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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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düsteren, stellenweise im Widerschein glänzenden Schatten bedeckt war, blickte hoch und drehte sich um.
    Sie sah seine Zähne im Halbdunkel der Galerie blitzen, bemerkte sein dunkles Gesicht. »Es überrascht mich, dass du nach mir suchst.«
    Die Kommandeursbesprechung, die auf das Kurultai folgte, war schnell zu einem Streit geworden. Malvina hatte für hartes Auftreten plädiert: Chaffee war friedlich, seit sie Hamilton geschliffen hatte. Das sollte zum Vorbild ihrer Eroberungen werden: Gezielter Schrecken. Die Mongolenmethode.
    Ihr Kobruder hatte argumentiert, dass eine Terrorkampagne dem Clanwesen widersprach. Dass unter Umständen extreme Provokation eine harte Vergeltung notwendig machen konnte, die Falken sich aber nicht zu sehr darauf verlassen konnten, ohne zu pervertieren, wofür sie standen und wozu sie in die Innere Sphäre zurückgekehrt waren: um die Menschen dort zu befreien und zu beschützen, nicht, um sie zu vernichten.
    Er war eindeutig in der Minderheit. Die Offiziere aus Beckett Malthus' Turkina-Keshik hatten Malvina fast so begeistert zugestimmt wie ihre eigenen Gierfalken. Aleks fand für seine Position nur unter den eigenen Offizieren Unterstützung, und selbst von diesen schienen einige zu zweifeln.
    Obwohl die Mehrheit Aleks' Argumente ablehnte, hatte Bec Malthus einen Kompromiss beschlossen: Jeder Galaxiscommander konnte auf seinem Feldzug vorgehen, wie er oder sie es für richtig hielt, und wenn sich die Flotten am Zenitsprungpunkt vier Flugtage von Skye entfernt wieder trafen, würden sie sehen, was es gebracht hatte.
    Das fahle Gesicht und silberne Haar schienen in der Luft zu schweben und sanft, wie von innen, zu leuchten. Der Rest war in tiefes Schwarz gehüllt, mit ein wenig symbolischem Grün, das kaum heller war. Im schwachen gelben Licht der Laufstegbeleuchtung war der Unterschied nicht zu erkennen.
    »Es scheint ein Windhauch von Zuhause durchs Schiff zu wehen«, stellte er mit sanft brummender Stimme fest. »Er verdrängt einen Moment lang den Geruch von heißem Metall, Schmiermittel und Ozon.«
    »Die Seife, mit der ich meine Haare und Haut wasche«, antwortete sie nüchtern. »Aus Sudetenkräutern hergestellt. Zu Hause, wenn du es so nennen willst.«
    Sein Lächeln wirkte schief. »Wir Clanner«, sagte er. »Wir hängen an der Natur, obwohl man uns kaum als ihre Geschöpfe bezeichnen kann. Wir lieben es, uns in der Ausbildung und den kurzen Dienstpausen in sie zurückzuziehen. Und ihre Gerüche und manchmal auch eine gestohlene Szenerie in die stählernen Brutkästen zu schmuggeln, in denen wir leben, seit wir aus den gläsernen abgenabelt wurden.«
    Sie stand jetzt so nahe bei ihm, dass er ihre gerunzelte Stirn sah. »Du hast an unseren Clansitten etwas auszusetzen?«
    »Manche davon amüsieren mich.« Er drehte sich wieder zur Reling um, stützte sich mit verschränkten Armen auf und schaute hinaus über das Hangardeck. Über und hinter den Raumfähren, die für die Rückkehr zu den anderen Sprungschiffen der Flotte fertig gemacht wurden, glänzten zwei riesige, rechteckige Sternenfelder, schwarz und silbern, zu beiden Seiten der zentralen Beibordschleuse. So arrogant und überzeugt von seiner Macht und Technologie war Clan Schneerabe, dass er riesige Sichtfenster auf dem Hangardeck des Schlachtschiffs gebaut hatte, als wären die Beiboote nervöse Rösser, die freie Sicht auf die sternklare Weite brauchten, in die sie früher oder später zurückkehrten. Bei Gefahr senkten sich gepanzerte Blenden so schwer wie ein Landungsschiff der Breitschwert-Klasse vor die Sichtfenster - wie Augenlider, die sich schlossen.
    »Wir haben uns seit der Rückkehr in die Innere Sphäre verändert. Manches hat sich aus Notwendigkeit gewandelt, anderes... hat sich einfach geändert. Manche Änderungen waren zum Besseren. Andere würde ich lieber rückgängig machen. Und manche wären zwar notwendig, lassen aber noch auf sich warten.«
    Sie stand neben ihm. Sie wirkte angespannt und zugleich glühte sie wie mit einer Art innerer Wut. Es war, als hätte sie etwas zu sagen und bekäme es nicht heraus.
    Er drehte sich um und betrachtete sie mit Erstaunen. Es gab wenig, was sie nicht fertig brachte, wenn sie das wollte.
    »Du hast Recht«, erklärte sie schließlich. »Aber wir sind möglicherweise unterschiedlicher Meinung darüber, was sich ändern sollte, und wie.«
    »Das stimmt.«
    Er streckte eine seiner großen Hände nach ihr aus. Sie hielt mitten in der Luft an. Eine Art Membran,

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