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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Joss ins Arbeitszimmer, wo sie im Sessel am Kamin döste; auf ihrem Schoß lag das Notizbuch, zwischen ihren Fingern hing ein Stift. »Deiner Mutter geht es nicht besonders gut, Joss. Der Arzt hat gesagt, daß sie sich nicht überanstrengen soll, aber genau das hat sie in den letzten Wochen getan. Ich fahre mit ihr nach Hause, damit sie sich ausruhen kann. Aber Lyn ist ja hier, um euch zu helfen. Sie ist ein gutes Mädchen, und das Landleben gefällt ihr ausgezeichnet. « Als er sie liebevoll anlächelte, zeigten sich auf seinem Gesicht Hunderte tiefer Falten.
    »Dad.« Joss streckte eine Hand nach ihm aus. Ihr fiel ein, daß sie von Richard geträumt hatte, der in der Geschichte ihres Romans ein glückliches Leben in einem älteren, primitiveren, aber auch sonnigeren Belheddon führte. »Ich habe gar nicht gewußt, daß Mum krank ist! Warum hat sie mir nichts gesagt?«
    »Sie wollte nicht, daß irgend jemand davon weiß. Und ihr fehlt nichts, was ein bißchen Ruhe und liebevolle Fürsorge von ihrem alten Mann nicht beheben könnte. Jetzt mach dir keine Sorgen, und laß uns ohne große Szenen heimfahren.«
    Später saß Joss im Schlafzimmer, während Lyn am Fenster stand. »Sie wollte mir nicht sagen, was ihr fehlt.«
    »Mir auch nicht«, stimmte Lyn besorgt zu. »Du kennst sie doch. Sie macht nie großes Aufhebens von sich.« Tränen standen ihr in den Augen, als sie sich zu Joss umdrehte. »Wenn es schlimmer wird mit ihr, muß ich zu ihnen zurück. Dann darf ich sie nicht alleine lassen.«
    »Natürlich nicht. Aber Lyn, warum wollten sie nicht hierbleiben? Wir könnten uns doch beide um sie kümmern.«
    Lyn schüttelte den Kopf. »Also wirklich, Joss. Hier ist dein Zuhause. Das Zuhause deiner leiblichen Eltern. So schön es auch ist, Mums und Dads Welt ist es nicht. Meine eigentlich auch nicht, aber ich bin ja bereit, mich aufzuopfern.« Sie lächelte matt. »Außerhalb von London fühlen sie sich im Grunde nie richtig wohl, das weißt du doch. Dort sind all ihre Freunde, und ihre Familie auch. Hier draußen, das ist eine Traumwelt. Sie freuen sich für dich – wirklich –, aber sie gehören nicht hierher. «
    »Das stimmt wohl«, sagte Joss seufzend und lehnte sich im
Bett zurück. »Warum müssen Dinge sich verändern, Lyn? Warum werden Leute alt und krank? Das ist so ungerecht.«
    »Das ist der Lauf der Welt.« Lyn ging zur Tür. »Manche Leute werden alt, andere bekommen Kinder. Ich bin nicht so philosophisch veranlagt wie du, aber sogar ich sehe, daß das Leben eben so ist. Wahrscheinlich lehnen sich die Menschen jeder Generation dagegen auf, älter zu werden, aber dann akzeptieren sie das Unvermeidliche und finden sich damit ab. Jetzt ruh dich aus. Du siehst auch kaputt aus. Du weißt doch, daß der Arzt dir verboten hat, zuviel zu tun. Ich gehe mit Tom spazieren, und dann trinken wir Tee, ja? Wenn es dunkel ist und Luke mit der Arbeit aufhört.«
    Zitternd zog Joss die Decke über sich. Draußen im Garten herrschte völlige Stille. Die dünne Schneedecke, die sich über Nacht gebildet hatte, war geschmolzen, und alles tropfte vor Nässe. Sie lächelte über Toms schrille, aufgeregte Stimme vor dem Fenster, die immer leiser wurde, als Lyn mit ihm im Wagen ins Dorf ging; dann kehrte wieder Stille ein. Nach einer Weile döste sie ein, ohne wirklich zu schlafen. Es wurde dunkler im Zimmer. Fröstelnd, mit geschlossenen Augen, vergrub sie sich tiefer unter die Bettdecke.
    Die Hand auf ihrer Stirn war kühl und sanft und schien sie zu beruhigen.
    Katherine, meine kluge Liebste.
    »Luke?« murmelte sie im Halbschlaf. Seine Hand war zu ihrer Brust gewandert, und sie überließ sich wohlig seiner zarten Berührung. »Ich komme bald hinunter.« Dann schlief sie wieder.
    Als sie aufwachte, war es dunkel. Einen Moment blieb sie still liegen, noch in ihrem Traum gefangen; ihr Körper glühte, und halb war sie sich der Hände bewußt, die im Schlaf ihre Brüste liebkost hatten. Sie tastete nach dem Lichtschalter und sah auf die Uhr. Es war fast fünf Uhr. Ächzend quälte sie sich aus dem Bett. Im Haus war es noch still. Wahrscheinlich hatte Lyn in der Küche den Fernseher eingeschaltet, damit Tom beschäftigt war, während sie ihm das Abendbrot machte; das hatten sie sich angewöhnt, damit Joss am Nachmittag ungestört schreiben konnte. Mittlerweile waren beinahe zwei Kapitel fertig, und außerdem hatte sie zahlreiche Notizen und eine Chronologie über die Rosenkriege angefertigt. Bestimmt war Luke schon ins
Haus

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