Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
grauenvoller Anblick, sie in ihren letzten Todeszuckungen zu sehen. Besonders abscheulich war die Hinrichtung zweier Frauen, von denen die eine mindestens siebzig Jahre alt zu sein schien.
    Als der Film zu Ende war, herrschte bestürztes Schweigen.
    Elsa mußte plötzlich würgen, und sie erhob sich, taumelte zum Kamin hinüber und übergab sich. Müller ging zu den Vorhängen und zog sie wieder auf. Himmler ergriff als erster das Wort.

      »Ich bedaure jedwede Form von Gewaltanwendung, aber mit Verrat konfrontiert, muß das Dritte Reich sich schützen. Ob Mann oder Frau, alle Verräter haben die gleiche Strafe zu gewärtigen.« Er wandte sich an Max und Harry. »Was Sie betrifft, so haben Sie die Möglichkeit, dem Reich einen großen Dienst zu erweisen. Als Gegenleistung dafür wird das Leben Ihrer Mutter verschont. Wenn Sie sich jedoch unbedingt querstellen wollen …« Er zuckte die Achseln. »Sie haben ja gesehen, was passiert. Es gibt nur die eine Strafe. Ausdrücklicher Befehl des Führers.« Elsa taumelte zum Sofa zurück und hielt sich ein Taschentuch vors Gesicht. Himmler wandte sich wieder an Max. »Ich gehe davon aus, daß Sie vernünftig sein werden, Herr Baron.«
    »Ja, Sie Mistkerl!« sagte Max.
      Dann wandte Himmler sich an Harry. »Und Sie, Herr Oberstleutnant?«
    Harry blieb stumm. Er war ganz weiß im Gesicht.

      Himmler beugte sich vor und sprach mit gesenkter Stimme. »Ich brauche Sie doch wohl kaum darauf hinzuweisen, daß wenn schon Ihre Mutter mit der Höchststrafe bezahlen muß dem Baron von Halder das gleiche bevorsteht. Sind Sie bereit, sie beide zu opfern, Herr Oberstleutnant?«

    »Sie mieser kleiner Lump«, sagte Harry.
      Aber Himmler war sogleich klar, daß er gewonnen hatte. »Hervorragend.« Er wandte sich an Hartmann. »Ich werde mich wieder auf den Weg machen. Ich verlasse mich in dieser Angelegenheit ganz auf Sie und Ihr Fingerspitzengefühl, Herr Standartenführer, und beneide Sie schon jetzt um den unausweichlichen Erfolg, den Sie haben werden.«
    Er nickte Müller zu, der ihm hinausfolgte. Elsa schluchzte still
    vor sich hin. Max zündete sich eine Zigarette an, und Harry starrte die Wand an. »Glaubst du wirklich, daß ich die Sache durchführen kann, Bubi?« fragte Max.

      »Mit der Hilfe deines Bruders. Ihr habt vierundzwanzig Stunden Zeit, alles zusammen durchzugehen. Dann fliegst du los.«
      »Sie Schwein«, sagte Elsa. »Wie können Sie sich nur für so was hergeben?«

      »Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß Himmler mich in der Hand hat«, sagte Hartmann. »Ich bin zum Teil jüdischer Abstammung. Ich habe nicht gedacht, daß er davon wußte, aber dieser Teufel weiß alles. Meine Familie ist damit behaftet – meine Frau ist tot, aber da ist immer noch mein alter Vater und seine Schwester, nur um die engsten Verwandten zu nennen.«
    »Das tut mir so leid«, sagte Max mit aufrichtigem Mitgefühl.

      »Auch mir tut es leid. Wie dem auch sei, wir sitzen in der Klemme.« Hartmann atmete tief durch. »Nun gut, eins nach dem anderen. Jetzt, wo geklärt ist, daß du's machst, müssen wir etwas mit deinem Gesicht anstellen.«
    »Mit meinem Gesicht?«

      »Ja, dein Bruder hat eine deutlich sichtbare Narbe auf seiner linken Wange. Darum müssen wir uns jetzt kümmern.«
    Max und Harry tauschten fragende Blicke aus.

    »Aber wie?«
    »Schröder hatte da eine Idee. Er soll's dir selbst sagen.«

      »Dann laß uns das gleich in Angriff nehmen«, sagte Max und ließ Hartmann vorausgehen. Als die anderen sich bereits auf den Weg gemacht hatten, legte er seine Hand auf Harrys Arm. »Uns wird schon noch was einfallen, Bruderherz.«
    Harry nickte düster und verließ das Zimmer.

    14

      Um zwölf Uhr mittags ging Hartmann durch den Korridor zu dem Zimmer voran, das Schröder als Operationssaal eingerichtet hatte. Harry folgte ihm auf seinen Krücken, Max lief an dessen Seite. Schröder trug einen weißen Kittel über seiner Uniform. In dem Zimmer befanden sich allerlei medizinische Geräte. Ein Offiziersbursche, ebenfalls im weißen Kittel, stand dort bereit.

      »Es ist nicht gerade so, wie ich es gewöhnt bin, aber wir schaffen das schon«, sagte Schröder. Er nickte Harry zu. »Wenn Sie bitte hier Platz nehmen würden.« Harry ließ sich nieder, und Schröder wandte sich an Max. »Der Sessel ist für Sie bestimmt, Herr Oberstleutnant, mit etwas Besserem kann ich nicht dienen. Aber zuerst ziehen Sie sich bitte diesen weißen Umhang an.«
      Der Bursche

Weitere Kostenlose Bücher