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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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lachten fröhlich, weil sie sich bereits darauf geeinigt hatten, eine englische Tasse Tee zu trinken. Von der Tür aus sah Paul zu Joss, die am Feuer saß. Er konnte sie im Dämmerlicht kaum ausmachen. » Ma chère Jocelyn, es tut mir leid. Haben Sie geschlafen?«
    Sie schloß kurz die Augen, um sich zu sammeln, und stand dann lächelnd auf. »Nein. Ich habe nur geträumt und war vielleicht ein bißchen traurig.«

    »Ah. Vielleicht hätten wir Ihnen länger Zeit lassen sollen, um Ihre Schätze anzusehen.« Er kam zu ihr, legte einen Arm um sie und drückte herzlich ihre Schultern. »Laura hätte nicht gewollt, daß Sie traurig sind, Jocelyn. Sie war glücklich in Frankreich.«
    »Wirklich?« Joss hatte nicht beabsichtigt, daß ihre Frage wie eine Anschuldigung klang. »Sind Sie sicher? Sind Sie sicher, daß sie ihre Dämonen nicht mit herbrachte?« Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Dämonen?« wiederholte er.
    Sie deutete auf das Tagebuch am Boden. »Haben Sie ihre Einträge nicht gelesen?«
    Einen Moment lang sah er irritiert aus, dann setzte er sich langsam hin. »Jocelyn, vielleicht überrascht es Sie, aber nein, das habe ich nie. Laura hat mich gebeten, sie zu verbrennen, und das wollte ich eigentlich auch tun. Ich habe all ihre Sachen in die Kiste gepackt, um sie in den Garten zu tragen und zu verbrennen, aber dann brachte ich es doch nicht übers Herz. Schließlich habe ich die ganze Kiste aufbewahrt – vielleicht wollte ich irgendwie, daß Sie eine Entscheidung treffen, wenn Sie kommen«, sagte er achselzuckend. »Ich weiß es nicht. Aus welchen Gründen auch immer, die Sachen waren für Sie da. Aber mir stand es nicht zu, sie zu lesen.«
    »Obwohl Sie ihr Ehemann waren.«
    »Ja.« Er lächelte ernst.
    Joss sah zu ihm hinauf. »Sie haben erst kurz vor ihrem Tod geheiratet. «
    Er nickte. »Also hat sie davon geschrieben.«
    »Und daß sie zum Katholizismus übergetreten ist.«
    Seufzend lehnte er sich im Sessel zurück und starrte zur Decke hinauf. Joss war sich bewußt, daß Luke schweigend am Fenster stand. Niemand hatte eine Lampe angemacht, so kam das einzige Licht von dem ersterbenden Feuer und dem fahlen Streifen des Abendhimmels. »Ich bin nicht religiös. Ich habe sie nicht dazu überredet – weder zur Heirat noch zum Unterricht beim curé –, sie selbst wollte es so. Natürlich habe ich sie gefragt, ob sie mich heiraten will, als sie nach Frankreich kam, aber sie wollte nicht, und hier hat sich niemand daran gestört – niemand hat Fragen gestellt. Wir waren beide ungebunden – ich glaube, ich habe
Ihnen schon gesagt, daß es ihr vielleicht gefiel – wie sagt man? –, diese Ungehörigkeit. In England war sie immer eine echte Lady gewesen.« Ein breites, warmes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, je mehr er sich in seinen Erinnerungen verlor. »Aber zum Ende, als sie krank wurde, glaube ich, hatte sie ein bißchen Angst. Verstehen Sie mich nicht falsch. Sie war eine sehr tapfere Frau, Ihre Mutter. Sehr tapfer. Als die Schmerzen kamen, hat sie nicht geklagt, nie. Aber da war etwas, etwas da draußen…« Er machte eine Geste auf den Himmel. »Etwas, das sie immer verfolgt hat; das, was sie mit ihrem Besuch in Sacré Cœur bekämpfen wollte. Eine Zeitlang blieb es fort; sie dachte nicht mehr daran. Aber eines Tages kam ich nach Hause, und sie saß im Dunkeln am Feuer, ganz so, wie Sie jetzt. Und sie weinte und sagte mir, die Gespenster wären ihr nach Frankreich gefolgt. Zuerst sind sie nur in ihren Träumen gekommen, und dann wurden sie immer stärker.«
    »Nein.« Luke kam zu ihnen herüber. »Entschuldigung, Paul, aber wir haben jetzt genug von diesen Gespenstern. Ihretwegen sind wir überhaupt nach Frankreich gekommen.«
    Paul drehte sich um. »Machen Sie das Licht an, mein Freund. Ziehen Sie die Vorhänge vor. Damit wir sehen, was wir tun.« Dann wandte er sich wieder an Joss. »Möchten Sie jetzt darüber reden?«
    »Luke, es ist wichtig«, sagte sie entschuldigend und fuhr dann fort: »Paul, ich muß es wissen. Hat sie gesagt, wer sie verfolgte?«
    »Der Geist ihres Liebhabers.«
    Schockiert starrte Joss ihn an. »Ihres Liebhabers?«
    »Das hat sie gesagt.«
    »Sie hatte einen Liebhaber!«
    »Warum nicht. Sie war eine schöne Frau.«
    »Aber ich dachte…« Sie schüttelte den Kopf, als versuchte sie, ihre Gedanken zu ordnen. »Ich dachte, es wäre ein Gespenst. Ein richtiges Gespenst. Aus der Vergangenheit.«
    Wieder lächelte er. »Alle Gespenster sind aus der

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