Der Flug der Adler
Roosevelt schob ihm einen Umschlag zu. »Darin werden Sie eine präsidiale Vollmacht finden, von mir unterschrieben. Das sollte selbst Eisenhower beeindrucken.«
Abe steckte den Umschlag ein. »Sonst noch was, Mr. President?«
»Vorerst nicht. Was ist mit Ihren Enkeln? Wie geht's denen?«
»Nun, der, von dem wir nicht reden, ist mittlerweile Oberstleutnant der Luftwaffe. Die Uniform voller Auszeichnungen.«
»Und der andere? Harry, wenn ich mich recht erinnere?«
»Auch Oberstleutnant, ebenfalls die Uniform voller Auszeichnungen.«
Roosevelt runzelte die Stirn. »Soll das heißen, er ist immer noch bei der RAF? Abe, wir sind in diesem Krieg seit geraumer Zeit mit von der Partie. Meinen Sie nicht, daß sein Platz bei der Air Force wäre?«
»Eine ganze Reihe von Leuten haben ihm dies nahegelegt, aber er scheint die Sache anders zu sehen.«
»Dann finde ich, daß Sie ihn umstimmen sollten, Abe. Sprechen Sie mit ihm, wenn Sie drüben sind. Sagen Sie ihm, daß es der Wunsch des Präsidenten ist.«
»Wie Sie wünschen, Mr. President.«
»Großartig. Und jetzt rollen Sie mich bitte ins Wohnzimmer, und ich mixe Ihnen einen meiner berühmten Martinis, bevor Sie gehen.«
In Berlin gab Goebbels schließlich nach und befahl die Freilassung von Juden mit deutschen Ehepartnern. Rosa und Heinrich waren endlich wieder vereint. Elsa freute sich riesig, als Max, der zu einem Treffen des Generalstabs in Berlin weilte, sie besuchte.
»Ist das nicht großartig? Wir haben dieses kleine NaziSchwein in die Knie gezwungen.«
»Vorläufig, Mutti, nur vorläufig. Du solltest aufpassen.«
»Ich habe keine Angst vor diesen Dreckskerlen.«
Das Telefon schellte. Elsa ging ran und reichte Max dann den Hörer. »Für dich.«
»Max, ich bin's, Bubi. Ich wußte, daß du hier bist, um mit Galland zu Abend zu essen. Hast du fünf Minuten Zeit?«
»Natürlich.«
Max legte auf und wandte sich seiner Mutter zu. »Bubi. Er ist in der Bar und will mich kurz sprechen.«
»Ich komme dann auch, wenn ich mich umgezogen habe«, sagte sie und ging ins Ankleidezimmer, wo sie bereits von Rosa erwartet wurde.
Max saß in der Ecknische und nippte an dem Champagner, den Hartmann bestellt hatte. »Was kann ich für dich tun?«
»Max, du bist mein Freund. Wir sind lange vor Dünkirchen in Frankreich zusammen geflogen. Du hast mir bei mindestens einer Gelegenheit das Leben gerettet.«
»Und?«
»Ich lege also meine Karriere in deine Hände – und höchstwahrscheinlich auch mein Leben.«
Max runzelte die Stirn. »Worum geht's denn?«
»Um deine Mutter. Mit ihrer Beteiligung an dem jüdischen Protest hat sie in ein Wespennest gestochen.«
»Du sprichst vom Reichsführer?«
»Er ist nicht der einzige. Ich kenne nicht alle Einzelheiten, aber da ist eine Untersuchung gegen unzufriedene ArmeeOffiziere im Gange, Leute, die keine Träne vergießen würden, wenn dem Führer etwas zustoßen würde. Es hat bereits zwei fehlgeschlagene Bombenattentate gegeben, wie mir hinterbracht wurde.«
»Aber was hat das mit meiner Mutter zu tun?«
»Sie verbringt ihre Zeit mit den falschen Leuten. Also, Max, ich weiß genau, daß sie nicht persönlich verwickelt ist, aber Freunde von ihr sind dies mit Sicherheit. Und wenn das Schiff sinkt, geht sie mit unter.« Hartmann war sichtlich erregt.
»In Ordnung, Bubi. Ich habe begriffen, und ich danke dir.«
»Tu mir bit te einen Gefallen. Wenn du sie warnst, sag ihr nicht, daß der Wink von mir kam. Wenn die Baronin redet, dann redet sie laut, und wenn du mir für die Bemerkung eine reinhauen willst, dann beeil dich, ich muß jetzt nämlich los.«
Max mußte grinsen. »Du hast vollkommen recht, Bubi, und ich bin dir auch jetzt noch dankbar.«
»Bis bald«, sagte Hartmann und ging.
Max bestellte ein weiteres Glas Champagner und ließ sich das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen. Es hatte keinen Sinn, mit seiner Mutter einen Streit vom Zaun zu brechen. Er mußte es geschickter anfangen.
Kurz darauf kam Galland herein und setzte sich. »Kommt deine Mutter auch?«
»Ja.« Max gab dem Barmann ein Zeichen. »Aber vorher habe ich noch etwas mit dir zu bereden. Diese ganzen Stabsarbeiten, all diese Inspektionen in Frankreich. Ich langweile mich zu Tode, Dolfo.«
»Hör zu, du alter Hund, ich weiß sehr wohl, daß du selbst zur französischen Küste hinuntergeflogen bist. Me 109, letzte Woche eine Junkers 88S. Keine
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