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Der Fluch

Der Fluch

Titel: Der Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Beispiele heraus:
    Abraham, Diana, Hauptfach Englische Philologie
    O’Neill, Mary, Hauptfach Mathematik
    Hopster, Samantha, Hauptfach Psychologie.
    Ich ziehe den Ordner mit den Anmeldeformularen aus dem Schrank und beginne, sie zu vergleichen. Zunächst kann ich keinen Fehler feststellen, doch dann sticht mir etwas ins Auge. Mary O’Neill, Hauptfach Mathematik, ist gleichzeitig für den Grundkurs Mathematik in der Datenbank eingetragen. Was natürlich nicht sein kann. Und laut ihrem Stundenplan, den ich für sie erstellt habe, fand der Grundkurs M1A1 heute Morgen um zehn Uhr in Raum GF77 statt. Was ebenfalls nicht sein kann, weil … ich überprüfe die Raumbelegung … dort ein Seminar für Drittsemester von Jay Bauer, Department Biologie, stattfindet.
    Einen ähnlichen Fehler finde ich bei Diana. Laut ihrem Stundenplan hatte sie heute Morgen Englische Literatur in Raum F250, wo Mrs Jones ihre Vorlesung über Grundbegriffe der Psychologie abhielt.
    Meine Datenbank scheint völlig durcheinandergeraten und die Verwechslungen betreffen nicht nur die Grundkurse der einzelnen Studentinnen, sondern auch die Raumbelegung. Die habe ich jedoch nicht eigenhändig erfasst, sondern vom Büro des Dean erhalten. Und ich habe – wenn überhaupt noch etwas sicher ist – nichts daran verändert. Warum sollte ich das auch tun?
    Mein erster Gedanke ist, dass ein Fehler in der Datenbank vorliegen muss. Noch während ich darüber nachdenke, weiß ich, dass das nicht der Fall ist. Etwas anderes geht hier vor. Etwas, das mich persönlich betrifft. Das ich nicht verstehe und schon gar nicht kontrollieren kann.
    Es gibt keine andere Erklärung, jemand muss die Daten manipuliert haben. Aber wer? Und warum? Um mir zu schaden?
    Es klopft leise. Ich fahre erschrocken zusammen, so vertieft bin ich in Gedanken.
    Die Tür schwingt auf und plötzlich steht Muriel vor mir. Das Mädchen hat etwas an sich, was mich wahnsinnig macht. Ich muss mich zwingen, so zu tun, als ob alles in Ordnung sei. »Hallo, Muriel, kann ich dir helfen?«, frage ich betont freundlich.
    Das Schweigen dauert fast eine Minute und ich glaube, Mitleid aus ihrer Stimme zu hören, als sie flüstert. »Es geht vielmehr darum, wie ich dir helfen kann, Rose. Und ob ich es möchte.«
    Noch bevor ich Gelegenheit habe, sie zu fragen, was sie damit meint, ist sie bereits wieder verschwunden. Als hätte ich mir das alles nur eingebildet. Als wäre sie nie hier gewesen.
    Im nächsten Moment habe ich bereits die Datenbank für die Studenten des zweiten Studienjahres aufgerufen. Wie war noch einmal Muriels Nachname? Als er mir nicht einfällt, gebe ich drei andere Stichworte ein:
    Vorname: Muriel
    Hauptfach: Kunst
    Und schicke die Suchanfrage ab. Es dauert keine Sekunde, bis ich die Antwort erhalte: Kein Datensatz vorhanden.
    Das ist nicht möglich, oder?
    Ich versuche es mit:
    Muriel Anderson, Boston.
    Dann rufe ich den Stundenplan auf.
    Hier finde ich sie. Aber ich traue meinen Augen nicht.
    Sie hat nicht nur die gleichen Fächer belegt wie ich. Sondern auch exakt die gleichen Seminare und Vorlesungen. Das kommt so gut wie nie vor.
    Das Tal sucht sich jemanden aus, den es prüfen kann.
    Das hat Robert einmal gesagt.
    Bin ich jetzt an der Reihe?

Dave Yellads Reisetagebuch
    Dead Valley, 29. August 1908 Ich bin noch nie im Leben so einsam gewesen. Aber ich kann beim besten Willen nicht behaupten, dass ich unglücklich bin. Meine Forschungen beschäftigen mich ausreichend, auch wenn sie nicht von Erfolg gekrönt sind.
    Alle weiteren Versuche, die Himmelsrichtungen zu bestimmen, scheiterten bisher. Weiterhin geht die Sonne in der Richtung auf, wo sie untergeht. Als ob sie einmal am Tag um den See kreist und nicht die Erde um die Sonne.
    Mithilfe des Sextanten und dem höchsten Stand der Sonne um die Mittagszeit habe ich zudem mehrfach versucht, den Breitengrad zu bestimmen. Zu meiner Verwunderung musste ich feststellen, dass sich die Ergebnisse unterscheiden. Es ist, als ob das Tal seine Position verändert.
    Ich habe beschlossen, diese Erscheinungen zu notieren. Aber eines ist klar. Dieser Ort scheint sich den Gesetzen von Raum und Zeit nicht unterzuordnen. Ein Gedanke, gegen den mein wissenschaftlicher Verstand rebelliert. Gleichzeitig lässt mich die Erinnerung an die Welt nicht los, in die mich der Schamane führte. Doch noch bin ich nicht auf die Pilze gestoßen, die er mir zubereitet hat und von denen ich mir weitere Erkenntnisse verspreche.
    Dead Valley, 03. September 1908

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