Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
Vom Netzwerk:
»Ist da jemand? Sammy? Georgie?«
    Die Stille war geladen, als würde außer ihr noch jemand die Luft anhalten und warten.
    »Sammy? Georgie?« Sie umklammerte den Türgriff, als hinge ihr Leben davon ab. Zwischen ihren Schulterblättern bildete sich eiskalter Schweiß.
    Sie zwang sich, einen Schritt in den Saal zu machen und dann langsam die Stufen hinaufzugehen.
     
    »Sie wissen doch genau, daß ich Ihnen keine Schlaftabletten verschreibe. « Simon saß auf dem Stuhl neben ihr im Arbeitszimmer und sah ihr forschend ins Gesicht. »Also, was ist los? Sie haben doch keine Angst vor der Geburt?«
    »Natürlich habe ich Angst. Welche Frau hat das nicht?« Joss schob sich aus dem Sessel hoch und ging zum Fenster; sie wandte ihm den Rücken zu, damit er nicht ihr Gesicht sehen konnte. Draußen auf dem Rasen spielten Lyn und Tom Fußball. Beinahe wollte sie rufen: Nicht zu nah am Wasser! Geht nicht zu nah ans Wasser! Aber natürlich würde Lyn ihn nicht zu nah ans Wasser gehen lassen. Und selbst wenn, war das Seeufer jetzt mit Pflanzen überwuchert, mit abgestorbenen Brennesseln, Dornen und einem Gestrüpp von Geißblatt.
    Sammy
    Die Stimme rief laut durchs Zimmer. Jetzt hörte sie sie schon zum dritten Mal an diesem Vormittag. Sie wirbelte herum und blickte den Arzt an. »Haben Sie das gehört?«
    »Was? Entschuldigung?« fragte Simon stirnrunzelnd.

    »Jemand hat gerufen. Haben Sie es nicht gehört?«
    Er schüttelte den Kopf. »Setzen Sie sich mal her, Joss.«
    Zögernd nahm sie auf dem Hocker ihm gegenüber Platz. »Wahrscheinlich höre ich Dinge«, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln.
    »Vielleicht.« Er schwieg, dann fuhr er fort: »Wie oft hören Sie ›Dinge‹, Joss?«
    »Nicht oft.« Sie lächelte verlegen. »Als wir eingezogen sind, habe ich die Jungen rufen hören, und spielen …« Und Katherine, die Stimme, die nach Katherine rief. Sie machte eine abwehrende Geste; plötzlich fiel es ihr schwer weiterzureden. »Ich möchte nicht, daß Sie glauben, ich wäre reif für die Klapsmühle. Ich bin nicht verrückt. Ich bilde mir nichts ein …« Sie brach ab. »Zumindest glaube ich das nicht.«
    »Reden wir von Gespenstern?« Er zog eine Augenbraue in die Höhe, stützte die Ellbogen auf die Knie, beugte sich vor und musterte sie eingehend.
    Sie konnte seinem Blick nicht standhalten und sah zur Seite. » Wahrscheinlich.«
    Es entstand eine lange Pause, während er wartete, daß sie fortfuhr. Schließlich lachte sie nervös auf. »Manche Frauen werden während der Schwangerschaft etwas seltsam, stimmt’s? Und wenn ich es mir recht überlege, bin ich schwanger, seitdem wir hier eingezogen sind.«
    »Sie glauben also, daß das der Grund dafür ist?« Er lehnte sich im Stuhl zurück und überkreuzte die Beine betont lässig.
    »Das müssen Sie wissen. Sie sind der Arzt.«
    Er holte tief Luft. »Ich glaube nicht an Gespenster, Joss.«
    »Also werde ich allmählich verrückt.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich glaube, seit Ihrem Einzug sind Sie körperlich und geistig überanstrengt. Ich glaube, Sie lassen sich von der Romantik und der Geschichte und der Leere dieses Hauses zu sehr beeindrucken.« Er seufzte. »Wenn ich Ihnen sage, daß Sie in Urlaub fahren sollten, lehnen Sie das wahrscheinlich strikt ab.«
    »Sie wissen doch, daß Luke nicht weg kann. Mittlerweile soll er drei Autos herrichten.« Seit kurzem überlegte er sogar, ob er nicht jemanden zur Hilfe einstellen sollte.

    »Und ohne ihn können Sie nicht wegfahren?« Noch immer studierte er ihr Gesicht. Sie war zu dünn, zu blaß.
    »Kommt nicht in Frage«, sagte sie lächelnd.
    Woher hatte er nur den Eindruck, daß ihre Antwort überhaupt nichts mit Luke zu tun hatte? »Dann müssen Sie besser auf sich aufpassen, Joss. Mehr Ruhe. Wirkliche Ruhe. Mehr Gesellschaft. Ich weiß, daß sich das wie ein Widerspruch anhört, aber Lyn ist eine echte Perle. Ich weiß, daß sie sich über Besucher freut und Ihnen alle Arbeit abnehmen würde. Sie brauchen Zerstreuung und Gelächter, und ehrlich gesagt auch etwas mehr Krach um sich herum.«
    Diesmal klang ihr Lachen aufrichtig. »Simon, wenn Sie wüßten, wie schrecklich das klingt! Ich bin nicht einsam. Die Stille im Haus bedrückt mich nicht, und ich bin mir sicher, daß ich nicht unter Sinnestäuschungen leide.«
    »Also glauben Sie an Gespenster.«
    »Ja.« Sie brachte das Wort halb trotzig, halb entschuldigend hervor.
    »Ich glaube Ihnen erst, wenn ich selbst etwas sehe oder höre.« Er streckte sich und stand

Weitere Kostenlose Bücher