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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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fünfhundert Metern um die Truppen außerhalb der Stadtmauern bewegte, ganz gleich, ob Mensch oder Maschine, ob bewaffnet oder nicht, augenblicklich vernichtet werden würde, hatte die gewünschte Wirkung, den besiegten Truppen Beine zu machen.
    Er hatte in der Weißen Lilie einen symbolischen Marsch durch die Innenstadt absolviert, hauptsächlich, um den örtlichen Behörden klar zu machen, dass es in ihrem eigenen Interesse lag, vorbehaltlos mit dem Team aus Wissenschaftlern und Techspezia-listen zu kooperieren, das die Isoria der Jadefalken aussuchen sollte. In der Hauptsache würde es sich um Objekte von geringer Masse und Größe handeln, vor allem um Daten. Doch er plante, auch Technologien mitzunehmen, wenn sie neu oder interessant genug erschienen. Die Zeiten, als die Clans der Inneren Sphäre technologisch weit voraus waren, gehörten der Vergangenheit an. Die führenden Wissenschaftler gaben sogar der Sorge Ausdruck, die Clans könnten auf manchen Gebieten ins Hintertreffen geraten, wenn sich die Jadefalken auch mit Hilfe einer großen und aktiven Händlerklasse besser auf dem Laufenden hielten als andere. Besonders hier im reichen, fortschrittlichen Steinerraum hatten die Angreifer eine reelle Chance, Wissen oder Maschinen zu finden, die für Turkinas Nachkommen neu waren. Gerade auf einer Welt von so großer emotionaler, wenn auch nicht strategischer oder wirtschaftlicher Bedeutung für das Herrscherhaus des Commonwealths.
    Jetzt erkundete Aleks ein idyllisches Viertel außerhalb der Mauern, keinen Kilometer vom Archon-Katrina-Raumhafen entfernt. Er war neugierig, wie die Sphäroiden lebten.
    Ein gemischtes Kontingent aus Horst- und Solah-ma-Infanterie trottete misstrauisch hinter und neben ihm. Am Rand des Vororts stand ein BattleMech Wache. Es war eine leichte Maschine von nur fünfunddreißig Tonnen Masse, ein Horst. Aber ihr fremdartiges Aussehen mit stolz ausgebreiteten, prächtigen Schwingen wirkte sehr beeindruckend auf Zivilisten der Inneren Sphäre, die Mechs nur aus dem Trivid oder von Paraden am Geburtstag des Archons kannten. Und mit dem taktischen Raketensystem und den Lasern in Armen und Torso besaß er ausreichend Abschreckungspotential, um jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Und selbst wenn nicht, so hätte Aleks' Gierfalke, den er am Ende der Straße abgestellt hatte, dem Horst die nötige Autorität verliehen.
    Zusätzlich begleitete ihn ein Strahl Elementare, die auf ihren Sprungdüsen über die Straße flogen, um möglichst viel Eindruck auf die besorgten Gesichter an den Fenstern zu machen. Eine der Rüstungen war ein klassisches Modell, dessen kreischende Turkina-Bemalung schwer zerkratzt und von hellen Streifen durchzogen war, wo die Kugeln von Bulldog-MGs das blanke Metall freigelegt hatten.
    Die Straßen schienen menschenleer. Es war ein heißer, schwüler Tag, die Luft geschwängert von seltsamen Gerüchen: Öl und einheimische Gewürze; Dieselgase; der Geruch sommerlicher Bäume, nicht vertraut, aber doch irgendwie unverkennbar; ein leiser Hauch modernder Fische aus den Flutebenen des Flusses. Und der träge Wind trug einen weiteren Geruch heran: Brand. Häuser. Maschinen. Öl. Menschen. Dieser Geruch, das wusste Aleks, würde noch tagelang in der Luft, in Haar und Kleidern hängen. Und noch viel länger in der Erinnerung.
    Ihm stand ein Lächeln im Gesicht, doch trotz des Triumphes entstand es hauptsächlich aus Gewohnheit.
    Hier war keine Spur von Verwüstung zu sehen. Sie hatten die Zerstörungen auf das Nötigste begrenzt. Trotzdem fühlte sich Aleks nicht wohl.
    Geht es bei unserem Kreuzzug nicht darum, die Menschen der /nneren Sphäre von ihren unfähigen und barbarischen Herrschern zu befreien und vor den Schrecken des Bürgerkriegs und Chaos zu schützen?, fragte er sich. Aber wir haben Porrima nicht die Segnungen des rationalen Clanlebens und der alles beherrschenden Ordnung geschenkt. Wir haben nur Verwüstung gebracht, wenn sie auch kontrolliert war. Und das ist auch alles, was wir zurücklassen werden.
    Falls er Erfolg hatte, konnte der Desant den Weg für die eventuelle Befreiung Porrimas durch den Touman seines Clans ebnen. Trotzdem...
    Er zuckte die breiten, nackten Schultern. Er war direkt aus dem Cockpit der Lilie gestiegen und trug nur eine Kühlweste, den Kühlanzug, Shorts, Halbstiefel und einen Gürtel aus Kunststoffgewebe, an dem ein Holster mit einer Laserpistole hing. Es war nicht seine Art, lange zu brüten, wenn auch aus anderen Gründen als die

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