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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Nacht war friedlich verlaufen, aber heute morgen – sie kaute auf ihrer Unterlippe, als sie daran dachte –, als sie die Tür zu Neds Zimmer aufgesperrt hatte, lag er zufrieden krähend in seinem Bett und spielte mit einem kleinen Holzelefanten, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Stimmt was nich?« Dem stets aufmerksamen Jimbo war ihr plötzliches Schweigen nicht entgangen.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Na gut.« Offenbar wollte er nicht in sie dringen. Er stand auf und leerte seine Tasse. »Jetzt mach ich mich besser an die Arbeit. «
    »Und der Toast?«
    »Den nehm ich mit, wenn’s recht ist.« Er bestrich die Scheibe mit etwas Honig und ging zur Tür, aber im allerletzten Augenblick drehte er sich noch einmal kurz um. »Und bei Ihnen ist wirklich alles in Ordnung?«
    »Das hab ich doch schon gesagt!«
    »Ja. Na gut.«
    Nachdem er gegangen war, blieb sie eine Zeitlang reglos stehen, dann schüttelte sie den Kopf und zuckte hilflos die Achseln.
    Tom sah zu ihr auf und hielt im Kauen inne. Er fand es komisch, daß Tante Lyn nicht die Frau bemerkte, die hinter ihr stand; es war die Frau, die Ned auf den Dachboden getragen und ihm gewinkt hatte, er solle ihr folgen. Den Blechmann hatte sie letzte Nacht auch nicht gesehen. Er biß nachdenklich in seinen Toast. Wenn Tante Lyn keine Angst hatte, mußte es ja wohl in Ordnung sein.
     
    »Du kommst doch sonst nicht mittags nach Hause. Was’n los, Junge?« Jimbos Vater saß am Küchentisch und las die Zeitung; um ihn herum standen noch die Behälter ihres gestrigen Abendessens, das sie sich beim Imbiß geholt hatten.
    »Ich muß mit Nat reden. Hast du ihre Nummer?«

    »Laß deine Schwester in Ruhe, Jim. Das fehlt ihr noch, daß du sie bei der Arbeit anrufst.«
    »Sie hat gesagt, ich kann sie immer anrufen. Und das ist wichtig. Da oben im Haus gibt’s Schwierigkeiten, und ich finde, sie soll rüberkommen und mit ihnen reden.«
    »Nein. Halt dich da raus.«
    »Dad, hör zu. Es sieht schlimm aus. Die Kinder sind in Gefahr. Diese Lyn hat keine Ahnung. Sie würd nich mal ’nen Traktor sehen, der durch die Küchenwand fährt und ihr Geschirr zerdeppert. Und jetzt, wo Luke und Joss weg sind, bin ich zuständig. «
    »Luke und Joss, so ist das also«, sagte sein Vater in einem bewußt affektierten Ton. »Haben sie gesagt, daß du sie so nennen darfst?«
    »Na klar. Halt den Mund, Dad. Sag mir, wo die Nummer ist.« Jimbo durchwühlte den Stapel alter Zeitungen und Zettel neben dem Telefon auf der Anrichte.
    »Da, an der Pinnwand.«
    »Gut.« Mit finsterer Miene wählte Jimbo die Nummer.
    »Nat, bist du das? Kannst du reden? Es ist wichtig.« Er warf einen wütenden Blick auf seinen Vater, der sich zurücklehnte und neugierig zuhörte. »Hör mal, ich glaub, du solltest herkommen und mit den Grants oben im Haus reden. Da geht’s wieder schlimm zu.«
    Konzentriert hörte er einige Sekunden zu. »Ja. Joss hat ihn gesehen, und der Kleine auch. Der Herr Pfarrer Gower ist wiedergekommen und hat versucht, was zu machen, und jetzt ist er tot. Es dauert nich mehr lange, bis jemand anderer dran glauben muß. Ich schätze, du bist der einzige Mensch, der was tun kann.«
    Er schnitt seinem Vater, der ungläubig zur Decke starrte, eine Grimasse. »Ja. Joss wird auf dich hören. Die ist echt nett. Luke sieht nix, auch wenn’s direkt vor seiner Nase steht, und diese Lyn, die Kindermädchen spielt, blickt einfach überhaupt nich durch. Du mußt was tun. Kannst du am Wochenende heimkommen? Toll!« Er strahlte ins Telefon. »Bis dann.«
    »Deine Schwester hat was Beßres zu tun, als herzukommen und sich in Sachen einzumischen, die sie nichts angehen.«

    »Stimmt nich! Sie freut sich, was tun zu können. Du solltest stolz auf sie sein, Dad, und dich nich schämen wegen ihr.«
    »Ich schäm mich doch nicht.«
    »Tust du schon. Und du hast sie ’ne Hexe genannt. Das ist dumm. Und sexistisch!« Jimbo grinste. »Das weiß sogar ich. Also, was gibt’s zum Essen? Ich hab ein Loch im Bauch.«
     
    Auf ihrem Weg in die Kirche, wo sie die Blumen versorgen wollte, sah Janet mit Verwunderung, wie Lyn mit dem Geschwisterwagen ins Dorf ging. Sie hatte gar nicht gewußt, daß sie wieder da waren. Lyn sah sehr müde aus, und der kleine Tom schlief tief und fest. Sie winkte beim Vorbeifahren aus dem Auto, aber niemand bemerkte sie. Lyn war ganz in Gedanken versunken, als sie mit dem Kinderwagen den Anger überquerte, und ging mit gesenktem Kopf und schweren Schritten auf den Dorfladen zu. Sie würde

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