Der Flug des Falken
Geisterbären: Die Artillerielafette visierte den Mech mit der Zielerfassung ihrer Blitz-Lafetten an. Jorgensson löste eine eigene KSR-Salve aus dem erstarrten rechten Arm aus, sprang gleich darauf senkrecht in die Höhe und drehte dann zur Mauerkrone ab.
Der Taru verlor die Zielerfassung. Ein Glückstreffer aus Jorgenssons Raketensalve zertrümmerte die Blitz-Viererlafette auf der linken Seite des Geschützturms. Im nächsten Augenblick landete Magnus Ica-za in seiner altertümlichen Elementarrüstung auf der Frontpartie des Fahrzeugs, etwas rechts vom Hauptgeschütz.
Die vier paarweise auf dem Dach des Geschützturms montierten Bulldog-Maschinengewehre hämmerten auf ihn ein. Sie scheuerten den auf die Frontpartie der Rüstung emaillierten leuchtend grünen Kopf, den gelben Schnabel und den hellbraunen
Bauch Turkinas, des persönlichen Jadefalken Elizabeth Hazens, ab und schlugen erste Rillen in die eigentliche Panzerung. Doch es gelang ihnen nicht, den mit Rüstung über eine Tonne schweren Elementar zu vertreiben, der mit seiner Arbeitskralle den Lauf des Gaussgeschützes packte und nach oben bog.
Hektisch löste der Kanonier des Taru die beiden sechsrohrigen KSR-Lafetten zu beiden Seiten der unbrauchbar gemachten Hauptkanone aus, um seinen Peiniger loszuwerden. Icaza aber war schon in die Knie gegangen und duckte sich unter den nutzlosen Gaussge-schützlauf, außer Reichweite beider Raketenlafetten. Er stieß den rechten Arm nach unten, riss mit der Arbeitskralle die schwere Luke über der Fahrerkabine weg und feuerte den leichten Laser im linken Arm ins Innere ab. Dampf hüllte ihn ein, als der Energiestrahl alle Flüssigkeit im Leib des Fahrers verdampfte.
* * *
Aleks hastete auf die breite Straße hinter den gewaltigen Fluttoren zu. Explosionen rissen Straßen und Häuser auf, als die lyranischen Panzer verzweifelt auf die schnellen Jadefalken-Mechs und Elementare feuerten. Die Wucht, mit der der Gierfalke auftrat, zertrümmerte den Straßenbelag und versetzte Aleks mit jedem neuen Schritt einen harten Schlag. Er bemerkte es kaum, ebenso wenig wie die Hitze in der Kanzel, die langsam anstieg. Er war beides gewohnt.
Seit frühester Jugend war das Mechcockpit sein Zuhause. Es war die erste Umgebung gewesen, die ganz unter seiner Kontrolle stand - die erste, auf die er überhaupt einen Einfluss gehabt hatte.
Hinter der Lagerhalle stand ein Dämon --Radpanzer mitten auf der Straße und brannte. Der Ryoken II tauchte an der Ecke des Gebäudes auf, zeichnete sich wie ein Schattenriss vor den gelben Flammen ab. Die beiden Kal.-20-mm-Autokanonen knatterten in seinem Rumpf.
Nicht einmal die Reflexe des besten MechKriegers der Jadefalken - und nach Malvina war das Aleks -waren schneller als Granaten. Doch Aleks verfügte über die Instinkte eines erfahrenen Kämpfers. Er hatte vorausgesehen, dass der Ryoken II an genau dieser Stelle erscheinen würde, ebenso wie die Reaktion der Pilotin auf seinen Anblick. Er hatte die Sprungdüsen schon ausgelöst, als von Kleist noch feuerte.
Eine Salve traf die Innenseite des linken Mechober-schenkels. Aleks Anzeige leuchtete rot auf. Er verarbeitete die Information, ohne sich dessen bewusst zu werden: Streifschuss, Panzerung durchschlagen.
Mehrere Sensoren ausgefallen, aber kein Funktionsverlust.
Unmittelbar nach dem Einsatz der Autokanonen löste die Porrimanin die LSR aus. Aber sie hatte auf den Gierfalke gezielt, der am Boden stand. Die Raketen glitten auf korkenzieherartig verdrehten Rauchspuren unter und neben den Mechbeinen vorbei, ohne einen Treffer zu landen. Als Aleks über den feind-lichen Mech flog, trat er gegen dessen vorstehendes Cockpit - die Maschine ähnelte von der Konstruktion her eher einem Flugzeug mit Armen und Beinen als einem Menschen. In der Vergangenheit hatten die Clans einen Nahkampf zwischen BattleMechs abgelehnt, doch das hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert. Zwar gab es immer noch Clanner, die sich an das ungeschriebene Verbot von Nahkampfangriffen hielten, Aleks aber gehörte nicht zu ihnen.
Von Kleists Reflexe waren für eine Kriegerin der Inneren Sphäre erstaunlich schnell. Es gelang ihr, der Hauptwucht des Trittes auszuweichen, indem sie sich mit dem linken Mechbein kräftig abstieß, auch wenn diese Bewegung in Verbindung mit dem streifenden Treffer sie fast umgeworfen hätte. Stattdessen rammte sie die Fassade des Gebäudes, das gegenüber der Lagerhalle stand. Zement, der zu einer simulierten
Weitere Kostenlose Bücher