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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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ich. Das Alter verleiht einem den trügerischen Anschein, erfahren und weise zu sein. Und jetzt…« Ächzend erhob er sich aus dem Sessel. »Jetzt höre ich auf, großartig daherzureden, und hole uns eine Flasche Wein, während ihr grandemère anruft und fragt, ob es euren Babys gutgeht. Und danach können wir alle entspannen und uns überlegen, was wir morgen machen wollen.«
    Luke wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte, bevor er sagte: »Er ist ein unglaublich netter Mann. Deine Mutter hatte wirklich Glück, ihn zu finden.«
    »Das stimmt.« Joss kauerte sich auf das Sofa und drückte ein Kissen an sich. »Ich bin völlig durcheinander, Luke.«
    »Aber glücklicher, hoffe ich.«
    »Ich glaube schon.« Als er nach dem Hörer griff und die Nummer wählte, rieb sie sich hilflos die Augen.
    Katherine
    Eine Katherine aus dem Mittelalter mit langen, wilden Haaren und bauschigen Gewändern. Und eine moderne Katherine. Eine Katherine in Stöckelschuhen, mit kunstvoll zerzauster Frisur und rotem Lippenstift; eine Katherine, die nach Orly fliegen konnte, genau wie sie und Luke, nicht auf einem Besen, sondern in einem Flugzeug. Waren es zwei verschiedene Frauen, oder die gleiche? Das würde sie nie herausfinden.
    Katherine
    Das Echo in ihrem Kopf wollte nicht verschwinden; es war ein Echo aus der Vergangenheit, ein Echo, in dem Lachen mitschwang…
    Jetzt erst bemerkte sie, daß Luke den Hörer aufgelegt hatte. Er sah nachdenklich aus. »Lyn ist gestern mit den Jungs nach Belheddon zurückgefahren«, sagte er langsam.
    Joss wurde bleich. »Warum?«

    Er atmete tief ein. »Mum sagt, daß sie immer widerspenstiger und besitzergreifender geworden ist; sie wollte sich nicht helfen lassen, keinen Rat annehmen und hat allem und jedem widersprochen. « Er zog eine Augenbraue hoch.
    »Das kennen wir doch«, meinte Joss mit finsterer Miene. »Das Mädchen ist wirklich dumm! Wie kann sie es nur wagen! Luke, was machen wir bloß?«
    »Sie anrufen. Nein…« Er hob die Hand. »Laß mich das machen. Du wirst nur heftig und machst alles noch schlimmer.«
    »Aber sie darf nicht da bleiben, Luke! Sie muß die Jungs aus dem Haus bringen. Sag ihr, sie soll zu Janet gehen. Janet hat bestimmt nichts dagegen…«
    »Laß mich mit ihr reden, zumindest zuerst.« Er wählte mit dem Hörer am Ohr.
    Katherine
    Das Echo in ihren Ohren war lauter, das Lachen wilder; eine mittelalterliche Katherine und eine moderne Katherine. Zwei Frauen mit denselben Augen, denselben roten Lippen, demselben wilden Haar, zwei Frauen, die Rache üben wollten.
    Joss rutschte vom Sofa und stellte sich neben Luke. Sie hörte, wie das Telefon am anderen Ende läutete und läutete. Niemand hob ab.
    Hinter ihnen erschien Paul mit einem kleinen Tablett. Er blieb einen Augenblick in der Tür stehen, dann stellte er es ab. »Was ist passiert? Kommt ihr nicht durch?«
    »Lyn ist mit den Jungen nach Belheddon zurückgefahren.« Joss biß sich auf die Unterlippe. »Und dort hebt niemand ab.«
    »Gibt es Nachbarn, die ihr anrufen könnt?« schlug Paul vor. »Es gibt bestimmt keinen Grund zur Sorge.« Er legte Joss einen Arm um die Schultern.
    »Janet. Ruf Janet an«, sagte Joss und stieß Luke in die Rippen.
    »Schon gut, schon gut. Warte.« Er legte den Hörer auf die Gabel und nahm ihn wieder ab. Auch in Janets Haus klingelte das Telefon endlos, ohne daß jemand antwortete.

37
    K at hatte zusammengerollt am Ende von Lyns Bett gelegen. Jetzt stand sie auf, starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die halb geöffnete Tür, machte einen Buckel und fauchte wild. Im Bruchteil einer Sekunde war sie vom Bett gesprungen, durch die Tür verschwunden und in einem Knäuel von gelbem, schwarzem und weißem Fell die Treppen hinuntergesaust.
    Lyn wachte schlagartig auf; das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie lauschte angestrengt und konzentrierte sich auf die Tür. Hatte eines der Kinder geschrien? Sie hatte die Türen einen Spaltbreit offen gelassen, um zu hören, wenn Ned oder Tom rief.
    Es war sehr still im Haus. Ihr Blick wanderte zum Fenster. Sie hatte die Vorhänge nicht ganz zugezogen und konnte durch den Spalt den vom Mondlicht erleuchteten Himmel sehen. Draußen mußte es eisig kalt sein, und außerdem schien völlige Windstille zu herrschen. Sie blieb noch eine Weile liegen, dann steckte sie widerwillig die Füße aus dem warmen Bett und griff nach ihrem Morgenrock.
    Das Licht im Flur hatte sie brennen lassen. Sie ging durch Joss’ und Lukes leeres Zimmer, wo die Gardinen offen

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