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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Einen Moment später fing der Propeller an, sich zu drehen und wurde immer schneller. Der Regen trommelte auf die Windschutzscheibe. Wie immer wurde Max von dem, wie er es nannte, Flugzeuggefühl gepackt. Er war dafür geboren. Zu fliegen.
    Er ließ den Storch vorrollen und drehte in den Wind. Aus den Hallen und Gebäuden strömte nur schummriges Licht, aber es war ausreichend. Er brauste über die Piste, zog den Steuerknüppel zurück und stieg in die Dunkelheit auf.

    15

      Der ab und zu aufkommende Gegenwind kostete Max etwas Zeit, aber ansonsten verlief der Flug reibungslos. Die ersten vierzig Minuten hielt er Funkstille, dann meldete er sich.
    »Cold Harbour, Cold Harbour, hören Sie mich?«

      Sofort kam eine Antwort. »Hier ist Cold Harbour, ich höre Sie laut und deutlich. Wer sind Sie?«

      »Colonel Harry Kelso, der sich gerade in einem LuftwaffeStorch aus der Bretagne aus dem Staub macht. Voraussichtliche Ankunft in zwanzig Minuten.«

    »Wir halten uns bereit.«
      Der an jenem Morgen diensthabende RAF-Unteroffizier war reichlich geschockt. Er langte nach dem Telefon und wählte zu Julie Legrandes Schlafzimmer durch. Einen Moment später meldete Julie sich mit schläfriger Stimme.

    »Was ist los?«
      »Hier Funkraum. Ich stehe gerade mit Colonel Kelso in Funkkontakt. Offensichtlich ist er in einem Storch aus Frankreich geflohen.«
      »Mein Gott.« Julie war plötzlich hellwach. »Ich komme sofort runter.«
      Sie kletterte aus dem Bett, schlüpfte aus ihrem Nachthemd und griff nach ihrem Trainingsanzug.

    Die Morgendämmerung überzog den Himmel. Das Licht war ziemlich sonderbar, eine große graue Wolkendecke hing bei tausend Fuß Höhe. Max ging auf fünfhundert Fuß runter. Unter ihm wütete das dunkle, tosende Meer. Er hielt den Steuerknüppel fest umklammert und genoß auf seltsame Weise jeden einzelnen Augenblick. Das hier war für ihn das Fliegen, das einzige, was ihm jemals etwas bedeutet hatte.
      Er flog nun völlig ungeschützt im grauen Morgenlicht und stellte dadurch für jede umherstreifende Spitfire oder Hurricane eine leichte Beute dar. Er hätte keine Chance. Wäre innerhalb von Sekunden vom Himmel geschossen. Er mußte lachen. Welch ein Ende damit die ganze jämmerliche Angelegenheit nehmen würde! Aber weder seiner Mutter noch Harry – nicht einmal dem alten armen Bubi – wäre damit geholfen, da sie sich alle weiterhin in Himmlers Hand befanden.
    Julie meldete sich über Funk. »Harry?«

    »Ich sehe schon die Küste. Ja, ich bin's, Julie.«
    »Es ist ein Wunder!«
      »In zehn Minuten werde ich bei euch sein«, sagte er. »Angeschlagen, aber ungebeugt, wie unsere britischen Freunde immer sagen.«

      »Ich warte auf der Landepiste. Ich werde Munro in London anrufen.«
    »Ja, wecken Sie den alten Hund nur auf. Ende.«

      Das Klingeln des Nachttischtelefons weckte Munro auf, der sofort schlecht gelaunt war. »Wer in aller Welt ruft mich in dieser Herrgottsfrühe an?«
      »Ich bin's, Julie. Etwas Erstaunliches ist passiert. Wir haben Funkkontakt mit Harry Kelso gehabt. Er ist in einem Storch aus der Bretagne geflohen. Er wird in zehn Minuten landen.«

      Munro schwang die Beine auf den Boden. »Gütiger Gott, sind Sie sich da sicher?«
    »Ich habe selbst mit ihm gesprochen, Herr Brigadegeneral.«

    »Wie hat er geklungen?«
    »Er hat gesagt, er sei angeschlagen, aber ungebeugt.«

    »Typisch Harry. Ich lasse mir eine Lysander in Croydon
    bereitstellen. Ich bin sobald wie möglich bei euch.«
      Er saß einen Moment lang da und dachte über alles nach. Dann ging er nach unten in die Kellerwohnung, rüttelte Jack Carter wach und erzählte ihm. was vorgefallen war.
    »Ich kann's gar nicht fassen«, sagte Carter.

      »Los jetzt, Jack. Rufen Sie den Kurierdienst in Croydon an, und lassen Sie eine Lysander reservieren.«
      »Bin schon dabei, Herr Brigadegeneral.« Carter setzte sich auf und langte nach seiner Beinprothese. »Weiß Molly schon Bescheid?«

      »Natürlich nicht. Ich werd's ihr gleich sagen, aber es gibt wichtigere Dinge im Leben als junge Liebe, Jack.«
      Er ging wieder nach oben, klopfte an die Tür von Mollys Schlafzimmer und trat ein. Sie hatte offenbar bereits längere Zeit wach gelegen – seit der Nachricht von dem Absturz schlief sie schlecht.
    Sie richtete sich auf. »Onkel Dougal? Was ist los?«
      »Ich habe eine wirklich erstaunliche Nachricht, meine Liebe«, sagte er und setzte sich auf die Bettkante.
      Max

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