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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Vergangenheit, Jocelyn.«
    Die Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf. »Hat sie Ihnen gegenüber sonst noch jemanden erwähnt? Jemand anderen, der hierherkam? Eine Frau, die Katherine heißt?«

    Er nickte. »Zum Schluß. Das hat sie sehr aufgeregt. Ich weiß nicht, wie sie hereingekommen ist – die Pflegerin sagte, sie hätte niemandem die Tür geöffnet, aber irgendwie hat sie es geschafft, Laura zu besuchen.«
    »Haben Sie sie gesehen?«
    »Non.«
    »Wissen Sie, wer sie war?«
    »Sie war auch die Geliebte dieses Mannes gewesen. Er hatte sie verlassen, soviel weiß ich. Sie war sehr verbittert, weil Laura ihn ihr weggenommen hatte. Ich war so wütend, als Laura mir das sagte. Nicht wegen des Liebhabers, obwohl sie mir auch von ihm nie erzählt hatte …« Er zog galant die Schultern hoch. »… aber offenbar war diese Frau jung und wunderschön, und meine Laura war von der Krankheit völlig entstellt. Es war obszön, daß diese Katherine hierherkam. Einen Tag später ist Ihre Mutter gestorben. «
    Katherine
    Der Name schien die Stille im Raum zu erfüllen.
    Luke setzte sich neben Joss. »Das ist eine schreckliche Geschichte. Was ist aus ihr geworden? Ist sie noch einmal gekommen? «
    Wieder zuckte Paul die Achseln. »Nein. Wenn sie es getan hätte, wäre es ihr schlecht ergangen. Meine ganze Wut, mein Elend und mein Kummer waren gegen diese Frau gerichtet. Zu einer sterbenden Frau zu kommen und sie mit ihrer Schönheit zu demütigen! Laura hat immer wieder von ihren wunderschönen, langen, dunklen Haaren gesprochen. Und dann hat sie Rosen mitgebracht. Die Rosen, die Laura am allermeisten haßte.«
    »Weiße Rosen«, flüsterte Joss.
    » Exactement! Weiße Rosen. Ich habe sie zum Fenster hinausgeworfen. Es war, als ob sie wüßte, daß die Rosen sie umbrächten, hatte Laura gesagt.«
    »Woher wußte sie, wo Laura war?« Joss versuchte immer noch, sich einen Reim aus all dem zu machen.
    »Wer weiß? Vielleicht hat sie einen Detektiv beauftragt. Meine Adresse ist kein Geheimnis. Ich habe dieses Haus seit dreißig Jahren. Jeder kennt mich. Wir hatten nichts zu verbergen.«

    Mehrere Sekunden blieb es still. Dann räusperte sich Luke. »Ich setze den Kessel auf.«
    Als er mit einem Tablett wiederkam, auf dem drei Teetassen und ein kleiner Teller mit Zitronenscheiben für Paul standen, starrten die beiden noch immer schweigend und in Gedanken versunken ins Feuer.
    »Also hat es zwei Katherines gegeben?« fragte Joss schließlich. »Die Katherine, die 1482 gestorben ist, aber trotzdem noch immer im Haus in England herumgeistert; und jetzt diese. Ich hätte nie gedacht – ich hätte nie geahnt, daß meine Mutter einen Liebhaber hatte!«
    Paul stand auf und warf ein Scheit aufs Feuer. »Sie hatte mich!«
    »Ich weiß.« Joss lächelte liebevoll. »Aber das ist etwas anderes. Von den Franzosen erwartet man ja, daß sie sich dekadent und schockierend benehmen.« Jetzt neckte sie ihn. »Der Gedanke, daß meine Mutter in Belheddon einen Liebhaber hatte – einen englischen Liebhaber –, stimmt irgendwie nicht.«
    Paul schnalzte leise mit der Zunge. »Ihr Engländer seid nicht logisch. Überhaupt nicht. Nie.«
    »Ich weiß.«
    »Ihr Vater ist vor über dreißig Jahren gestorben, Jocelyn. Würden Sie erwarten, daß Ihre Mutter so lange ohne Liebe lebt? Zu einem solchen Schicksal hätten Sie sie doch bestimmt nicht verdammt.«
    Joss schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Niemand sollte ohne Liebe leben müssen.« Sie streckte die Hand nach Luke aus; er trat zu ihr, ergriff ihre Finger und legte den Arm um sie.
    »Für uns ist das alles ziemlich verwirrend, Paul«, sagte er langsam. »Die ganze Zeit haben wir gedacht, daß das Haus von Gespenstern aus der Vergangenheit heimgesucht wird – einer Vergangenheit, die weit zurückliegt –, und jetzt sieht es so aus, als würden sie auch aus der Gegenwart kommen.«
    »Aber nicht die Kinder«, flüsterte Joss. »Die Kinder kommen aus der Vergangenheit.«
    »Das Haus ist nicht gut für Kinder«, sagte Paul nachdenklich. »Sie sollten vorsichtig sein. In dieser Hinsicht war Laura sehr
abergläubisch. Der Zufall ist eine seltsame Sache. Er zieht andere Zufälle nach sich. Die Erwartungen von Menschen erfüllen sich oft. Wenn sich die Erwartungen verändern, kann sich allmählich auch die Atmosphäre verändern, und die Zufälle treten nicht mehr auf.«
    »Sie sind sehr weise.«
    Er lachte amüsiert auf. »Das ist wahrscheinlich der einzige Vorteil daran, so alt zu werden wie

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