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Der Fluch von Melaten

Der Fluch von Melaten

Titel: Der Fluch von Melaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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für verrückt.«
    »Stimmt, Herr Wienand. Aber wir sind nicht verrückt. Beide nicht.«
    »Sagen Sie Ernst.«
    »Ich bin Kalle.«
    Wienand runzelte die Stirn. »Und Sie haben bestimmt auch diese seltsamen Rufe und die Stimme in Ihrem Kopf gehört, nicht wahr?«
    »Das ist richtig. Deshalb bin ich auch hier. Es hat mich an der Seite der Kapelle erwischt. Ich konnte plötzlich in sie hineinschauen und sah drei Geisterfrauen.«
    »Drei?«
    »Ja, glauben Sie mir.«
    »Aber wir sind nur zu zweit.«
    Kalle Höffgen überlegte. Allerdings nicht lange, denn schon bald ging ihm ein Licht auf. »Wenn das so ist und alles stimmt, was ich annehme, dann würde das bedeuten, dass noch jemand fehlt.« Er musste lachen. »Der Sohn der anderen, der dritten Mutter.«
    »Genau daran habe ich auch gedacht.«
    »Und?« Höffgen’s Blick wurde bohrend. »Haben Sie eine Antwort gefunden, Ernst?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Ich weiß auch keine.«
    »Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder war der dritte so genannte Sohn schon vor uns hier, oder er wird noch kommen. Eine dritte Lösung kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Da haben Sie Recht, ich auch nicht.« Höffgen schaute sich um. »Ich weiß auch nicht, wie es jetzt weitergehen soll. Ich... ich... bin wirklich überfragt.«
    »Können wir überhaupt etwas tun?«
    Da beide Männer keine Antwort wussten, schwiegen sie. Bis Ernst etwas sagte, das wieder in eine Frage mündete. »Ich kann mir das Erscheinen nicht erklären. Ich weiß nicht, weshalb wir die Söhne dieser Geisterfrauen sein sollen. Sie etwa?«
    »Nein, nicht.«
    Wienand ballte die rechte Hand zur Faust. »Aber das kann doch kein Zufall sein! Da muss es einen Zusammenhang zwischen uns und dem Erscheinen geben.«
    Kalle Höffgen zuckte ratlos mit den Schultern.
    Wienand wollte sich damit nicht zufrieden geben. »Es geschieht nichts ohne Grund. Wir sind auch nicht zufällig hergekommen. Wir haben die Stimmen gehört, wir haben den Überfall unserer angeblichen Mütter als Geister erlebt. Warum das alles?«
    »Keine Ahnung!«
    »Wie können die denn behaupten, unsere Mütter zu sein? Das will mir nicht in den Kopf!«
    »Ich habe auch keine Ahnung«, gab Höffgen zu, »aber es muss so etwas wie einen Zusammenhang geben. Da hat uns jemand gesucht und endlich gefunden.«
    »Endlich, sagen Sie?«
    »Ja, was sonst?«
    »Und wie kommen Sie darauf?«
    Höffgen zuckte die Achseln und schaute sich um, aber die Antwort musste er schon selbst geben. »Ich glaube, dass es Gestalten aus der tiefen Vergangenheit gewesen sind. Totengeister, die auf Melaten hier einfach keine Ruhe fanden. Die etwas Bestimmtes von uns wollten. Die ja auch lange suchten und jetzt...«
    »Was ist mit jetzt?«, fragte Ernst, als der Jüngere nicht mehr weitersprach.
    »Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nichts, ehrlich. Ich bin völlig von der Rolle. Ich versuche zu denken, aber das schaffe ich auch nicht. Mein Kopf ist leer. Ich weiß nur, dass es passiert ist, und ich gehe davon aus, dass es einen Grund geben muss.«
    »Und den sollen wir finden?«, höhnte Ernst.
    »Wir könnten es versuchen.«
    »Das hat keinen Sinn. Irgendwo muss man ansetzen. Aber wo sollen wir das tun?« Er riss die Arme in die Höhe und schaute sich um. »Können Sie mir das sagen?«
    »Das weiß ich auch nicht.« Höffgen räusperte sich. »Ich bin ja schon länger hier. Ich habe mich auch hinter der Kapelle aufgehalten und habe versucht, von dort hineinzukommen. Ist aber nicht drin. Es könnte ja sein, dass wir die Geister dort finden.«
    Wienand ließ sich die Worte durch den Kopf gehen und stellte sich noch mal vor, was er erlebt hatte. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Die Kapelle ist nicht wichtig. Sie... sie... sind einfach durch die Mauern hindurchgeweht. Das muss einen anderen Grund haben, denke ich.«
    »Welchen denn?«
    Wienand dachte nach. Er rieb dabei über sein Kinn. Die Augen verengten sich, und sein Blick bekam etwas Verlorenes. »Die ganze Sache ist ja die«, dozierte er mit leiser Stimme. »Wissen Sie eigentlich, auf welch einem geschichtsträchtigen Boden wir stehen?«
    »Nicht genau«, gab Kalle zu.
    »Ich bin auch kein Historiker, beileibe nicht. Aber ich habe so meine Ideen und Vorstellungen. Ich denke dabei auch nicht an die historischen Gräber, sondern gehe weiter zurück, als es hier noch keinen richtigen Friedhof außerhalb der Ringe gegeben hat. Napoleon soll hier die ersten Toten begraben haben. Das war zu Beginn des

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