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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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zu meinem Mann, der an meinem Verstand zweifelt. David meint, daß Margaret de Vere wirklich eine Hexe war. Nicht eine arme, dumme, irregeleitete alte Frau, sondern eine gebildete, gerissene Frau, die Schwarze
Magie praktizierte. Wußten Sie, daß es hier in der Kirche eine Grabplatte von ihr gibt, eingelassen im Boden?«
    Natalie blieb stehen. »Eine Grabplatte? In der Kirche?«
    »Unter dem alten Teppich im Altarraum.«
    »Sie kann nicht dort begraben sein. Es muß eine Gedenkplatte sein.«
    »Warum nicht? Warum kann sie nicht dort beerdigt sein?«
    »Nicht, wenn sie eine Hexe war.«
    »Ach, natürlich.« Joss zögerte. »Möchten Sie die Platte sehen? «
    »Jetzt?«
    »Warum nicht?« Joss deutete zur Kirche. Sie schauderte. Auf jeden Fall zögerte sie auf diese Weise den Moment hinaus, in dem sie wieder ins Haus zurückkehren mußte.
     
    Die ersten kalten Regentropfen fielen herab, als Joss nach dem Eisenring griff und die Tür öffnete. In der Kirche war es sehr finster. Hinter ihr flüsterte Natalie: »Warten Sie, ich schalte das Licht an.« Joss ging voraus, und wenige Sekunden später erstrahlten die Lampen im Schiff und im Altarraum und beleuchteten das Deckengewölbe.
    »Es ist hier, sehen Sie?« Joss stand neben dem Teppich. »Natalie? « Natalie stand noch zögernd in der Tür. »Was ist los?« Sie bückte sich, um den Teppich anzuheben.
    »Nicht anfassen!« rief Natalie streng. Nur langsam ging sie das Kirchenschiff zwischen den Bankreihen hinauf. Sie spürte das dichte Miasma von Haß, das von der Stelle, wo Joss stand, aufstieg. Es war wie etwas Greifbares in der Mitte des Bodens.
    Als Natalie sich schließlich neben Joss stellte, waren ihre Hände schweißnaß. »Wer immer sie hier beigesetzt hat, hat das gegen den Wunsch der Kirche getan, und zusammen mit ihr haben sie das Werkzeug ihrer Zunft begraben«, flüsterte sie. »Sie müssen sehr einflußreich oder sehr mächtig gewesen sein, um das durchzusetzen.«
    »Die Familie war auch sehr mächtig«, murmelte Joss. »Der König war auf ihrer Seite.«
    »Das stimmt«, gab Natalie düster zurück. Sie fuhr mit der
Fußspitze unter die Ecke des Teppichs und schob ihn zurück, so daß ein Teil der wunderschönen filigranen Metallarbeit im Steinboden zu sehen war. »Ich kann mich nicht erinnern, das jemals gesehen zu haben oder auch etwas gefühlt zu haben. Irgend etwas hat das Böse wieder zum Leben erweckt.«
    Joss verzog das Gesicht und fuhr schaudernd zusammen. »Da drüben ist noch eine andere Messingplatte, eine ganz kleine, in der Wand. Sie ist für ihre Tochter Katherine.«
    Natalie zitterte ebenfalls. Es war sehr kalt in der Kirche.
    »Margaret wurde vorgeworfen, den König verhext zu haben, damit er Katherine verfällt, aber dann ist sie gestorben. Natalie?« Plötzlich wurde ihre Stimme schrill. »Was ist das? Es riecht wie Rauch.«
    »Es ist Rauch.« Natalie starrte das Schiff hinab zu der Tür, durch die sie gerade getreten waren. Eine dünne Rauchsäule, die den Geruch von Kartoffelfeuer verbreitete, bewegte sich mit langsamen Drehungen hinten in der Kirche.
    Joss packte ihren Arm. »Was ist das?« flüsterte sie.
    Natalie versetzte Joss einen kleinen Stoß. »Ich glaube, wir vertun besser keine Zeit damit, uns das zu überlegen. Sehen wir zu, daß wir hier verschwinden!«
    »Wir müssen das Licht ausmachen …«
    »Lassen Sie’s! Kommen Sie, schnell!« Sie zog Joss zum Seitenschiff, während die Rauchsäule sich langsam auf sie zubewegte. In dreißig Sekunden waren sie im Freien und ließen die Tür krachend hinter sich ins Schloß fallen.
    »Was war das?« fragte Joss keuchend, als sie rasch den Pfad entlanggingen. Ihr war übel vor Angst.
    »Eine Art Energie. Schwarze Energie.«
    »Es war keine Person?«
    »Nein, es war keine Person.«
    Joss blieb stehen und hielt sich die Seite. »Es tut mir leid, ich habe Seitenstechen. Ich kann keinen Schritt mehr machen. Sind wir hier außer Gefahr? Ich dachte immer, Kirchen wären sicher, weil sie heilig sind, Natalie!«
    »Normalerweise sind sie das auch, aber diese wurde entweiht durch die Beisetzung einer Person, die Schwarze Magie praktizierte, und zwar direkt vor dem Altar. Wer weiß, welchen Einfluß
das auf die Kirche haben mag?« Natalie atmete tief ein; sie war ängstlicher, als sie sogar sich selbst eingestehen wollte. »Wie gesagt, ich habe hier noch nie etwas gefühlt, aber andererseits … «, sie lächelte gepreßt, »… bin ich nur selten hier gewesen. Vor kurzem muß hier etwas

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