Der Flug der Stoerche
ist, der südlichsten Provinz, mitten im Regenwald, denn angeblich ist der Diebstahl von Kaffeebohnen durch die Dorfbewohner kurz vor der Ernte die Geißel des Kaffeeanbaus. Guillard, der an einem landwirtschaftlichen Entwicklungsprogramm in der Region arbeitet, lernt Max Böhm zu dieser Zeit kennen. Er hat ihn als brutalen Kerl mit militärischem Auftreten in Erinnerung, aber anständig und ehrlich. Später agiert Böhm als Fürsprecher der Zentralafrikanischen Republik und erwirkt bei der südafrikanischen Regierung (die er gut kennt) ein Darlehen für den Bau von zweihundert Villen. Bokassa bietet Böhm schließlich einen Posten in den Diamantenminen an. Diamanten sind die große Leidenschaft des Diktators, eine wahre Besessenheit. Sein Vermögen hat er zum größten Teil durch Diamanten gescheffelt (Sie kennen wahrscheinlich die Anekdoten, die man sich erzählt, z. B. von dem berühmten Marmeladentopf, in dem Bokassa die Juwelen verwahrte, die er seinen Gästen vorzuführen pflegte, oder von dem phantastischen Diamanten namens Catherine Bokassa<, mangoförmig, den er in die Kaiserkrone einsetzen ließ, und sicher erinnern Sie sich an den Skandal um die >Geschenke< an den französischen Präsidenten Valery Giscard d’Estaing ... Kurz, Bokassa bietet Böhm eine Stelle als Aufseher in den Minen an: in der Trockensavanne im Norden des Landes und im Süden, mitten im Regenwald, soll er die Diamantenförderung überwachen. Er erwartet von Böhm, daß er die Schürfung rationalisiert und den heimlichen Abbau unterbindet.
Böhm bereist also sämtliche Minen, vom staubigen Norden bis zum Urwald im Süden. Er terrorisiert die Minenarbeiter mit seiner Grausamkeit und ist berüchtigt für eine Bestrafung, die er erfunden hat. In Südafrika bricht man Dieben zur Strafe die Knöchel und zwingt sie gleichzeitig zum Weiterarbeiten. Böhm denkt sich eine andere Methode aus: mit einer Drahtzange durchtrennt er jedem Dieb die Achillessehnen - eine rasche, effiziente Methode; im Urwald allerdings infizieren sich die Wunden. Guillard hat mehrere Männer auf diese Weise sterben sehen.
Zu der Zeit beaufsichtigt er die Aktivitäten verschiedener Unternehmen, darunter Centramines, SCAD, Diademe und Sicamine - lauter staatliche Betriebe, die als Deckung für Bokassas nicht minder staatsoffizielle Machenschaften dienen. Max Böhm, der Gesandte des Diktators, hält sich aus den Betrügereien heraus. Guillard sagt, der Ingenieur habe sich von den Gaunern und Speichelleckern im Gefolge des Tyrannen auffallend abgehoben. Er sei nie Teilhaber in einer von Bokassas Privatfirmen gewesen. Deshalb taucht auch sein Name in den Prozeßakten nicht auf, wie ich mittlerweile weiß.
1974: Böhm lehnt sich gegen Bokassa auf, der seine illegalen Geschäfte immer skrupelloser betreibt: Erpressung und unverhohlener Diebstahl aus der Staatskasse. Eine dieser Betrügereien betrifft Max Böhm direkt. Nachdem Bokassa das südafrikanische Darlehen erhalten hat, läßt er nicht einmal die Hälfte der geplanten Villen bauen, sondern erteilt zuerst sich selbst den Auftrag zur gesamten Inneneinrichtung und verlangt anschließend, für alle zweihundert Villen bezahlt zu werden. Böhm, der an der Anleihe beteiligt ist, bekundet laut und deutlich sein Mißfallen. Er wird auf der Stelle verhaftet und eingesperrt, kurz darauf aber wieder freigelassen. Denn Bokassa braucht ihn: seitdem Böhm die Diamantenförderung beaufsichtigt, sind die Erträge deutlich gestiegen.
Später lehnt Böhm sich noch einmal gegen Bokassa auf, und zwar im Zusammenhang mit dem gewaltigen Elfenbeinhandel, den der Tyrann aufzieht, und der damit verbundenen Massenschlächterei an Elefanten. Wider Erwarten erhält er Recht. Der Diktator gibt das Elfenbeingeschäft zwar nicht auf, doch er läßt einen Naturschutzpark in Bayanga in der Nähe von Nola, im äußersten Südwesten des Landes, errichten. Den Park gibt es noch. Dort leben die letzten Waldelefanten von Zentralafrika.
Guillard zufolge ist Böhm eine widersprüchliche Persönlichkeit: einerseits von extremer Grausamkeit gegenüber den Afrikanern (er bringt eigenhändig mehrere illegale Schürfer um), andererseits aber lebt er ausschließlich unter Schwarzen. Er verabscheut die europäische Gemeinde von Bangui, Diplomatenempfänge, Clubabende. Er ist ein brutaler Menschenfeind, der nur im Kontakt mit dem Urwald, den Tieren und natürlich den Störchen halbwegs zur Ruhe kommt.
Im Oktober 1974 trifft Guillard Max Böhm überraschend
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