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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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leise Bewegung, als ob jemand oder etwas gesprochen hätte. Sie schüttelte den Kopf und bemerkte, daß sich ihre Härchen im Nacken sträubten.
    »Luke!«
    Ihre heisere Stimme wirkte wie ein Fremdkörper in dem Raum. Aus der Ferne, hinter der Tür zum Arbeitszimmer, konnte sie Toms Kichern und dann das tiefe Lachen seines Vaters hören. Sie machten sich einen Spaß daraus, dort aufzuräumen, während sie auf Joss warteten. Warum konnte sie sich nicht von der Stelle rühren?
    »Luke!« Diesmal rief sie dringlicher. Lauter. Aber er hörte sie nicht.
    Katherine, ich kann ohne dich nicht leben. Verlaß mich nicht …
    Die Worte wirbelten in ihrem Kopf umher, aber sie konnte sie nicht richtig verstehen. Verwirrt drehte sie sich um und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Luke!«
    Katherine
    »Luke, hilf mir.«
    Sie tastete nach dem Stuhl neben dem Kamin und ließ sich hineinfallen. In ihrem Kopf drehte sich alles, das Atmen tat weh, aber sie konzentrierte sich auf den kleinen Flecken Sonnenlicht, der auf dem Fußboden vor ihr erschienen war. Ein Prisma von Grün, Blau und Indigo spielte auf den kühlen Steinplatten und war im nächsten Moment wieder verschwunden. Sie sah zum Fenster. Der Himmel war bleiern, verhangen mit purpurfarbenen Wolken, und im Garten schien es dunkel zu werden.
    Sie atmete tief ein. Inzwischen ging es leichter. Und noch einmal. Er – es – war verschwunden.

    »Joss? Ist alles in Ordnung? Was machst du hier?« Luke stand in der Tür.
    Sie lächelte ihn an. »Ich war nur plötzlich müde. Ich habe dem Sonnenlicht auf dem Boden zugesehen.« Sie drückte sich aus dem Stuhl hoch. »Ich komme.«
    »Es ist alles fertig. Komm und setz dich hin.« Er betrachtete ihr abgespanntes Gesicht. Die Erschöpfung war mehr als rein körperlich. Er sah die Angst in ihren Augen.
    »Joss …«
    »Eine Tasse Tee, Luke. Das löst alle Probleme. Morgen fahre ich für ein paar Tage weg und erhole mich ein bißchen. Mehr nicht. Ich komme wieder zurück. Bald.«
    Sie sprach nicht zu ihm, das wußten sie beide. Luke blickte sich im großen Saal um. Als er seiner Frau den Arm um die Schultern legte und sie ins Arbeitszimmer führte, fluchte er leise vor sich hin.

19
    E ine Woge des Schmerzes erfaßte sie und trug sie in das warme Meerwasser hinaus, wo samtige grüne Pflanzen sie streiften. Verzweifelt schlug sie mit den Armen um sich und ruderte wild, um ans Ufer zurückzukommen, aber die unerbittliche, kraftvolle Strömung hielt sie gefangen und zog sie mit sich hinaus. Am Strand stand jemand und winkte. Sie konnte sehen, wie unglücklich er war, als er die Arme nach ihr ausstreckte. Es war nicht Luke. Es war ein großer Mann mit blonden Haaren und breiten Schultern, und sie fühlte, wie sich sein Schmerz mit ihrem vermischte. Wieder versuchte sie, ihm etwas zuzurufen, aber warmes Salzwasser wurde in ihren Mund gespült und erstickte ihren Schrei, noch bevor er über ihre Lippen kommen konnte. Jetzt wurde der Mann immer kleiner, ferner, stand bis zu den Oberschenkeln im Wasser und gestikulierte heftig, aber eine neue Welle von Schmerz überwältigte sie, und sie drehte ihm dem Rücken zu und krümmte sich im Wasser zusammen, um ganz in ihrer Qual zu versinken.

    Als sie auftauchte und die salzigen Wassertropfen aus den Augen zwinkerte, sah sie wieder zum Land zurück. Jetzt konnte sie den Strand kaum noch erkennen; die Gestalt des Mannes war beinahe unsichtbar vor dem gleißenden Sonnenlicht, aber sie fühlte seine Liebe wie ein zartes Netz, das sie umhüllte und sie langsam zurückzog. Da war wieder der Schmerz, der am Rand ihres Bewußtseins lauerte, tief in ihrem Innern, und ein Teil von ihr, der ihre Knochen und Muskeln mit unbarmherzigen, quälenden Fingern auseinanderdrückte. Als sie sich in einer weiteren Woge der Pein zusammenkrümmte, verschwand die Figur, und der Strand ging hinter dem Horizont unter.
    In der Ferne grollte Donner, und ein Blitz zuckte über den Himmel. Joss öffnete die Augen und sah, daß der Himmel sich verdüstert hatte, bis auf den Horizont, wo der Sturm flackerte und grollte. Plötzlich zerriß ein gleißendes Zickzack die Wolken, und der Donner krachte näher und sandte seine Schwingungen durch das Wasser. Sie schwamm auf der Stelle und versuchte, sich zu orientieren, und dann sah sie die Blumen. Rosen, deren weiße Blütenblätter in den Wellen um sie trieben und sich langsam auflösten. Sie griff nach ihnen, spürte ihre tote, schleimige Kälte, und endlich öffnete sie den Mund und

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