Der Flug der Adler
nicht mehr von Bedeutung. Wir werden Sie natürlich in Haft nehmen. Und was die Zeit nach dem Krieg betrifft, da werden wir sehen. Ich habe Rodrigues übrigens eine Nachricht übermitteln lassen. Ihm gesagt, daß wir Sie haben. Er und sein Bruder werden heute nacht nach Lissabon geflogen.«
»Das war nett von Ihnen.« Sie lächelte. »Kann ich jetzt gehen?«
Riley und Lacey führten sie zwischen sich hinaus. Jack setzte sich, dachte noch einmal über alles nach und schrieb dann eine Funkme ldung für Jacaud, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Er ging die Nachricht noch einmal durch und fügte ein paar Anweisungen bezüglich des weiteren Vorgehens hinzu. Dann bat er telefonisch um einen Boten, lehnte sich stirnrunzelnd zurück und griff erneut zum Hörer.
»Major Carter. Ich brauche einen Wagen zum Guy's Hospital. Ja, fünf Minuten.«
Auf der Landebahn in Southwick rollte die Lysander aus, und eine große Begrüßungsschar kam ihr entgegengerannt – Offiziere des Generalstabs und Leute vom RAF-Bodenpersonal. Eisenhower hob die Arme und winkte zurück.
»Ich bin wohlauf, ebenso General Sobel, dank der größten Fliegerleistung, die ich je erlebt habe.« Er wandte sich Max zu und bat mit einer Handbewegung um Ruhe. »Colonel Harry Kelso, kraft meines Amtes als Oberbefehlshaber werde ich hiermit eine sofortige Verleihung des Kriegsverdienstkreuzes vornehmen.« Er schüttelte Max die Hand und wandte sich dann an Tom Sobel. »Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen. Wir haben viel zu tun.«
Sobel legte einen Arm um Max' Schulter. »Ich bin stolz auf Sie, mein Sohn, und Molly wird mindestens so stolz sein wie ich. Also, wir haben heute morgen noch verdammt viel zu erledigen. Warum gehen Sie nicht solange in die Offiziersmesse und nehmen einen Happen zu sich? Entspannen Sie sich etwas. Ich bin sicher, daß Eisenhower Sie später noch sehen will.«
»In Ordnung«, sagte Max. »Das werde ich dann wohl tun.«
Sobel entfernte sich und folgte Eisenhower und den anderen, während das Bodenpersonal sich daranmachte, die Lysander zu inspizieren. Max zündete sich mit zitternden Händen eine Zigarette an. Was würde nun mit Elsa passieren, mit Harry? Aber noch während er da stand, ging der Keim einer Idee in ihm auf. Es fing an zu regnen, und ein Major der Royal Military Police schob sich neben ihn und spannte einen Regenschirm auf.
»Muß Sie trocken halten, Colonel, für Brigadegeneral Munro. Er wird bald hier eintreffen.«
In dem Moment wußte Max, daß sie das Spiel durchschaut hatten. »Was hat das zu bedeuten?«
»Ich heiße Vereker, und ich bin hier für die Sicherheit zuständig. Die beiden Unteroffiziere dort drüben gehören zu mir.« Max blickte hinüber und sah sich die beiden an, zwei Muskelpakete mit den typischen roten Mützen der Militärpolizei. »Ich weiß nicht genau, was hier vor sich geht, aber ich habe den Befehl Sie auf Grundlage des Kriegsnotstandsgesetzes zu verhaften.«
»Klingt interessant«, sagte Max.
»Ich weiß, daß Sie eine Waffe bei sich tragen, Colonel. Wenn Sie sie mir vielleicht diskret aushändigen würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
»Oh, ich bin immer diskret.« Max nahm die Walther und das zweite Lademagazin aus der Tasche seiner Fliegerjacke heraus und reichte Vereker alles. »Da haben Sie sie.«
Vereker ließ die Walther in seine Tasche gleiten. »Sehr vernünftig, Colonel.«
»Ich habe mein Leben lang nie etwas Vernünftiges getan«, sagte Max. »Was geschieht nun?«
»Tja, Sie haben weder Krach geschlagen noch sich aufs hohe Roß gesetzt.«
»Und was soll das heißen?«
»Da ich seit zwanzig Jahren im Polizeibereich tätig bin, sowohl bei Scotland Yard als auch in der Armee, bedeutet es meiner Erfahrung nach, daß Sie so schuldig sind, wie man's nur sein kann, was auch immer man Ihnen vorwirft, aber das habe nicht ich zu entscheiden. Dafür ist Brigadegeneral Munro zuständig.«
»Und was fangen wir beide nun an, bis er hier ankommt?«
»Wie wär's mit einem Drink in der Offiziersmesse?«
»Glauben Sie, daß Sie mir vertrauen können?«
»Oh, durchaus. Wo sollten Sie denn hin?«
»Sie wissen gar nicht, wie recht Sie damit haben, Major.« Max lächelte. »Dann gehen Sie nur voran.«
Vereker überließ ihn sogar sich selbst und stellte sich allein mit einem Whisky und der Times an die Bar, während Max Zigarette rauchend beim Fenster saß, ebenfalls mit einem Whisky, und
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