Edgar nur mit den Mänteln zu und berührte ihn sanft an der Hand. »Der Krankenwagen ist unterwegs, und der Arzt auch. Geben Sie nicht auf. Es wird alles wieder gut.« Er sah, wie die Augenlider des alten Mannes zuckten. Er versuchte zu sprechen.
    »Alter…«, Edgar rang nach Luft, »… schützt vor Torheit nicht. Ich dachte, ich

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