Der Flug des Falken
meisten Jadefalken, selbst nicht in der Ernüchterung, die dem Adrenalinschub der Schlacht unvermeidlich folgte.
Der Wille des Gründers hat uns dazu bestimmt, diese Menschen zu retten. Doch um dies zu erreichen, sind wir gezwungen, sie zu ängstigen, zu jagen, zu verletzen und gelegentlich sogar zu töten. Es ist einfach so. Damit muss ein ClanKrieger eben leben.
Er nahm Kurs auf einen mit bunten Plakaten beklebten Schweberbuskiosk, der schräg gegenüber einer momentan verlassenen Tankstelle für Zivilfahrzeuge mit Verbrennungsmotor stand. Eine Zementbank befand sich im Schatten purpurrot belaubter Bäume mit weit ausladenden Kronen, die sich wie Sonnenschirme ab einer Höhe von etwa sieben Metern über geraden, stark gemaserten Stämmen ausdehnten.
Er winkte dem Elementar in der Rüstung mit der beschädigten Emailbemalung zu, der sich nie weit von ihm entfernte. »He, Magnus. Gesteh deinen Truppen zu, dass sie auch mal ohne dich in der Lage sind, mich zu beschützen, und leiste mir Gesellschaft. Du steckst doch schon den ganzen Tag in der Büchse.«
Er trug ein Kommset aus Kopfhörern und Bügel-mikro, machte sich aber nicht die Mühe, es einzuschalten. Stattdessen überließ er es den Außenmikrophonen des Elementar-Sterncolonels, seine Stimme aufzufangen. Die wuchtige Rüstung senkte sich schließlich auf kleinen blauen Flammenzungen zu ihm herab.
»Eine Erfrischung«, sagte Aleks zu der Horst Kriegerin, die das Infanteriekontingent befehligte. Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tankstelle. »Im Innern müsste sich eine Maschine befinden, aus der man kalte Getränke ziehen kann. Bring mir und dem Sterncolonel je eines, dann verteile sie unter deine Leute.«
Die junge Frau nickte und erteilte ihren Leuten mit bellender Stimme Befehle. Aleks lächelte und freute sich über seine Kenntnisse fremder Kulturen.
Ein älterer Soldat, den Helm auf dem kurz geschorenen, grau melierten Haar nach hinten geschoben, kam mit zwei Dosen herüber. Das grellbunte Metall war vom Kondenswasser bereits feucht. Um sie zu beschaffen, war einfach einer von Magnus' Elementaren gelandet, war durch die verriegelte und einbruchssichere Vordertür marschiert - ohne sie erst lange zu öffnen, geschweige denn zu entriegeln - und hatte die Tür des Getränkeautomaten abgerissen.
Alex nahm die beiden Dosen mit einem dankenden Nicken entgegen. Er setzte sich auf die schattige Bank, stellte eine der Dosen neben sich ab, öffnete die andere und trank. Er genoss die Kälte und den fremdartigen Geschmack. Ein Windstoß zerzauste ihm das Haar.
Magnus stand mitten auf der Kreuzung. Über ihm wechselte eine unbeachtete Ampel die Farbe von Grün über Gelb zu Rot. Auch das heitere Wesen des Sterncolonels hatte gegen das Misstrauen des erfahrenen Kriegers wenig Chancen. Vorerst von der schläfrigen Ruhe der Umgebung zufrieden gestellt, stampfte er hinüber in den Schatten der Bank.
Mit einem lauten Zischen öffnete sich seine wuchtige Metallrüstung. »Warum halten wir hier an, kleiner Aleksandr? Welche Isoria hoffst du hier zu finden?«
Aleks lachte. »Wissen. Erkenntnisse über die Menschen, zu deren Wohl wir gekommen sind.«
Grinsend schüttelte der rothaarige Elementar den Kopf. Die Brustplatte seines Panzers war aufgeschwungen und gab den Blick auf seinen mächtigen, nur mit Kühlanzug und Shorts bekleideten Körper frei. Trotz ihrer Größe lösten seine Finger eine Serie von Sensoren geschickt von seiner Haut.
Plötzlich erstarrte er und stieß die Arme zurück in die Gliedmaßen der Rüstung. Sein Anzug war abgeschaltet, eine Tonne Metall, selbst für den stärksten Elementar durch bloße Muskelkraft kaum zu bewegen.
Magnus Icaza war einer der stärksten Elementare. Er warf die abgeschaltete Rüstung in der Laufgeschwindigkeit eines normalen Menschen drei Meter vor. Der rechte Arm schwang herum und traf Aleks mitten auf der Brust, schleuderte ihn von der Bank nach hinten.
Aleks war, als würde sein Brustbein explodieren. Der Aufprall der riesigen Metallkeule trieb ihm die Luft aus der Lunge. Als er nach hinten fiel, sah er eine schmutzig weiße Rauchspur aus der Gasse nördlich der Tankstelle auf sich zukommen.
Es war eine von einer Rakfaust abgefeuerte Kurzstreckenrakete. Sie traf Magnus Icaza links am Brustkorb, unmittelbar an der Kante der geöffneten Rüstung, und detonierte mit einem Lichtblitz, der Aleks kurz die Sicht raubte.
Der Sturz hinter die Zementbank schützte den Galaxiscommander vor Flammen und Schrapnell.
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