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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Blitz direkt durchs Zimmer zu zucken schien.
    »Der hat ganz in der Nähe eingeschlagen.« Gewaltsam entfernte Luke Toms Hände von Joss’ Hals und zerrte ihn von ihr weg. »Komm, Liebling. Kannst du gehen? Wir sollten nach unten. Du kannst im Arbeitszimmer auf dem Sofa liegen.«
    Als er Tom auf den Arm nahm, erlosch plötzlich das Nachtlicht auf dem Tisch in der Ecke.
    »Oh nein, bitte nicht!« Joss griff nach dem Gitter des Bettchens und richtete sich mühsam auf. »Sind alle rausgegangen? Luke? Bist du noch da? Ich kann dich nicht sehen!«
    Ihre Stimme wurde immer panischer.
    »Es ist alles in Ordnung, Joss. Beweg dich nicht. Bleib, wo du bist; ich hole eine Taschenlampe. Da ist eine neben unserem Bett. Hab keine Angst. Tom-Tom ist bei mir. Ihm fehlt nichts.«

    Die Schreie des Kindes wurden etwas leiser, als Luke tastend aus dem Zimmer ging und Joss alleine zurückließ.
    »Luke!« Ihr Schrei hallte durch die Stille. »Luke, laß mich nicht allein! Kommt der Krankenwagen? Luke, bitte!« Dunkelheit legte sich über ihre Augen wie eine Binde. Sie konnte die schwere, samtige Schwärze um sich herum spüren. Schluchzend streckte sie die Hände aus und tastete nach dem Bettchen. Sie konnte nichts hören als die vollkommene Stille um sich, sie konnte nichts sehen. Dann hörte sie Tom rufen. Sein Fußgetrappel im Flur. »Mummy! Mummy suchen.« Er schluchzte so heftig, daß sein Atem wie ein Schluckauf ging.
    »Tom-Tom«, rief sie und drehte sich in der Dunkelheit zur Tür. Ein heller Blitzschlag erleuchtete die Tür und das kleine Gesicht, das um den Rahmen spähte. »Mummy!« Er rannte zu ihr und schlang seine Arme um ihre Beine.
    »Wo ist Daddy, Tom-Tom?« Der dumpfe Schmerz im Rücken wurde wieder stärker.
    »Daddy Zündhölzer suchen.« Sein Gesichtchen war in ihrem Nachthemd vergraben.
    »O Gott.« Die Schmerzen wurden wieder heftiger. Sie biß die Zähne zusammen, stolperte um Tom herum zum Bettchen und umklammerte das Gitter.
    In der Tür erschien ein schwacher, flackernder Lichtschein, der gigantische Schatten warf, als Luke mit einer Kerze in der Hand den Flur entlangkam.
    »Luke, Gott sei Dank! Kommt bald ein Krankenwagen?« Die Knöchel ihrer um das Gitter gepreßten Hände waren weiß, als die nächste Wehe einsetzte. Tom schien ihren Schmerz mitzufühlen und fing wieder an zu kreischen. Sofort war Luke neben ihr, legte ihr einen Arm um die Schulter und hielt sie fest, während die Schmerzen erneut stärker wurden.
    »Wann?« preßte sie durch die Zähne. »Wann kommt der Wagen?«
    »Ich bin nicht durchgekommen, Joss.« Er hielt ihre beiden Hände. »Die Leitung ist tot. Das Gewitter. Ich fahre schnell zu Simon …«
    »Nein!« Ihr Schrei ging in einem Schluchzen unter. »Laß mich nicht allein!«

    »Dann bringe ich dich besser selbst ins Krankenhaus. Wir holen nur schnell deinen Morgenmantel und fahren gleich los. In vierzig Minuten sind wir da. Es ist alles in Ordnung, Liebes. Wir schaffen es.« Er drückte ihre Hände noch fester. »Komm. Dort ist auch jemand, der sich um Tom-Tom kümmern kann.«
    Noch während er das sagte, wußte sie, daß das zu lange dauern würde.
    »Nein!« Diesmal war es ein Schrei der Qual. »Luke, dafür reicht die Zeit nicht mehr. Die Abstände zwischen den Wehen sind zu kurz.« Schweißperlen standen auf ihrer Oberlippe, ihr lief Schweiß über den Hals. Die Tropfen rannen zwischen ihren Brüsten hinab, als sich der Schmerz wie eine Schraubzwinge um ihren Rücken legte. »Luke, ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Natürlich weißt du das. Es ist doch nicht das erste Mal.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Luke, du mußt mich entbinden. O Gott!« Stöhnend fiel sie auf die Knie, und ihre Arme fuhren um ihren Bauch, als ob sie den neuerlichen Schmerz abwehren wollte.
    »Tom? Tom-Tom, komm zu Daddy!« Hilflos versuchte Luke, den kleinen Jungen hochzuheben, doch er klammerte sich immer nur fester an Joss. »Jetzt komm, alter Junge. Wir lassen Mummy ins Bett gehen. Es geht ihr nicht so gut. Sie hat ein bißchen Bauchschmerzen, und wir müssen uns um sie kümmern. Hilfst du mir dabei?« Mit Gewalt löste er Toms Finger aus ihrem Klammergriff um Joss’ Nachthemd und zog ihn weg. »Kannst du gehen, Joss? Kommst du in unser Zimmer zurück?« Er schrie, um das Kreischen des kleinen Jungen zu übertönen. »Tom, bitte, laß los.«
    »Laß ihn doch, Luke«, keuchte Joss. »Du machst ihm nur noch mehr Angst. Tom-Tom.« Die Wehe ließ nach, und sie legte einen Arm um ihn und drückte

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