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Der Fluch

Der Fluch

Titel: Der Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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merkwürdigen George. Er hat irgendetwas an sich, das mich beunruhigt.
    »Na, die Szene aus einer mittelmäßigen Soap. Drei Jungs, die sich um die College-Schönheit duellieren.«
    »Die waren einfach nur betrunken.«
    »Ach ja? Dieser Anzug-Freak schien mir bei ziemlich klarem Verstand zu sein. Wie ist noch mal sein Name?«
    »George«, erwidere ich. »George irgendwer.« Ich kann mich nicht mehr an den Nachnamen erinnern, irgendetwas mit England, aber ich weiß nicht mehr, was.
    Ich seufze und nehme den Deckel vom Topf. Plötzlich fällt mir etwas ein. »Er war übrigens gestern in der Philosophie-Vorlesung«, sage ich nachdenklich. »Er hat mich über Brandon ausgefragt.«
    »Ja und?« Katie beugt sich über den Topf.
    »In dieser Vorlesung haben Erstsemester überhaupt nichts zu suchen.«
    Katie geht zum Kühlschrank, zieht die Milch heraus, öffnet sie und trinkt die Milch einfach so aus der Flasche. Dann zuckt sie mit den Schultern. »Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass es an dir liegen könnte?«
    »Was liegt an mir?«, gebe ich zurück.
    »Glatze hin oder her, Baby. Du hast nun einmal etwas an dir, was Männer unwiderstehlich anzieht. Vielleicht wollte Georgie-wer-auch-immer dir einfach nahe sein.«
    Die Bemerkung trifft mich aus dem Hinterhalt und fühlt sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Es wiederholt sich immer wieder und offenbar kann ich nichts dagegen tun. Es ist wie ein Fluch.
    »Alles in Ordnung?«, fragt Katie.
    »Klar, was soll sein? Wie laufen deine Kurse?«, lenke ich schnell ab.
    Sie tut mir den Gefallen und antwortet, obwohl sie genau weiß, dass etwas nicht stimmt. »Erster Essay für Französisch ist morgen fällig. Und bei dir?«
    »Immer noch Metamorphosen.« Mein Blick fällt auf die Uhr. »Und wenn das Wasser nicht sofort kocht, kann ich das Mittagessen vergessen. Ich habe gleich Sprechstunde im Büro der Studienbetreuer.«
    »Ach, verdammt, das hätte ich fast vergessen.« Katie fasst sich an den Kopf. »Ich bin dieser Psychotante begegnet, Mrs …«
    »Jones?«
    »Genau. Ich kann mir einfach keine Namen merken. Aber sie lässt dir ausrichten, du sollst dringend den Dean anrufen. Scheint wichtig zu sein.«
    Ich drehe die Herdplatte eine Stufe niedriger.
    Eine seltsame Unruhe erfasst mich, ohne dass ich erklären kann, warum.
    »Und das sagst du mir erst jetzt?«
    »Bin ja nicht deine Sekretärin«, erklärt Katie und nimmt erneut einen langen Schluck Milch: »Und diese Rothaarige hat auch nach dir gefragt. Du bist ziemlich begehrt die letzten Tage. An deiner Stelle würde ich eine Zeit lang untertauchen.«
    Im Büro treffe ich auf David, der über irgendwelchen Papieren brütet. Wir teilen uns einen Schreibtisch, der andere gehört Mrs Jones, die als Jahrgangsleiterin hier im Büro ihre Sprechstunden für die Erstsemester abhält.
    »Gott sei Dank, da bist du ja endlich.« Auf Davids Gesicht liegt ein besorgter Ausdruck. »Es haben schon mehrere Studentinnen aus deiner Gruppe nach dir gefragt und … der Dean …«
    »Was ist los?«
    »Das wollte ich gerade dich fragen.«
    »Was meinst du?«
    »Mr Walden hat schon dreimal hier angerufen und ehrlich gesagt, klang er nicht besonders gut gelaunt.«
    Beunruhigt nehme ich an meiner Seite des Schreibtischs Platz. »Und du hast keine Ahnung, worum es geht?«
    David zuckt mit den Schultern. »Das Chaos heute Morgen …«
    »Chaos?« Wovon spricht er? Ich lasse den Vormittag Revue passieren. Aber ich war fast die ganze Zeit im Atelier und bin niemandem begegnet. »Ich weiß von keinem Chaos.«
    »Einige deiner Freshmen sind in Vorlesungen aufgetaucht, in denen sie nichts zu suchen haben, und haben totale Verwirrung gestiftet.«
    Das ungute Gefühl verstärkt sich. Warum habe ich davon nichts mitbekommen? Wie konnte das passieren? Und das Wichtigste: Was hab ich damit zu tun? Nichts, rede ich mir ein. Ist schließlich nicht gerade einfach, sich in dem Gebäude zurechtzufinden.
    »Ich muss los. Einführungsgespräch für die Mathematik-Erstsemester.« David erhebt sich, greift nach einem Aktenordner und geht auf die Tür zu.
    Dort wendet er sich noch einmal kurz um. Er zögert unmerklich. »Übrigens, ich hab von gestern Abend gehört, Rose. Die Sache im Club.«
    Ich seufze. Natürlich. Ich war vermutlich auf Facebook Collegegespräch.
    »Wenn du Hilfe brauchst, dann sagst du es mir, okay? Ich weiß, ich bin in letzter Zeit kein guter Freund gewesen, aber …« David macht eine lange Pause, als ringe er damit, was er mir sagen will, ». .

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