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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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Bauteile.
    Er kniete sich neben sie und blickte in ihr schönes und seltsam friedliches Gesicht - als hätte sie zum ersten Mal seit Jahren, wenn nicht sogar im Leben überhaupt, wahre Ruhe gefunden. Auf ihrer fieberroten Stirn zeigten sich bereits erste Blutflecken, die an Prellungen erinnerten, eine Folge der durch Strahlung geplatzten Äderchen. Er wusste aber, sie hatten nichts zu bedeuten. Sie waren eine kurzfristige Erscheinung und konnten auch durch sonst harmlose Strahlungsmengen erzeugt werden.
    Er strich eine Haarlocke aus ihrer Stirn. Die fast weiße Strähne war mit Öl und Ruß verdreckt. Dann stand er auf und bedeutete den MedTechs, sie einzuladen. Der Hubschrauber hob in einer wirbelnden Staubwolke ab.
    »Weiter«, befahl Aleks seinen Leuten, als er wieder im Cockpit der Weißen Lilie saß. »Es wird Zeit, ein Ende zu machen.«
    New Aberdeen
    Präfektur IX, Republik der Sphäre 15. August 3134
    »... haben sich die Kampfhandlungen in die westlichen Vororte New Aberdeens verlagert«, drang die nüchterne Stimme des Nachrichtensprechers aus den Lautsprechern des wuchtigen Harley-Indian-Messerschmitt-Motorrads. »Herzog Gregory Kelswa-Steiner schwor, die Invasoren zurückzuschlagen, bevor sie das eigentliche Stadtgebiet erreichen...«
    Zehn Querstraßen vom Haus des Ersten Ministers hielt der durchschnittlich große Mann das 1800-cc-Rad an und setzte einen Lederstiefel auf den Boden. Die Straßen hier waren verlassen. Die Menschen blieben lieber zu Hause und vertrauten auf den Herzog.
    Dummköpfe.
    Der Mann saß aufrecht im Sattel und zog die Sonnenbrille ein Stück vor. Ein kalter Windstoß blies ihm Schnee ins Gesicht und einen erstickenden Rauchgestank in die Nase. Im Westen erhob sich eine bräunlich weiße Rauchwand, deren Ursprung allein schon die Ausmaße einer Kleinstadt hatte. Der untere Bereich des Rauchs wurde von innen in ein ungesund wirkendes, fahloranges Licht getaucht. In zufälligen Abständen zuckten bunte Blitze auf und erweiterten die Glut um farbige Akzente. Der
    Schlachtlärm war zu einem wogenden Grollen angewachsen.
    »Geht mich nichts an«, sagte er sich. »Meine Arbeit hier ist getan.«
    Wie zur Antwort schoss eine Säule oranger Funken hoch in die Luft, wie aus einem riesigen Tischfeuerwerk. Sie befand sich deutlich näher als die Rauchwand. Das Knattern und Krachen der Geschützsalven erreichte ihn eher, als ihm lieb war.
    Laut den Nachrichten waren die Straßen zum Raumhafen im Nordwesten der Stadt, an der Nordküste der Dee-Bucht restlos verstopft. Deshalb hatte er das Radio eingeschaltet. Behauptete er. Falls eine Transportmöglichkeit ins All bestand, konnte er unbesorgt abfliegen. Die Jadefalken hatten keine Schiffe in der Nähe Skyes im All gelassen, um abfliegenden Raumverkehr abzufangen.
    Und auch wegen der Falken-Luft/Raumjäger brauchte er sich keine Sorgen zu machen, obwohl der Himmel im Südwesten überzogen war von Kondensstreifen und gelegentlichen schwarzen Flecken, die sich dort überschnitten, wo ein Jagdpilot Glück gehabt hatte und ein anderer nicht. Der Raumhafen von New Aberdeen verfügte über so schwere Flugabwehrgeschütze, dass nicht einmal Jadefalken-Piloten ein Interesse daran hatten, sie auf die Probe zu stellen. Schließlich hassten Clanner Verschwendung.
    Natürlich würde ein Platz an Bord zu wahnwitzigen Höchstpreisen gehandelt werden, falls derzeit überhaupt Schiffe von Skye abhoben. Aber allen Schwie-rigkeiten zum Trotz Planeten zu betreten oder zu verlassen - das war eine Spezialität des Mannes auf der schweren lyranischen Maschine, die im Leerlauf knurrte, als könnte sie es gar nicht erwarten loszujagen.
    Das war viel einfacher, als sich zum Beispiel als... Buchhalter auszugeben. Selbst als pathologischer. Er hegte den Verdacht, dass ihn seine Vorgesetzten mit seiner neuesten Deckidentität absichtlich ärgern wollten.
    Andererseits, wäre er nicht einer ihrer besten Agenten gewesen, hätten sie ihn längst schon liquidiert.
    »Und viel zu professionell«, erinnerte er sich laut, »um sich von persönlichen Kontakten beeinflussen zu lassen.«
    »Andererseits«, stellte er fest, als neue Detonationen an sein Ohr drangen, lauter, härter und nahe genug, dass er einen leisen, hohen Nachhall hörte und sogar den Eindruck hatte, die Druckwelle auf dem Gesicht zu spüren. »Andererseits bedroht die Falken-Invasion die gesamte Innere Sphäre. Wenn es ihnen gelingt, hier einen Brückenkopf zu errichten, wird ihnen der ganze Touman folgen... und

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