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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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irischen Waschfrau entsprach, hatte sie sich in den wenigen Tagen, die Tara bisher mit ihr zu tun gehabt hatte, als zumindest kompetente Offizierin erwiesen, die jedenfalls wusste, worauf es ankam.
    Außerdem hatte sie ihre Hochachtung vor Tara Campbells militärischen Leistungen seit Sadalbari zum Ausdruck gebracht. Statt die hübsche und zierliche Gräfin als Bedrohung zu empfinden, wirkte sie ausgesprochen begeistert davon, dass eine so fähige Kommandeurin aussah wie ein »wee Porzellanpüpp-chen«, wie sie es ausdrückte. Ihre Bewunderung war so herzlich gewesen, dass Tara - immerhin nicht nur eine erfahrene MechKriegerin und kampferprobte Feldherrin, sondern auch eine Kampfsportlerin ersten Grades - nicht einmal den üblichen Stich verspürt hatte, der Bezeichnungen wie »Porzellanpüppchen« normalerweise begleitete.
    Hanratty schien sich ehrlich zu freuen, dass Tara Campbell auf Skye war und sie Gelegenheit hatte, mit ihr zusammenzuarbeiten, ganz gleich wie. Na, da ist sie die Einzige, dachte Tara, als das Schiff die Landestützen ausfuhr und mit gewaltigem Tosen und Knirschen in der Stahlbetonsenke der Landebucht aufsetzte.
    Obwohl, so ganz stimmte das nicht. Die Massenmedien Skyes waren ebenso begeistert von ihr wie es die auf Terra gewesen waren - mit Ausnahme derer im Besitz der mächtigen Hermann-AG, die sie als Inkarnation des Bösen hinstellten. Die Beziehungen zu den offiziellen Stellen blieben jedoch kühl: Der Planetare Legat Eckard schien so introvertiert, dass man ihn kaum wahrnahm, Präfektin Brown war eher reserviert und ablehnend, Minister Solvaig dagegen offen feindselig. Der Herzog selbst schien ihre Gegenwart so begeistert aufzunehmen wie Herpesbläschen, trotzdem scheute er sich nicht, für sie Partei zu ergreifen, und zwar nicht nur bei der unglückseligen ersten Begegnung mit den Präfekturatsbeamten, sondern auch noch später, wenn Tara, was anfangs sogar recht häufig vorkam, gezwungen war, ihn auf Verzö-gerungs- und Blockadetaktiken der Verwaltung hinzuweisen. Es schien fast, als wäre er im Zwiespalt, ob er über ihre Anwesenheit wütend oder erleichtert sein sollte - und ihr für beides die Schuld gab.
    Wie auch immer, sie wusste sehr gut, dass sie den Lordgouverneur nicht endlos um Hilfe bitten konnte. Zumindest nicht, ohne jede Glaubwürdigkeit und Autorität zu verlieren, die sie unter Umständen besaß, ganz zu schweigen von dem Selbstbewusstsein, das zu empfinden sie sich gerade erst allmählich gestattete.
    Tara Bishop schien ihre Gedanken lesen zu können, eine Eigenschaft, die seit dem Sieg auf Terra immer ausgeprägter wurde. Jetzt beugte sie sich zu der kleineren Countess herab und murmelte ihr ins Ohr: »Wenigstens bekommen wir jetzt ein paar Truppen. Vielleicht nehmen sie uns dann etwas ernster.«
    Tara nickte.
    Mit einem lauten Zischen öffneten sich die Hauptschleusen und entfalteten sich zu Ausstiegsrampen. »Sar'nt Major!«, bellte Hanratty. Ihr Spieß, ein riesiger, quadratischer Kerl mit plattem Gesicht namens McDougall, der erstaunliche Ähnlichkeit mit einem altterranischen Prärieindianer hatte und eine Uniform mit Kilt und Schärpe in einem Muster trug, das Tara unbekannt war, brüllte Befehle. Die Pipes and Drums der 7. Skye-Miliz stimmten begeistert, aber ungeübt >The Campbells are Coming< an, dasselbe Stück, mit dem sie Tara bei deren erstem Besuch auf dem Regimentsgelände außerhalb von New Aberdeen einige Tage zuvor begrüßt hatten. Hanrattys lockeres Lächeln wirkte ein paar Sekunden lang bemüht und ihre Augen verengten sich. Dann entspannte sie sich jedoch wieder, als habe sie das Unvermeidliche akzeptiert.
    Taras Augen zuckten hoch zu ihrer Adjutantin. Die größere Kapitänin verzog leicht den Mundwinkel. »Ich würde lieber im September in der Steppe nackt bis auf eine Pistole gegen Nasty Kerensky in ihrem Ryoken II antreten«, murmelte sie, »als mir schlechte Dudelsackmusik anzuhören.«
    »Gibt es noch andere?«, knurrte McCorkle. Obwohl er als Northwind-Schotte aufgewachsen war, fehlte ihm doch jedes Gefühl für die traditionelle Musik dieser Kultur.
    Taras Highlander verließen das Schiff im strahlenden Sonnenschein und mit einem eindrucksvollen Auftritt, angeführt von ihrem Kommandeur, Oberst Robert Ballantrae, in einem Silberlöwe. Der ehemalige Stahlwolf-Mech war vor Belgorod zur Kriegsbeute geworden. Die Soldaten formierten sich zu einer Infanteriekolonne mit geschulterter Waffe, flankiert von Panzerfahrzeugen, an der Spitze der

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