Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Grimasse. »Danke.«
»Wenn ich Sie wäre, würde ich wirklich Mr. Wood holen«, erklärte Fred Cotting noch einmal, als er David die Tür öffnete, und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Sie sollten nicht allein dorthin, nicht jetzt.«
David nickte. Er brauchte nicht eigens daran erinnert zu werden.
»Tun Sie’s, wirklich. Das Pfarrhaus ist da oben links. Hinter der Straßenlampe. Sehen Sie’s?« Er war mit seinen Pantoffeln auf den Pfad hinausgetreten.
David nickte wieder. »Danke. Vielleicht gehe ich wirklich zu ihm.« Dann sah er zu, wie Jimbos Vater ins Haus zurückkehrte
und die Tür hinter sich schloß, so daß der kleine Garten plötzlich im Dunkeln lag.
Der schwarze Schlüssel zu Belheddon Hall fühlte sich in seiner Hand schwer und kalt an. Er hielt ihn vor sich und betrachtete ihn, dann wandte er sich von seinem Wagen ab und ging rasch die Straße hinauf. Sie hatten recht. Das war die Aufgabe des Pfarrers.
35
D urch das Fenster hatte Mary Sutton erst das Auto des Arztes und dann den Krankenwagen abfahren gesehen. Noch lange danach blieb sie stehen und blickte über den Anger auf Belheddon Hall, bis sie zum Telefon schritt, nach dem Hörer griff und wählte. Sie ließ es lange läuten, aber niemand hob ab, und schließlich legte sie wieder auf. Sie schlurfte in die Küche und öffnete die Tischschublade, schob die Küchenmesser, Löffel und Schöpfer, die alte Reibe, die gebrauchten Korken, die Spieße und Schäler beiseite und fand endlich, wonach sie suchte – einen Schlüssel. Einen großen, altmodischen Schlüssel. Den Schlüssel zur Vordertür von Belheddon Hall. Er lag schwer und kalt in ihrer Hand. Gedankenverloren betrachtete sie ihn mehrere Minuten lang, dann steckte sie ihn mit einem Seufzen in die Rocktasche und ging in den Flur. Sie nahm ihren Wintermantel und ihren Schal von der Garderobe, zog beides an und machte sich auf den Weg.
Das Schloß war rostig geworden, nur mit Mühe ließ sich der Schlüssel umdrehen, aber mit beiden Händen gelang es ihr schließlich, und dann drückte sie mit aller Macht gegen die schwere Eichentür.
Es herrschte eine seltsame Atmosphäre in dem Haus. Sie blieb stehen und witterte wie ein Hund. Es roch nach Schwefel, Blut und Bösem.
»Georgie? Sam?« Ihre Stimme zitterte. »Robert? Kinder, seid ihr da?«
Die Stille, die als Antwort kam, war plötzlich erfüllt von gespannter Aufmerksamkeit.
»Jungs? Ich bin’s, Mary. Beschützt mich, Jungs.« Mit festen Schritten ging sie zur Tür, die in den großen Saal führte, eine kleine, entschlossene Gestalt in einem knöchellangen Rock und dicken Wollstrümpfen. An der Tür streckte sie die Hand nach oben und schaltete das Licht an.
Sie hatten einen erneuten Exorzismus versucht. War es also der Pfarrer gewesen, den sie zum Sterben in der Ambulanz weggefahren hatten? Für Mary bestand kein Zweifel, daß er tot war. Sie konnte den Tod im Raum riechen.
Sie ging zum Tisch und starrte auf das Kruzifix, die Kerzen, die blauen Wachsflecken und schüttelte dann langsam den Kopf. Die heiligen Dinge besaßen die notwendige Kraft – wenn die Leute nur gewußt hätten, wie man sie heraufbeschwört. Der Gott war allmächtig; schwach waren nur seine Diener.
Früher hätte sie die Utensilien – die Oblaten und den Wein – vielleicht selbst an sich genommen und sie verwendet; nicht für etwas wirklich Böses, das nicht, aber um ihre eigenen kleinen Zaubersprüche zu sprechen. Doch diese Zeiten waren vorbei; damit hatte sie abgeschlossen.
Mary sah sich um und lauschte. Das Haus war still. Sie beobachteten, was sie als nächstes tun würde.
In der Flasche war nur noch sehr wenig Weihwasser. Sie träufelte es in einem Ring um den Tisch und trat in den Kreis hinein – er war beschützend, mächtig, sicher wie eine Steinmauer. Dann griff sie nach der Aktentasche und packte rasch das Kruzifix, die Kerzenleuchter und die leeren Gefäße hinein. Die Oblaten und das Salz wickelte sie in ihr sauberes Taschentuch und steckte es in ihre Manteltasche. Die Flasche mit dem Wein steckte sie unter ihren Mantel, und dann legte sie die Aktenmappe unter eine Truhe. Schließlich richtete sie sich wieder auf.
»So, Madame, mit den Sachen treiben Sie keine Spielchen mehr. Für heute habt Ihr genug Schaden angerichtet, finde ich.« Ihre Stimme hallte energisch durch den Raum. »Laßt die Grants in Ruhe. Sie wissen nichts von der Vergangenheit!«
Sie blieb in dem schützenden Kreis stehen und horchte.
Es kam keine Antwort. Sie trat
Weitere Kostenlose Bücher