Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Heuhaufen versteckte.
Als Luke eine halbe Stunde später hereinsah, lag sie mit dem Brief in der Hand schlafend da. Vorsichtig nahm er ihr das Blatt ab und las es lächelnd durch, dann setzte er sich leise neben sie. Ihr schmales Gesicht sah noch müde aus, wirkte im Schlaf aber entspannt und im sanften Schein der Lampe außerordentlich schön und sogar sexy. Er beugte sich vor und küßte sie ganz zart, ohne sie zu wecken.
Hinter ihm prallte ein Vogel, von einem Windstoß erfaßt, gegen die Fensterscheibe, und war ebenso schnell wieder verschwunden. Der Vorhang wehte ins Zimmer. Luke fröstelte, als die kalte Zugluft zu ihm herüberblies. Er stand auf und spähte hinaus. Draußen war es finster, und er konnte nur die Spiegelung der Lampe hinter sich sehen. Schaudernd zog er die Vorhänge zu.
Dann stand er einen Moment neben Joss und betrachtete sie
wieder. Ein Lächeln zog über ihr Gesicht, und ihre Wangen waren ein wenig gerötet. Auf dem Kissen neben ihrem Kopf lag eine Rosenknospe, eine weiße Blüte mit zartrosa gefärbten Spitzen. Er starrte sie an. Warum war sie ihm nicht schon vorher aufgefallen? Er nahm sie in die Hand. Sie fühlte sich sehr kalt an, als ob sie gerade vom Garten hereingebracht worden war. David. David mußte sie ihr geschenkt haben. Ärgerlich verzog er das Gesicht, schleuderte die Blume auf den Nachttisch und verließ mit eiligen Schritten das Zimmer.
15
» W as heißt, er ist nach London zurückgefahren?« Joss stützte einen Ellbogen auf das Kissen, setzte sich im Bett auf und starrte Lyn an. »Warum?«
»Ich glaube, er und Luke sind wegen irgend etwas aneinandergeraten«, sagte Lyn achselzuckend. Sie stapelte gerade Kaffeetassen aufs Tablett.
»Was meinst du, sie sind aneinandergeraten?« fragte Joss entsetzt. »Worüber?«
»Das kannst du dir doch denken«, erklärte Lyn. »Er glaubt, daß David in dich verknallt ist.«
Joss öffnete den Mund, um zu widersprechen, schloß ihn aber wieder. »Das ist Unsinn.«
»Wirklich?«
»Das weißt du doch. David und ich waren Kollegen. Ja, er mag mich, und ich ihn auch, aber das ist alles. Luke kann doch unmöglich etwas anderes denken. Das ist doch verrückt. Du lieber Himmel, ich bin schwanger!«
»Er glaubt, daß David dir Blumen geschenkt hat.«
»Blumen!« Joss war überrascht. »Er hat mir doch keine Blumen geschenkt. Und selbst wenn, was wäre Schlimmes dabei? Gäste bringen der Gastgeberin oft Blumen mit.«
Lyn zuckte wieder mit den Schultern. »Frag Luke.«
Seufzend legte sich Joss ins Kissen zurück. »Lyn.« Sie fuhr mit
der Hand sanft über die Bettdecke. »Was glaubt er denn, welche Blumen David mir geschenkt hat?«
Lyn lachte kurz auf. »Ist das nicht egal?«
»Ganz und gar nicht.«
»Also, da mußt du Luke fragen. Ich weiß es nicht.«
»Das tue ich auch. Er kann doch nicht einfach unsere Freunde vor die Tür setzen!«
»Ich glaube nicht, daß er das getan hat. David ist von selbst gegangen. Schade. Ich mag David. Wir brauchen Besucher hier, die uns aufmuntern.«
Ihr Ton war leicht und beiläufig, aber Joss runzelte die Stirn und ließ sich einen Augenblick von ihren eigenen Sorgen ablenken. »Fühlst du dich einsam hier, Lyn? Fehlt dir London?«
»Nein. Natürlich nicht. Das habe ich dir schon mal gesagt.« Sie griff nach dem Tablett.
»Ich habe wirklich Schuldgefühle, weil du soviel tun mußt, während ich hier im Bett liege.« Joss legte eine Hand auf Lyns Arm. »Weißt du, ohne dich wären wir aufgeschmissen.«
»Ich weiß.« Lyn nahm ihren Worten mit einem Lächeln die Spitze. »Aber mach dir keine Sorgen. Ich bin hart im Nehmen. Den Haushalt hier mache ich mit links, und du weißt, wie sehr ich an Tom hänge.« Sie zögerte kurz, dann fuhr sie fort: »Dad hat gerade angerufen, Joss. Die Ergebnisse der letzten Untersuchungen waren gut.«
»Gott sei Dank!« sagte Joss erleichtert. »Du mußt sie besuchen fahren, Lyn, wann immer du willst.«
»Das werde ich auch.«
»Ich würde selbst hinfahren, wenn ich könnte, das weißt du.«
Lyn lächelte gezwungen. »Natürlich würdest du das.« Sie drückte die Türklinke mit dem Ellbogen auf; in den Händen hielt sie das schwere Tablett. »Simon schaut später vorbei. Er meinte, wir sollten es dir nicht sagen, weil sonst dein Blutdruck wieder steigt!« Jetzt grinste sie wieder. »Atemübungen und Meditation sind für Sie angesagt, gnä’ Frau, und wenn Sie dann entsprechend gelassen und ruhig sind, läßt er Sie vielleicht nach unten kommen.«
Das tat er
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