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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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phantastisch! Und die ganze Zeit über war das alles hier!«
    »Natürlich dürfen Sie jemanden mitbringen. Wie aufregend. Vielleicht müssen Sie sogar eine Neuauflage Ihres Buchs schreiben.«
    Er lachte. »Sie können wirklich Gedanken lesen, meine Liebe. Ich weiß, ich bin ein alter Narr. Ich lasse mich immer mitreißen, aber es ist so aufregend. Plötzlich sieht man die Geschichte vor sich – das Knochengerüst der Geschichte –, den Bau, in dem wirkliche Ereignisse stattgefunden haben.«
    »Ob es wohl damals schon ein Keller war?«
    »Vielleicht. Eine Gruft, ein Lagerraum, vielleicht sogar ein Brunnenschacht.« Lachend sah er sich um. »Aber kein Brunnen.«
    »Der Brunnen ist im Hof.« Sie bewegte sich langsam rückwärts in Richtung Treppe und versuchte, ihn von dem Gewölbe wegzulocken. »Warum gehen wir nicht hinauf, Mr. Andrews? Hier unten ist es schrecklich kalt. Sie können ja jederzeit wiederkommen. «
    »Wie egoistisch von mir«, sagte er schuldbewußt. »Es tut mir leid, meine Liebe. Sie sind ja schon halb erfroren. Natürlich gehen wir nach oben.« Nach einem letzten sehnsüchtigen Blick auf das Gewölbe folgte er ihr die Stufen hinauf.
    Luke war nach dem Mittagessen mit Lyn und Tom nach Colchester gefahren, um einige Ersatzteile abzuholen, und noch nicht wieder zurück, als Joss schließlich Gerald Andrews verabschiedete. Sie holte ihren Mantel und ging in den Garten hinaus. Jenseits des Sees führte der Weg durch eine kleine Pforte in der Hecke auf den Pfad hinaus. Nach einigen hundert Metern gelangte
sie zu einem Feld, von dem aus man einen Blick auf die Mündung und das Meer hatte. Sie blieb mehrere Minuten lang dort stehen, die Hände in den Taschen vergraben, und betrachtete die Wasserflächen, dann wandte sie sich fröstelnd um und kehrte zum Pfad zurück, wo es wegen der dichten Hecke etwas windgeschützter war. Langsam wanderte sie zurück, atmete den süßen Duft der ersten Frühlingsblumen ein und genoß nach der salzig-feuchten Brise des Meeres den Geruch von nasser Erde und aufgeweichter Rinde. Von hier konnte sie den Kirchturm sehen und gelegentlich auch die Giebel des Hauses. Es war kalt und feucht im Schatten zwischen den Hecken, sie fror wieder und wollte schnell ins Haus zurück.
    Als sie die Pforte bei der Eberesche öffnete, sah sie einen Jungen am See stehen. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt und schien ins Wasser zu starren. »Sammy?« Angst schnürte ihr die Kehle zu, so daß sie nur ein Flüstern hervorbrachte. »Sammy!« Diesmal konnte sie lauter rufen. Der Junge drehte sich nicht um. Er schien sie gar nicht zu hören. Im Laufschritt überquerte sie den Rasen, vorbei an Eschensträuchern und schwarzen, kahlen, Efeu-überwucherten Weißdornbüschen, und rannte in der Nähe des kleinen Anlegeplatzes ans Ufer des Sees.
    Niemand war zu sehen.
    »Sammy!« Ihr Schrei schreckte einen Reiher auf, der reglos im seichten Wasser auf der anderen Seite des Sees gestanden hatte. Mit einem ärgerlichen, heiseren Ruf schwang er sich mühevoll in die Luft und verschwand über der Hecke aus ihrem Blickfeld.
    »Sammy«, wiederholte sie flüsternd. Aber er war fort. Wenn ein wirkliches Kind am Ufer gespielt hätte, wäre der Reiher schon längst fortgeflogen.
    Mit verzerrtem Gesicht stemmte sie eine Hand in die Taille. Vom Laufen hatte sie Seitenstechen bekommen. Sie krümmte sich vor Schmerz zusammen, bis sie schließlich langsam zum Haus zurückging.
    Lyn und Tom waren in der Küche. Toms mit Kuchenteig verschmiertes Gesicht verriet Joss, daß die beiden bereits lange genug zurück waren, um mit dem Backen zu beginnen.
    »Alles in Ordnung?« fragte Lyn, während Tom zu seiner Mutter lief und ihre Knie mit seinen klebrigen Händen umarmte.

    »Nur ein bißchen Seitenstechen«, brachte Joss hervor.
    »Geh und setz dich an den Kamin. Ich bringe dir eine Tasse Tee.« Lyn schob die Bleche in den Backofen. »Jetzt geh schon.«
    Das Feuer im Arbeitszimmer war beinah erloschen. Joss bückte sich, um einige Scheite und eine Schaufel Kohle nachzulegen, dann nahm sie Davids Notizen zur Hand und setzte sich auf den alten Sessel. Mittlerweile hatte sie auch Rückenschmerzen bekommen, und sie fühlte sich entsetzlich müde.
    Als Lyn eine halbe Stunde später mit einer Tasse Tee hereinkam, war sie eingeschlafen. Lyn blieb kurz stehen, dann ging sie achselzuckend wieder hinaus. Den Tee nahm sie mit.
     
    »Luke!« Joss schrie und keuchte, als ein krampfartiger Schmerz sie aus dem Schlaf riß. »Luke! Das

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