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Der Flug der Stoerche

Der Flug der Stoerche

Titel: Der Flug der Stoerche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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hatten allerdings Leibwächter. Leute wie Dumaz, aber auch andere, weitaus furchterregendere. Ein paar davon kann ich Ihnen nennen. Ich zähle Ihnen die Namen auf, und Sie sagen mir, was sie für Sie bedeuten.«
    Rickiel warf mir ein spöttisches Lächeln zu, schob sich eine Olive in den Mund und sagte: »Miklos Sikoff.«
    Volltreffer in den Magen. Ich öffnete die Zähne einen Spalt weit und stieß hervor: »Kenn’ ich nicht.«
    »Milan Kaleff.«
    Sicher der Genosse von Sikoff. »Wer sind die Leute?« murmelte ich.
    »Reisende - um Ihren Ausdruck zu benutzen«, sagte Rickiel spöttisch. »Ihnen durchaus ähnlich, aber weniger vom Glück begünstigt. Sie sind beide tot.«
    »Wie das?«
    »Kaleffs Leiche wurde am 31. August in Bulgarien, in einem Vorort von Sofia gefunden, verblutet; jemand hat ihm eine Glasscherbe in die Kehle gerammt. Sikoff ist am 6. September in Israel umgekommen. In den besetzten Gebieten. Erschossen, mit sechzehn Kugeln mitten ins Gesicht. Beide Fälle wurden unaufgeklärt zu den Akten gelegt. Der erste Mord geschah, als Sie in Sofia waren, Antioche. Der zweite, als Sie in Israel waren, und zufällig auch noch am selben Ort: Balatakamp. Das sind eher merkwürdige Zufälle, finden Sie nicht?«
    »Ich kenne die Männer nicht«, wiederholte ich.
    Rickiel nahm sein Olivenmanöver wieder auf. Unterdessen hatten deutsche Geschäftsleute die Bar betreten und erfüllten sie mit stürmischem Gelächter. Mit ölglänzenden Lippen fuhr der Polizist fort: »Ich hab’ noch andere Namen, Antioche. Was wissen Sie von Marcel Minaus, Yeta Jakowitsch, Iwan Tornoy?«
    Die Opfer des Massakers im Bahnhof von Sofia. »Wirklich, die Namen sagen mir nichts«, antwortete ich, diesmal deutlicher.
    »Hm«, sagte der Österreicher und nahm einen Schluck Whisky. »Wissen Sie, was mich dazu gebracht hat, für Interpol zu arbeiten, Antioche? Nicht die Lust an der Gefahr. Noch weniger irgendein Gerechtigkeitssinn. Sondern die Lust an fremden Sprachen. Dieser Leidenschaft fröne ich seit frühester Jugend. Sie ahnen gar nicht, wie wichtig Fremdsprachen in der Welt der Kriminalistik sind - in den Staaten studieren die FBI- Agenten zur Zeit wie die Wilden die chinesischen Dialekte, weil das für sie die einzige Möglichkeit ist, um je an die Triaden heranzukommen . Na gut. Jedenfalls spreche ich zufällig auch Bulgarisch.« Wieder lächelte er. »Den Bericht von Dr. Milan Djuric habe ich also mit großem Interesse gelesen. Ziemlich aufschlußreich. Ziemlich erschreckend. Ich habe auch einen Bericht der bulgarischen Polizei gelesen: über ein Massaker im Bahnhof von Sofia, am Abend des 30. August, das Profis veranstaltet haben. Drei Unschuldige sind bei dem Gemetzel ums Leben gekommen - die drei, die ich ihnen genannt habe: Marcel Minaus, Yeta Jakowitsch und ein Kind namens Iwan Tornoy. Die Mutter des Jungen hat eine Aussage gemacht, Antioche. Sie hat genau beobachtet. Die Killer, sagt sie, hätten es auf einen vierten Mann abgesehen, einen weißen Europäer, und von dem hat sie eine Beschreibung abgegeben, die ziemlich exakt auf Sie paßt. Ein paar Stunden später stirbt Milan Kaleff in einem Lagerhaus, abgestochen wie ein Schwein.«
    Diesmal verzichtete ich auf den Tee und blieb stumm.
    Rickiel schob seinerseits die Oliven von sich und sah mich starr an. In seiner Brille spiegelte sich das Whiskyglas als zweifacher rötlicher Feuerfunken.
    »Kaleff und Sikoff waren uns bekannt. Kaleff war ein bulgarischer Söldner, eigentlich ein verkrachter Arzt, der die Angewohnheit hatte, seine Opfer mit einem HochfrequenzOperationsmesser zu foltern. Kein Blut, wenig Spuren, aber extreme, sorgfältig bemessene Schmerzen. Sikoff war militärischer Ausbilder. In den siebziger Jahren unterwies er die Truppen von Amin Dada in Uganda. Ein Spezialist für Automatikwaffen. Diese beiden Vögel waren ziemlich gefährlich.« Rickiel legte eine kurze Pause ein, dann ließ er seine Bombe platzen: »Sie arbeiteten für Monde Unique.«
    Ich mimte Verblüffung: »Söldner im Dienst einer humanitären Organisation?«
    »Tja, manchmal sind sie nützlich - um Materiallager zu schützen oder die Sicherheit des Personals zu gewährleisten.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Rickiel?«
    »Auf Monde Unique. Und Ihre weitgreifende Hypothese.«
    »Das heißt?«
    »Sie gehen davon aus, daß Max Böhm sein Überleben einem einzigen Mann verdankte, nämlich diesem außerordentlichen Chirurgen, der ihn im August 1977 mit einer Herztransplantation vor dem sicheren Tod

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