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Der Fluch von Melaten

Der Fluch von Melaten

Titel: Der Fluch von Melaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kapelle mit einer schwungvollen Bewegung. Es war für Ernst Wienand auch mehr zu spüren als zu sehen, denn etwas glitt als eisiger Hauch auf ihn zu.
    Er wollte ihm entwischen, sich auf der Stelle drehen und davonlaufen, aber er schaffte es nicht. Der Hauch war da, und er hüllte ihn wie ein Gewand ein.
    Dicht vor sich sah er das starre Gesicht der Erscheinung. Er riss den Mund auf, um etwas zu sagen, aber er bekam keinen Laut hervor, denn die Kälte aus dem Jenseits war schneller.
    Bewegungslos musste Ernst Wienand erleben, wie der Geist in ihn eindrang und ihn übernahm. Die Welt um ihn herum verzerrte sich in einem verrückten Tanz. Er hatte das Gefühl, abzuheben und über dem Friedhof zu schweben. Die alten Grabsteine blieben auch nicht mehr liegen, sie tanzten durch die Luft, und die Bäume drehten sich wie gewaltige Kreisel um die eigene Achse.
    Ernst Wienand hatte die Arme vom Körper abgestreckt und drehte sich schwankend auf der Stelle. Er trat immer wieder auf, knickte zusammen, fing sich wieder, taumelte nach vom und war nicht mehr der Mensch, der er immer gewesen war.
    In ihm steckte etwas Fremdes, und dieses Fremde besaß sogar eine Stimme, die so laut loskreischte, dass es in seinem Kopf regelrecht schmerzte.
    »Ich bin Marietta, und ich bin deine Mutter... deine Mutter... verstehst du das?«
    Ernst Wienand verstand nichts mehr. Er taumelte noch zur Seite, dann brach er zusammen und blieb auf dem Boden liegen...
    ***
    Auch ein anderer Mann lag auf dem Boden, und zwar vor meinen Füßen. Justus Schmitz war einfach zusammengebrochen. Er hatte eine Wahrheit zu hören bekommen, die für ihn einfach nicht zu fassen gewesen war. Ich hatte ihn noch abgestützt, sonst hätte er sich vielleicht verletzt. Jetzt lag er in der Nähe des großen Grabs, hatte die Beine angezogen und die Arme um seinen Kopf gelegt, als wollte er sich vor irgendwelchen gefährlichen Angriffen schützen. Dabei wimmerte er vor sich hin, und wenn ich genau zuhörte, dann verstand ich stets das Wort »Mutter«.
    Das bereitete mir ebenfalls Probleme. Wie konnte jemand behaupten, Sibilla zu heißen und die Mutter dieses Mannes zu sein, mit dem ich über den Friedhof gegangen war?
    Lächerlich!
    Das hätte man meinen müssen. Aber das alles war ja nicht von ungefähr gekommen. Es hatte schon zuvor Kontakte gegeben, sonst hätte sich Justus Schmitz anders verhalten.
    Wieso Mutter?«
    Ich überlegte, während ich auf Justus niederschaute und darauf wartete, dass er sich wieder fing. Auch auf meinem Rücken hatte sich eine Gänsehaut gebildet, denn was ich da erlebt hatte, war auch für einen Geisterjäger schaurig genug gewesen, insbesondere in einer derartigen Umgebung, die von Gräbern gezeichnet war.
    Er hatte seine Mutter auf eine bestimmte Art und Weise erlebt, aber ich bezweifelte, dass er sie auch gesehen hatte. Trotzdem schaute ich mich in der Umgebung um und ließ Justus auf der Stelle liegen, wobei ich hoffte, dass er sich erholte.
    Ich suchte auch hinter den Gräbern nach Spuren. Ich schaute mich in den Büschen um, aber ich fand niemanden, der uns beobachtete, und ein Geist trieb auch nicht durch die düstere Landschaft.
    Etwas enttäuscht kehrte ich wieder zu Justus zurück. Der war dabei, sich aufzurichten. Ich fasste zu und half ihm, richtig auf die Füße zu kommen.
    Schmitz schaute mich an, als wäre ich ihm fremd geworden. Seine Kleidung war schmutzig geworden, und auch in seinem Gesicht klebte an verschiedenen Stellen Dreck. Die Lippen zuckten, und es sah so aus, als wollte er mir etwas sagen, doch es kam kein Laut über seine Lippen, abgesehen von scharfen Atemzügen.
    Er war noch so fertig, dass ich ihn festhalten musste, sonst wäre er wieder zusammengebrochen. Zudem war ich auch der beste Halt für ihn, denn er klammerte sich an meiner rechten Schulter fest, wobei er seinen Kopf suchend hin- und herbewegte.
    Da er nicht sprach, redete ich. »Ist die Stimme wieder aus Ihrem Kopf verschwunden?«
    Er ging nicht auf meine Frage ein, sondern flüsterte: »Es war meine Mutter, meine Mutter!« Er begann schrill zu lachen. »Aber das kann ich nicht glauben, nein, verdammt, das ist unmöglich! So sieht meine Mutter nicht aus. Aber sie hat behauptet, sie wäre meine Mutter.«
    »Und sie heißt Sibilla, nicht wahr?«
    »Ja, das ist ihr Name.«
    »Haben Sie die Mutter auch gesehen?«, fragte ich vorsichtig.
    »Nein, nein!« Seine Antwort folgte spontan. »Das ist nicht der Fall, wirklich nicht. Meine Mutter ist... ich meine...

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