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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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verlangten fünf Kopien an und war beinahe fertig, als Nelly wieder auftauchte.

    »Hab's gleich geschafft.«
      »Du bist wirklich lieb, ich hab noch schnell eine geraucht.« Das letzte Blatt lief gerade durch, und Nelly stapelte die Kopien. »Hier, bitte, Liebes, und bestell Madge einen lieben Gruß.«
      Vier Tage später gab Joel Rodrigues den Bericht an Trudi weiter, die ihn sofort zu Hartmann hineinbrachte. Hartmann las ihn mit einem Ausdruck ehrfurchtsvoller Scheu und gab ihn ihr schließlich zurück.

    »Wir sind auf eine Goldader gestoßen. Lesen Sie das.«
      Sie blätterte den Bericht flüchtig durch. »Gütiger Gott, ein echter Fang – und ist Ihnen auch der Name einer der Piloten dieser Sonderflüge aufgefallen?«
    »Harry Kelso.«

    »Werden Sie es dem Baron mitteilen?«
      »Natürlich nicht, aber Himmler schon, selbst wenn es nur darum gehen sollte, ihm zu zeigen, was für eine großartige Arbeit wir hier leisten. Sagen Sie Rodrigues, er soll seinem Bruder in London eine Nachricht schicken. Sagen Sie ihm, er soll Frau Dixon klarmachen, daß wir über das hier so viel Informationen wie möglich brauchen.«

    »Alles klar«, sagte Trudi und ging hinaus.

    Max flog eine Junkers 88S von Berlin nach Fermanville, einem Stützpunkt an der Küste. Die Junkers wurde normalerweise mit einer Drei-Mann-Besatzung geflogen – einem Piloten, einem Navigator und einem Bordschützen im Heck –, aber bei Überführungen flog der Pilot meist allein. Eigentlich sollte er solche Arbeiten nicht übernehmen, aber wie Galland konnte er der Aufsicht zu fliegen nicht widerstehen. Um zwei Uhr nachts überflog er in der Nähe von Le Touquet bei Halbmond mit vereinzelten Wolken die Küste. Die Sichtweite war ausreichend. Über Funk rief er den Nachtjagdflugstützpunkt in Fermanville an und gab seine Position durch.
      »Wer sind Sie?« Die Stimme des Flugleiters knisterte in Max' Kopfhörer.

      »Oberstleutnant von Halder mit einem neuen schwarzen Vogel für euch.«

    »Fliegen Sie mit Besatzung?«
    »Nein.«
    »Wie schade, Herr Baron. Ich habe ein Zielobjekt.«

    »Geben Sie mir die Position durch. Ich schau's mir mal an.«
      »Gehen Sie auf nullsechssieben Grad. Entfernung des Zielobjekts fünf Kilometer.«
      Die Junkers schob sich aus einer Wolke heraus, und Max sah seine Beute vor sich, einen Lancaster-Bomber. Aus dem Steuerbordmotor kringelte sich eine Rauchfahne.
      Über Funk gab er durch: »Bin auf Sichtweite«, und dann beendete er den Funkkontakt.
      Die Maschine war stark beschädigt, so stark, daß der Schützenstand im Heck völlig fehlte. Er ging etwa sechshundert Fuß runter in die Wolken und tauchte unterhalb vom Heck des ramponierten Bombers wieder auf. Er flog näher heran und schob sich unter den Bomber. Die Ju 88S war mit zwei 20mm Geschützen ausgerüstet, die schräg nach oben zielten. Wenn man feuerte, würde man die Bauchseite des Zielobjekts zerfetzen.
    Max, der aufblickte und sich über den schlimmen Zustand des Bombers völlig im klaren war, mußte unwillkürlich an das Blutbad denken, das er verursachen würde, an den kalten Wind, der durch die klaffenden Löcher im Rumpf pfiff, an die Toten und die Sterbenden. Und zu seiner eigenen Verblüffung dachte er aus irgendeinem Grund: Nein. Es reicht. Er stieg neben dem Bomber auf und sah den Piloten klar und deutlich im Mondlicht. Er hob die Hand zum Gruß und drehte dann ab.

      Er landete in Fermanville, ließ sich zum Abstellplatz ausrollen, und als das Bodenpersonal auf ihn zukam, stieg er bereits aus. Der Nachrichtenoffizier, ein Major namens Schultz, stand Zigarette rauchend da.
    »Was ist passiert, Herr Baron? Was war los?«

      »Eine Lancaster, mit Riesenrauchfahne. Hab sie kurz zu sehen gekriegt, aber dann ist sie in dichte Wolken hinein. Ohne Navigator und ohne jemanden, der die Lichtenstein-Anlage bedient, hatte ich keine Möglichkeit, ihr zu folgen.«
    »Beim nächsten Mal läuft's sicher besser.«

    Max machte sich in Richtung Offiziersmesse auf, stampfte in
    seinen Stiefeln über den Rollsplitt, niedergeschlagen, abgekämpft und verstört. Eine leichte Beute, und er hatte sie einfach ziehen lassen. Warum? So was hatte er noch nie getan, war immer auf einen Abschuß ausgewesen.

      »Was ist nur mit dir los, alter Junge?« fragte er sich selbst, leise und auf englisch.
      Die Messe war leer, abgesehen von einem Oberst namens Haupt. Die beiden kannten sich bereits eine halbe Ewigkeit. Haupt trank gerade an der

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