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Der Fluch von Melaten

Der Fluch von Melaten

Titel: Der Fluch von Melaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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flüchten. Ich fasste ihn am Arm an und drehte ihn in die entsprechende Richtung. »Wir können jetzt nicht kneifen, Justus, das müssen Sie verstehen. Auch wenn Sie Angst vor der Wahrheit haben, wir haben nur eine Chance, wenn wir uns den Problemen stellen.«
    »Das weiß ich ja.«
    »Wunderbar. Was ist mit der Stimme?«
    »Sie bohrt.«
    »Sagt sie Ihnen auch etwas?«
    »Ja, ja, sie spricht vom Feuer. Von den Flammen und auch vom Teufel. Das alles habe ich gehört. Es treibt durch meinen Kopf. Es ist einfach nur grauenhaft.«
    »Wir gehen weiter.«
    Auf der Mittelachse, die weiterführte, blieben wir nicht mehr, sondern wandten uns nach links und betraten einen Weg, der um einiges schmaler war als die Achse.
    Ich spürte augenblicklich die Veränderung. Hier war es noch feuchter. Alte Gräber mit auch mächtigen Figuren gammelten vor sich hin. Eisenzäune hatten Rost angesetzt und waren teilweise von Gewächsen überwuchert worden.
    Außer uns war niemand zu sehen. Die Blätter der hohen Bäume raschelten über unseren Köpfen, als wollten sie uns irgendwelche Botschaften zuflüstern.
    Große Grabfiguren warteten auf ihre Renovierung. Der Verfall war an vielen Stellen zu sehen. Große Namen großer Familien waren auch hier zu lesen, aber um die letzten Ruhestätten kümmerte sich niemand mehr. Wahrscheinlich waren die Familien ausgestorben, und somit war ihnen auch das Geld ausgegangen.
    An einigen Stellen hatte der Wind das Laub zusammengeweht, das trocken raschelte, wenn wir es durch unsere Schritte bewegten. Schatten fielen auf die Gräber, als wollten diese in der grauen Dunkelheit begraben werden.
    Es hatte sich eine ungewöhnliche Stimmung ausgebreitet. Die Toten lagen unter der Erde, schienen aber ihre Botschaften in Form der Schatten zu schicken, als sollten diese die Lebenden fangen und sie in das Reich der Toten ziehen.
    In diesem Licht erhielten auch die Gräber und die darauf stehenden Figuren ein anderes Aussehen. Engel in den verschiedensten Haltungen sahen plötzlich aus wie gefährliche Krieger, die nur auf den Befehl zum Angriff warteten. Hinter jeder Hecke schien eine Gestalt zu lauern. Ein Leichenfresser, ein Gespenst oder ein lebender Toter, der es in seinem Grab nicht mehr ausgehalten hatte.
    Manchmal war über uns das Flattern von Flügeln zu hören, wenn größere Vögel ihren Weg durch die Baumkronen suchten. Die einzigen Geräusche. Menschliche Stimmen vernahmen wir nicht.
    Auch ich fühlte mich von dieser Stimmung eigenartig berührt. Es war schon eine besondere Welt, durch die wir gingen, geprägt von Gräbern, von Figuren und von einer Stimmung, die einfach nur traurig war.
    Die Stille wurde eigentlich nur von den heftigen Atemzügen meines Begleiters unterbrochen. Justus stand immer stärker unter Druck. Er verhielt sich wie ein Mensch, der nach etwas sucht, und bewegte dabei den Kopf immer wieder von einer Seite zur anderen.
    Ich hatte ihn vorgehen lassen und deckte seinen Rücken ab. Im Gegensatz zu ihm sah ich die Geschichte gelassener. Noch war in unserer Nähe nichts passiert. Zumindest hatte ich nichts bemerkt, und so stellte ich mir mittlerweile die Frage, ob es wirklich nötig gewesen war, nach Köln zu fliegen, um hier auf Geistersuche zu gehen.
    An der rechten Seite tauchte eine sehr große Grabstätte auf. Dort lagen zahlreiche Menschen begraben, wie ich an den Namen las und durch einen anderen Text auch erfuhr, dass hier eine Grabstätte für Aids-Opfer angelegt worden war.
    Justus Schmitz blieb plötzlich stehen!
    Ich wunderte mich darüber, denn er hatte mich durch kein Wort vorgewarnt. Aber er drehte mir sein Gesicht zu. Als ich hineinschaute, erschrak ich. Er hatte sein Gesicht verzogen. Der Mund stand offen. Aus ihm drang der keuchende Atem, und er hob langsam den linken Arm.
    »Was haben Sie, Justus?«
    »Die Stimme...«
    »Und?«
    Er keuchte weiter. »Sie... sie hat mich richtig erwischt. Ich habe sie gehört. Deutlicher als sonst. Sie ist da, und sie wartet auf mich. Sie will mich, verstehen Sie...?«
    »Nur die Stimme?«
    »Nein, auch sie...«
    Allmählich wurde auch ich von der Spannung erfasst, denn ich ahnte, dass ich bald etwas Konkretes hören würde. »Was hat Ihnen die Stimme denn gesagt?«
    Justus gab noch keine Antwort. Aber er schien wieder Kontakt zu dieser Geisterstimme zu haben, denn darauf wies sein Gesichtsausdruck hin. Ich hatte selten ein so großes Erstaunen bei einem Menschen erlebt wie hier.
    Ich ging näher an ihn heran, um ihn so besser

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