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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Namens …
    Mit Tränen in den Augen legte Joss das Buch beiseite. Ein Schauder durchfuhr sie. Also hatte ihre Mutter genau gewußt, worin die Gefahr in Belheddon bestand, und sich schließlich schuldig gefühlt, ihr das Haus zu hinterlassen. Sie hatte sogar überlegt, das Testament zu ändern. Aber hätte ihre Mutter das wirklich getan, dachte Joss seufzend, hätte es keine Geschichte gegeben, keine Familie, kein Zuhause nach dem Bankrott von Lukes Firma, keine Autos, kein Geld. Sie verzog das Gesicht und wischte sich die Tränen ab. In Belheddon gab es so viel Wunderbares.
    Die Gefahr mußte doch irgendwie zu bannen sein. Sie seufzte erneut. Zumindest waren die Kinder in Sicherheit. In keinem Fall durften sie zurück nach Belheddon, bevor die Schwierigkeiten vorüber waren.
    Sie nahm das Tagebuch wieder zur Hand und blätterte fast ängstlich zu den letzten Seiten.
    Die Schmerzen werden mit jedem Tag schlimmer. Bald werde ich sie vor Paul nicht mehr verbergen können und mit dem Schreiben aufhören müssen. Ich muß dieses Buch und alles andere verbrennen, bevor ich dafür zu schwach oder zu verworren werde.
    Joss hielt inne. Es war also nie ihre Absicht gewesen, daß jemand diese Zeilen las. Einen Moment lang verspürte sie Gewissensbisse, aber dann las sie weiter.

    Ich habe Angst davor, daß er – Edward – auf mich wartet, wenn ich sterbe. Aber wie kann er das, wenn er an die Erde gebunden ist? Wird Philip da sein und meine Jungen? Oder sind auch sie in Belheddon gefangen?
    David und sie hatten also doch recht gehabt! Es war Edward. Edward IV. von England, und unwissentlich hatte sie ihren jüngeren Sohn nach ihm benannt. Schaudernd blätterte Joss weiter. Es folgten mehrere dicht beschriebene Seiten, auf denen die Handschrift immer unleserlicher wurde, bis sie zur letzten Seite gelangte.
    Nun bin ich in die katholische Kirche aufgenommen, und Paul und ich haben schließlich und endlich geheiratet. Ich habe alles getan, was in meiner Macht steht, um meine Seele zu retten.
    Eine fahrige Tintenspur zog sich über das Papier, so als ob ihre Hand zu schwach gewesen war, den Füller richtig zu halten. Dann kam der letzte Eintrag.
    Ich war mir so sicher, daß sie niemals das Wasser überqueren könnte.
    Katherine
    meine Nemesis …
    Das war alles. Joss legte das Buch auf die Knie und starrte in die Flammen.
    Katherine.
    Der Name, der durch ihren Kopf und durch die Geschichte des Hauses hallte. Ich war mir so sicher, daß sie niemals das Wasser überqueren könnte. Was sollte das heißen? Daß sie nach Frankreich gekommen war? Daß sie Laura hierher gefolgt war?
    Das Wasser überqueren – was hatte es damit auf sich? Hieß es nicht, daß Hexen kein Wasser überqueren konnten? Aber die Hexe war doch Katherines Mutter! Warum sollte Katherine hierherkommen? Was wollte sie von Laura?

    Es dröhnte in ihrem Kopf. Müde ließ sie ihn auf die Knie sinken; das Buch glitt zu Boden und blieb geöffnet, mit dem Rücken nach oben, auf dem Teppich liegen. Sie konnte das langsame, hypnotische Ticken der hohen Standuhr im Flur hören; es war beruhigend. Die Scheite im Kamin knackten gelegentlich, und das Feuer umhüllte sie mit Wärme und einem wunderbaren Duft. Sie schloß die Augen und lehnte den Kopf gegen das Kissen.
    Komm zurück zu mir, Katherine, Liebe meines Lebens und mein Schicksal…
    Der Schrei riß sie angsterfüllt aus dem Schlaf; er war so laut gewesen, so verzweifelt.
    Es war ein Traum, sonst nichts. Ein Alptraum, hervorgerufen durch die Tagebücher, die sie gelesen hatte. Sie nahm das Buch und drückte es an sich. Die arme Laura. Hatte sie vor ihrem Tod Frieden gefunden? Paul hatte gesagt, sie sei hier, in diesem Haus, gestorben, und in den letzten Tagen rund um die Uhr von einer Krankenschwester gepflegt worden. Ein ruhiges Ende, sagte er, obwohl sie keine Schmerzmittel mehr haben wollte. Er hatte bei ihr gesessen, hatte ihre Hand gehalten, und sie hatte ihn angelächelt, bei völlig klarem Verstand, bevor sie zum letzten Mal die Augen schloß. Sollte sie jemals den Namen eines Fremden gerufen haben, so hatte Paul nichts davon erwähnt.
    Im Versuch, ihre Melancholie abzuschütteln, zog Joss das kleine Schmuckkästchen zu sich und öffnete es. Auf dem verblichenen blauen Samtpolster lagen mehrere sehr schöne Stücke – eine Perlenkette, einige Edelsteine, mehrere Broschen und ein halbes Dutzend Ringe.
    Die Dämmerung brach schon herein, als Paul und Luke zurückkamen. Sie glühten förmlich vor Kälte und

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