Der Flug des Falken
etablierten, ob in der Republik oder wo auch immer sonst. Also war er berechtigt, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um das zu verhindern.
Als er die Schulter des Feuerfalke erreichte, war er durch die Anstrengung der Kletterpartie etwas außer Atem geraten. Die wochenlange sitzende Detektivarbeit hatte Spuren hinterlassen. Angst hatte er aber keine: Seine illustre Urgroßmutter Cassie Southern hatte ihm sowohl die Feinheiten des Angriffs auf einen Battle-Mech wie auch Pentjak beigebracht. Selbst wenn er es, im Gegensatz zu ihr, vorzog, die Hosen anzubehalten.
Einer der Dämonen flog in die Luft. Der andere legte hastig den Rückwärtsgang ein und verzog sich um eine Ecke. Paul hatte nichts dagegen. Er hatte sich ohnehin Sorgen gemacht, die Panzer könnten beim Beschuss des Feuerfalke ihn treffen.
Leise sang er vor sich hin:
»Our hearts so stout have got us fame,
For soon 'tis known from whence we came...«
Er stellte sich auf die Schulter des Feuerfalke und hoffte, dass der Pilot nicht gerade jetzt auf die Idee kam, die Stellung zu wechseln. Die linke Hand drückte er auf die Cockpitpanzerung, um sich abzusichern. Er nahm den nicht klebenden Rücken des rechten Handschuhs zwischen die Zähne, um ihn zu lockern, schüttelte ihn ab und ließ ihn fallen. Mit der jetzt freien Hand griff er an den Hosenbund.
»Where'er we go, they dread the name...«
Er riss die linke Hand los und schlug sie auf den Rettungshebel. Mit einem Zischen öffnete sich das Kanzeldach.
Der MechKrieger drehte sich mit einem Ausdruck völliger Überraschung um...
»Of Garryowen in glory.«
Genau in den rubinroten Strahl einer Laserpistole.
Paul steckte die Waffe wieder weg - man konnte nie vorhersagen, wann man sie wieder brauchte - und schwang sich ins Cockpit, den Hintern der Instru-mentenkonsole zugewandt. Er schlug auf das Gurtschloss und hievte die geköpfte Leiche des Piloten hinaus in die kalte Winterluft. Es war eine Frau. Er bedauerte ihren Tod, aber auch nicht mehr als den eines Mannes. Er verspürte keinerlei Schuldgefühl, weil er eine ClanKriegerin getötet hatte, ebenso wenig wie er es wegen eines Trachazoi getan hätte, der ihn ansprang, um sein Gehirn zu verspeisen. Aber er hatte sich geschworen, den Tod eines Menschen nie leicht zu nehmen.
Als Nächstes griff er nach dem Neurohe lm . Das Innere der Kanzel war blutverschmiert, aber härtere Lehrmeister als seine Urgroßmutter hatten ihm alle Zimperlichkeit schon vor langer Zeit ausgetrieben.
Mit achtzig Tonnen Masse war die IIC-Serie des Feuerfalke der klassische Dopingfall. Er war mit den modularen Steuersystemen der Clans vertraut und hatte den Einsatz mit genau diesem Modell im Simulator trainiert. Er konnte ihn lenken, nur...
Wie alle BattleMechs war auch der Feuerfalke gesichert, indem sein Neurohelm speziell auf die Hirnwellenmuster des ihm zugeteilten Piloten eingestellt war. Er war darauf programmiert, ausschließlich auf die Befehle eines Piloten mit diesem Muster zu reagieren. Dieses Schutzsystem zu knacken war eine überaus komplizierte und langwierige Aufgabe.
Er zog ein mattweißes Plastikgerät aus der Hosentasche, es war nur etwas kleiner als seine Hand. Dann setzte er sich auf die Pilotenliege und presste das Gerät an die Innenseite des Neurohelms. Er drückte einen Kontaktsensor auf das weiße Plastikgerät und ein rotes Licht leuchtete auf.
Einen BattleMech zu knacken war eine extrem zeitraubende Arbeit, es sei denn man hatte einen Auftraggeber, der in der Lage und bereit war, ein äußerst spezialisiertes, seltenes und streng geheimes Ausrüstungsteil zur Verfügung zu stellen. Dann allerdings war es ein Kinderspiel.
Aber Zeit kostete es trotzdem. Er zwang sich, Hände und Füße wieder mit den Steuerelementen vertraut zu machen. Sorgen machte ihm nicht die Möglichkeit, der Dämon oder dessen Freunde könnten zurückkehren.
Vielmehr sorgte er sich, ob er den Beutemech schnell genug unter seine Kontrolle bringen konnte, um etwas auszurichten. Denn von seinem Standort aus konnte er sehen, dass der letzte Angriff bereits lief. Und es sah nicht gerade gut aus für die Heimmannschaft.
»Skye 6 von Skye Haupt«, meldete sich das Hauptquartier in Tara Campbells Helmlautsprecher. Obwohl sie um ihr Leben kämpfte, stieg ein leichter Stolz in der Countess auf. Die KommTech sprach mit ruhigem, professionellem Ton, obwohl ihre Lebensdauer davon abhing, wie lange es noch dauerte, bis es einer von Aleksandr Hazens verbissen kämpfenden Zetas über
Weitere Kostenlose Bücher