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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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Die Druckwelle hinderte ihn am Atmen. Die anderen Elementare seiner Eskorte feuerten alle sechs ihrer Schulterraketen gleichzeitig auf den Punkt ab, von dem der Angriff erfolgt war, während die ungepanzerte Infanterie eine krachende Gaussgewehrsalve abgab. Die komplette Seitenmauer einer Chemischen Reinigung stürzte über dem porrimanischen Soldaten ein.
    Ein Solahma-Infanterist beugte sich mit besorgter Miene über Aleks. Er winkte ihn beiseite und stand auf, so schnell er konnte. Er hatte sich den Kopf am Boden hart angeschlagen. Jeder Atemzug verursachte dort, wo ihn sein Freund getroffen hatte, stechende Schmerzen.
    Als sich Aleks neben Magnus Icaza kniete, sah er, dass dieser noch lebte. Irgendwie. Das eine ihm noch verbliebene blaue Auge öffnete sich und erkannte Aleks. Die zerfetzten und verbrannten Lippen öffneten sich zu einem Lächeln, und der eine noch verbliebene Lungenflügel, in der aufgerissenen Brust deutlich sichtbar, pumpte genug Luft durch die Kehle seines Freundes, um ihm das Sprechen zu ermöglichen.
    »Pass... auf dich auf, mein Freund«, krächzte er. »Es ist nicht das Kämpfen, das dich umbringt, eher ist es das Warten...«
    Rosa Schaum trat ihm auf die Lippen. Dann starb er.
    Aleks stand auf. Eine einzelne Träne zog ihre Spur durch den Staub und Ruß auf einer Wange, die so hart wie gebrannter Ton wirkte.
    »Jetzt sollen sie mal lernen, was denen blüht, die einen Krieger der Jadefalken heimtückisch ermorden«, erklärte er mit einer Stimme, die an das Krächzen eines Raben erinnerte. »Zerstört diesen Vorort. Lasst kein Haus stehen und niemanden am Leben.«
Desant
Alkaid
Summer
Landungsschiff Weißer Schnitter, im Orbit um Zebeb
New Aberdeen, Skye Präfektur IX, Republik der Sphä

Desant
    »... (1) der: -s, -e Abstieg, spez. Ein Fallschirmjägereinsatz, generell ein Angriff auf strategisch wichtige Ziele in feindlichem Hinterland.
    (Aus: Sowjetische Militärpraktiken, Terra) Veraltet.«
    - Vollständiges Wörterbuch der deutschen Sprache, CCCXV. Auflage, Duden-Institut, Donegal, Lyranisches Commonwealth, 3032
    Zentraler Regierungskomplex, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    3. April 3134
    Die Stille, als Tara Campbell, Countess of Northwind und Präfektin der Präfektur III, mit ihrer Adjutantin, Kapitänin Tara Bishop, den ultramarinblauen Konferenzraum betrat, war fast mit Händen zu greifen. Exarch Damien Redburn blieb auf seinem Platz am Kopf des langen Tisches, der in Form eines an den Enden abgeschnittenen Ovals geschnitten war, sitzen.
    Der Nachfolger Devlin Stones und Herrscher über die Republik der Sphäre nickte ihnen mit seinem schmalen, braunhaarigen Kopf zu. »Countess Campbell«, sagte er. »Schön, dass Sie so kurzfristig kommen konnten.«
    »Die Nachricht Ihres Sekretärs erklärte, es handele sich um eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit für die Republik«, antwortete Tara Campbell. Ihr Blick erwiderte seinen ohne die noch so kleinste Unsicherheit, aber sie spürte die Blicke ihrer Adjutantin wie glühende Kohlen. Dass in Redburns Stimme nicht die geringste Spur von Ironie zu erkennen war, unterstrich noch den Ernst der Lage, die ihn veranlasst haben mochte, sie beide hierher zu rufen. Denn in Wahrheit konnten die Gräfin von Northwind und der Exarch, der rechtmäßig gewählte Herrscher der Republik, dem zu dienen sie ihr Leben gewidmet hatte, einander nicht ausstehen.
    Die beiden Frauen setzten sich auf Plätze, die sich dem Exarchen gegenüber befanden. Es waren noch verschiedene andere Würdenträger anwesend. Sie begrüßten die Damen mit leisen Worten.
    Exarch Redburn legte die verschränkten Hände vor sich auf den Tisch. »Um 5 Uhr 33 Ortszeit heute Morgen haben wir eine HPG-Nachricht erhalten. Sie kam von der Station auf Imbros III in Präfektur I, die wieder in Betrieb genommen worden war. Bis dorthin war sie über eine improvisierte Befehlsstrecke weitergegeben worden: von einem Sprungschiff zum anderen gereicht.« Er sah zum Ende des Tisches, wo eine Adjutantin mit den Insignien des Militärischen Nachrichtendienstes der Republik saß. »Major Kiyo-saki.«
    »Exarch.« Die Offizierin stand auf. Die kupferfarbenen Haare hingen ihr in die Stirn und reichten fast bis zu den dunklen Mandelaugen. »Vor ein paar Wochen bereitete sich ein Handelssprungschiff des Seefuchs-Clans am Nadirsprungpunkt des Kandersteg-Systems im Lyranischen Commonwealth, unweit der Jadefalken-Besatzungszone, auf den Eintritt in den Hyperraum vor.

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