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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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auf. In der hintersten Ecke lag ein erschreckend kleines Bündel von Decken.
    »Ned?« Von eiskaltem Grauen überwältigt, rannte sie darauf zu und ließ sich auf die Knie fallen. Im ersten Augenblick dachte sie, er sei tot. Er lag reglos mit geschlossenen Augen in ihren
Armen, aber als sie ihn an sich drückte, begann er zu blinzeln, und dann schlug er die Augen auf. Einen Moment lang rührte er sich nicht, aber schließlich verzog sich sein Gesicht zu einem freudigen Lächeln.
    »Oh, Gott sei Dank! Gott sei Dank!« Tränen liefen ihr über die Wangen.
    Tom war in den Raum geschlichen, stellte sich neben sie und zupfte an ihrem Morgenmantel. »Ned froh?«
    »Ja, Schätzchen, jetzt ist Ned froh. Komm, wir gehen nach unten und wärmen uns auf.«
    Während sie in der Küche Milch für die beiden heiß machte, dachte sie angestrengt nach. Natürlich, er hatte einen Stuhl geholt, um den Schlüssel oben auf den Türbalken zu legen; aber weshalb? Warum sollte Tom seinen Bruder loswerden wollen? Sie blickte zu Tom, der an Kit gekuschelt halb auf dem Schaukelstuhl eingeschlafen war. Ned sah ihr von seiner Wippe aus begeistert zu; offenbar gefiel ihm die Vorstellung, mitten in der Nacht etwas Warmes zu trinken zu bekommen – eigentlich hatte diese Gewohnheit schon vor einigen Wochen ein Ende gefunden. Natürlich war Ablehnung bei älteren Geschwistern etwas Normales, wenn ein neues Baby zur Welt kam, etwas völlig Normales; überraschend war es nicht. Seltsam war nur, daß Tom bis jetzt noch überhaupt keine Anzeichen von Eifersucht gezeigt hatte.
    Als ob er ihren Blick spüren würde, sah Tom sie plötzlich an und lächelte verschlafen. »Georgie mag Ned«, sagte er dann langsam.
     
    Als sie am nächsten Morgen das Frühstück herrichtete, stand auf einmal Jimbo in der Tür. »Alles in Ordnung?« fragte er mit einer Mischung aus Verwunderung und Verlegenheit.
    »Alles bestens. Warum auch nicht?« Überrascht stellte sie fest, daß sie sich freute, ihn zu sehen. Sie nahm zwei geröstete Scheiben aus dem Toaster und legte sie auf einen Teller. »Möchtest du einen Kaffee?«
    Er zögerte kurz und nickte dann. »Na gut. Danke.«
    »Setz dich doch.« Lyn schnitt den Toast in Streifen. »Stimmt was nicht?« Er stand immer noch in der Tür.

    »Nein, ich glaube nicht. Danke.«
    Etwas linkisch und schüchtern und sichtlich nervös trat er ins Zimmer und quetschte sich auf den Stuhl, der nah am Tisch stand, ohne ihn vorher herauszuziehen.
    Lyn lächelte in sich hinein. Sie stellte eine große Tasse Kaffee vor ihn hin und drehte sich wieder zur Anrichte um. »Möchtest du einen Toast, wenn du schon hier bist?«
    »Warum nich? Danke.«
    »Nimm dir Milch und Zucker«, forderte sie ihn auf und fuhr dann plötzlich fort: »Jimbo, was ist denn? Ich beiß dir nicht den Kopf ab.«
    Er lief knallrot an. »Das weiß ich. Es is nur… Ich mag bloß dieses Haus nicht, das is alles. Ich hab einfach ein komisches Gefühl hier drin. Ich weiß nich, wie Sie allein hier bleiben mögen.«
    »Hier ist nichts, wovor man Angst zu haben braucht.« Sie setzte sich mit ihrer Tasse in der Hand hin. »Überhaupt nichts. Es ist ein wunderbares Haus.«
    »Schaun Sie bloß, was mit dem Herrn Pfarrer Gower passiert ist.«
    »Jeder kann einen Herzschlag bekommen.«
    »Wahrscheinlich.« Er wiegte den Kopf. »Und Mary Sutton. Was ist mit Mary Sutton? Das hat garantiert was mit dem Haus zu tun! Haben Sie gehört, wann Joss und Luke wiederkommen? «
    »Nur keine Eile. Der Urlaub tut ihnen gut. In der Garage ist doch alles in Ordnung, oder?«
    »Ja, das ist o. k. Und Sie wollen allein hierbleiben, bis die anderen zurückkommen?«
    Lyn nickte. »Etwas mehr Begeisterung könntest du schon zeigen.«
    Er lachte angespannt. »Ich freu mich schon. Ich bin nich gern allein hier oben, nich mal draußen. Ich denk bloß an die Gören.« Er deutete mit dem Kopf auf Tom. »Es gefällt mir nich, daß sie hier sind. In diesem Haus passieren mit Kindern komische Sachen.«
    »Ach bitte, nicht das schon wieder!« Lyn brach ab. In der Nacht hatte sie die beiden Jungen wieder ins Bett gebracht, nachdem sie ihre Milch getrunken hatten. Sie hatte das Babyphon in
Neds Zimmer angestellt, das Kabel unter ihrer Tür durchgezogen und den Lautsprecher neben ihr Bett gestellt. Es war ihr nicht leichtgefallen, das Baby in seinem Zimmer einzuschließen, aber den Schlüssel wollte sie von jetzt an nicht mehr aus der Hand geben – sie hängte ihn sich an einer Schnur um den Hals. Die restliche

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