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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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französischer Freund ihr vorschlug, Belheddon zu verlassen, hatte sie lange Zeit zu große Angst davor zu gehen. Sie hatte offenbar das Gefühl, daß etwas sie dort festhielt. Wir – das heißt, der Psychologe im Dorf und ich – dachten, das wären die Erinnerungen an die Jungen – und natürlich an Ihren Vater. Das war ja auch nur allzu verständlich. Schwerer zu verstehen war dagegen ihr Entschluß, Sie fortzugeben. Das konnte niemand begreifen. Niemand.«
    »Sie hat es getan, um mich zu retten.« Joss knüllte die Stoffmassen ihres Rocks zwischen den Fingern zusammen. »John Cornish hat mir zwei Briefe gegeben, die sie mir geschrieben hatte. In einem stand, sie hoffe, daß ich eines Tages verstehen würde, warum sie mich fortgegeben hat; im anderen hieß es, es sei der Wunsch meines Vaters, daß ich Belheddon erbe, und sie könne erst weggehen, nachdem sie das in die Wege geleitet habe, auch wenn sie selbst dagegen war. Mein Vater starb, bevor ich zur Welt kam, also hat er vermutlich irgendein Testament hinterlassen, in dem er an sein ungeborenes Kind dachte.« Schulterzuckend fügte sie hinzu: »Er muß mich geliebt haben.«
    Weder Edgar noch Dot gingen auf die mangelnde Logik dieser Bemerkung ein. Edgar schüttelte lediglich erneut den Kopf. »Beide haben sie Sie geliebt, Kind. Ihr Vater hat sich so gefreut, daß Ihre Mutter nach all dem Unglück im Haus wieder schwanger war. Sein Unfall war wirklich eine Tragödie. Meine Hoffnung ist, daß das Glück einer jungen Familie endgültig die Traurigkeit aus dem Haus vertreiben wird.«
    »Und der unglückliche Geist, von dem Sie sprachen?«
    »Ich werde mich mit ein oder zwei Kollegen besprechen, die mehr über diese Dinge wissen als ich. Ich ahne zwar, was wir tun müssen, aber ich brauche etwas Rat. Vertrauen Sie mir?« Er lächelte. »Und vor allem, seien Sie tapfer! Vergessen Sie nicht, daß Beten als Schutz und als Beistand dient. Sobald ich weiß, was zu tun ist, besuche ich Sie. Und jetzt …« Er holte tief Luft. »Jetzt bekommen Sie von uns etwas Gutes zu essen, damit Sie gestärkt nach Hause fahren können.«

    Nach Hause! Sie hatte nicht angerufen. Zu Hause zerbrachen sie sich bestimmt schon den Kopf, was mit ihr passiert war.
    Lyn war außer sich. »Wer hat dir erlaubt, mein Auto zu nehmen? Ich wollte am Nachmittag nach Hause fahren, und Luke braucht den Citroën. Was hast du dir bloß dabei gedacht? Guter Gott, Joss, du hättest dir doch denken können, daß wir nur unten im Dorf waren. Was zum Teufel ist los mit dir?« Ihre wütende Stimme hallte durch das Wohnzimmer der Gowers. Die beiden hatten sich taktvoll in die Küche zurückgezogen, um das Mittagessen vorzubereiten.
    Joss sah auf das Meer hinaus. »Es tut mir leid, Lyn, wirklich. Es war dringend.«
    »Und was soll ich jetzt machen? Als ob es nicht schlimm genug wäre, den ganzen Tag deine dämliche Familie um die Ohren zu haben; und dann nimmst du mir auch noch meine einzige Fluchtmöglichkeit!«
    Es entstand eine lange Stille. Joss zwang sich, ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Telefongespräch zu lenken. »Lyn …«
    »Ja, Lyn. Was würdest du ohne Lyn tun?« Ihre Stimme war noch schriller geworden. »Es tut mir leid, Joss, aber mir reicht’s. Ich hab die Nase gestrichen voll. Ich weiß, daß du im Augenblick nicht viel tun kannst, aber warum soll ausgerechnet ich das alles ausbaden?«
    »Es tut mir wirklich leid, Lyn. Ich dachte, wir hätten darüber gesprochen. Ich hatte keine Ahnung, daß du immer noch das Gefühl hast …«
    »Nein, du hast von vielen Sachen keine Ahnung.« Ihre Empörung war noch nicht abgeebbt. »Du lebst in deiner eigenen kleinen Welt, Joss, und siehst gar nicht, was um dich herum passiert. Das war immer schon dein Problem, und jetzt ist es zehnmal schlimmer geworden. Ich weiß nicht, was dieses verdammte Haus mit dir angestellt hat, aber es ist unerträglich.«
    »Hör mal, ich komme sofort zurück.«
    »Die Mühe kannst du dir sparen. Luke fährt mich zum Bahnhof. Ich muß jetzt aufhören und Toms Mittagessen machen. Sieh bloß zu, daß du zu seinem Abendbrot wieder hier bist, weil Luke sich schon den ganzen Nachmittag um ihn kümmern muß!«
    Nachdem Lyn den Hörer aufgeknallt hatte, blieb Joss noch
ein paar Minuten still sitzen. Lyn hatte recht. Das Haus und ihr Buch hatten sie so sehr vereinnahmt, daß sie gar nicht gemerkt hatte, wie unglücklich und rastlos Lyn wieder geworden war. Und Lyns Hilfe nahm sie tatsächlich als Selbstverständlichkeit hin. Lyn

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