Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
sich viel mehr Ruhe gönnen, Joss. Und das meine ich ernst.«
Wieder zu Hause, stellte sie fest, daß die ganze Familie strikte Anweisungen erhalten hatte. Sie wurde ins Bett gepackt, und dort mußte sie bleiben, selbst als der Fachmann von Sotheby’s kam, um den Wein aus dem Keller für die Auktion abzuholen.
Am Abend berichteten sie ihr davon. »Du hättest mal sehen sollen, mit welcher Sorgfalt sie alles eingepackt haben. Wie Goldstaub haben sie die Flaschen behandelt. Sie sagten, die Etiketten und Kapseln müßten möglichst unbeschädigt sein. Ich habe mich kaum getraut zu atmen, als ich ihnen zusah.« Nachdem der Lieferwagen schließlich abgefahren war, kam Luke mit Lyn und Tom zu Joss ins Zimmer und setzte sich ans Bett. »Das könnte unsere Rettung sein, Joss. Der Mann von Sotheby’s meinte, es sähe nicht schlecht aus. Die Bedingungen im Keller sind perfekt. Jetzt können wir nur hoffen, daß die Auktion gut läuft.«
Das lenkte sie ab, ebenso wie einige Tage später Davids Besuch.
»Bücher. Artikel. Ein Brief von deinem neuen Verleger!« Er
legte die Sachen vor ihr auf die Decke und setzte sich dann neben sie aufs Bett.
»Mein neuer Verleger?« Das klang zu schön, um wahr zu sein.
Er nickte, offensichtlich erfreut. »Das Exposé und die Kapitel, die du ihm geschickt hast, haben ihm gefallen. Ich glaube, der Brief enthält ein paar Vorschläge und ein oder zwei Anmerkungen, die dir vielleicht helfen können. Außerdem ist er bereit, dir einen schriftlichen Auftrag und einen kleinen Vorschuß zu geben. Nein…« David machte eine abwehrende Geste, um ihre Begeisterung zu dämpfen. »Nicht genug, um das Dach neu decken zu lassen, aber es ist ein Anfang. Und das heißt, daß du jetzt allen Grund hast, im Bett zu bleiben, einen wunderbaren Roman zu verfassen und dich von Luke und Lyn von vorne bis hinten bedienen zu lassen, während das Baby heranwächst.«
Joss lachte. »Also, ich hoffe, daß es bald damit anfängt. Im Augenblick bin ich noch flach wie ein Brett. Wenn ich nicht den Ultraschall gesehen hätte, würde ich mich wahrscheinlich fragen, ob er überhaupt noch da ist.«
»Dann ist es also ein er , wie?«
»Ich weiß es nicht. Das war nur so dahingesagt. Und noch dazu sehr sexistisch«, sagte sie lächelnd. »Aber die Krankenschwester meinte, es würde sicher ein Junge werden. Bei Jungen gäbe es immer mehr Schwierigkeiten als bei Mädchen, wie auch später im Leben.«
»Und das ist nicht sexistisch, nehme ich an?«
»Nein, das ist Erfahrung.« Sie öffnete den Brief, den David auf das Bett gelegt hatte, den mit dem Briefkopf von Hibberds.
»Er ist von Robert Cassie selbst«, erklärte David und beobachtete ihre Miene. »Er war sehr beeindruckt zu hören, daß du den Roman hier in diesem Haus spielen lassen willst.«
»Dreitausend Pfund, David! Er zahlt mir dreitausend Pfund!« Sie schwenkte den Brief durch die Luft. »Und da sagst du, das wäre nicht viel? Das ist ein Vermögen! Lyn! Sieh dir das mal an!« Ihre Schwester war gerade mit dem Teetablett in der Tür erschienen.
Tom folgte ihr dicht auf den Fersen, rannte durchs Zimmer und versuchte, auf das hohe Bett zu klettern. »Mummy Tom tragen«, forderte er, während er sich zwischen ihren Büchern und
Papieren einen Platz suchte, um auf dem Federbett auf und ab zu springen.
»Paß auf deinen kleinen Bruder auf, altes Haus«, sagte David, nahm Tom in den Arm und setzte ihn sich auf den Schoß. »Oder deine Schwester, obwohl Gott verhüten möge, daß jemals ein Mädchen so prinzipienlos sein wird, mit einer Frühgeburt zu drohen.« Lachend wehrte er Joss’ spielerischen Faustschlag ab.
Nachdem alle wieder gegangen waren, ließ sie sich in die Kissen sinken und las zum zehnten Mal Robert Cassies Brief. Ein Vertrag. Ein Vorschuß auf die Tantiemen und eine Option auf ihr nächstes Buch. Ihr nächstes Buch, wo sie kaum das erste begonnen hatte!
Ihr Blick wanderte zu dem Computer, den Luke für sie nach oben getragen und auf den Tisch am Fenster gestellt hatte. Sie war mit dem Buch ein ganzes Stück vorangekommen; die erzwungene Bettruhe gab ihr Zeit zu schreiben. Die Geschichte raste in Siebenmeilenschritten in ihrem Kopf voran, so daß sie gar nicht mehr mithalten konnte, und die Abenteuer überstürzten sich. Später würde sie aufstehen und sich im Morgenmantel an den Tisch setzen und zusehen, wie die Dämmerung sich über den Garten legte, während unter ihren Fingern Richard sich unter dem riesigen Sommermond in einem
Weitere Kostenlose Bücher